Die Feuerbraut
schnell den Mut verlieren? Noch leben wir, und der morgige Tag kann schon ganz anders sein als der heutige.« Stephanie versetzte Fabian einen leichten Backenstreich und forderte ihn auf, ihr zu erzählen, wie es ihm seit ihrer Trennung ergangen sei.
XVI.
Harlau hatte die Begrüßung seiner beiden Gefangenen durch ein von innen kaum zu erkennendes Guckloch beobachtet und Streit und heftige Vorwürfe erwartet. Bei dem innigen Verständnis zwischen den beiden drehte es ihm den Magen herum. Er wäre am liebsten hineingegangen und hätte die beiden eigenhändig erwürgt. Eine Weile erwog er, sie wieder zu trennen. Doch es gab keinen zweiten Kerker, und so hätte er entweder Stephanie oder ihren Liebhaber in einem der normalen Keller einsperren müssen, und das wollte er nicht. Nur die Felsenkaverne, in der sie den Augen und Ohren der Burgbewohner entzogen waren, schien ihm sicher genug zu sein. Zwar standen seine Männer treu zu ihm, doch mochte in dem einen oder anderen Mitleid mit Stephanie aufkommen und ihn dazu bewegen, sie entkommenzu lassen. Aber er wollte nicht die ganze Mühe aufgewendet haben, um seine Rache doch noch vereitelt zu sehen.
Mit einer ärgerlichen Bewegung stieß er sich von der Tür ab und drehte sich zu dem Wächter um. »Es darf niemand mit den beiden sprechen, auch du nicht!«
»Sehr wohl, Euer Erlaucht.« Die Miene des Mannes verriet, dass er sich eher die Zunge abschneiden würde, als auch nur ein Wort mit den Gefangenen zu wechseln.
»Du allein versorgst sie! Schieb ihnen das Essen durch die Klappe unten in der Tür. Die Riegel dürfen nicht ohne meinen ausdrücklichen Befehl geöffnet werden, und sie bekommen auch kein Licht mehr. Mag das Dunkel ein Vorgeschmack der Hölle für sie sein!«
Weitere Anweisungen prasselten wie Hagelkörner auf den Wächter nieder. Der grinste und zeigte dabei ein lückenhaftes, schwarz angelaufenes Gebiss. »Erlaucht können sich auf mich verlassen.«
Harlau nickte knapp, warf noch einen drohenden Blick auf die Kerkertür und stieg nach oben. In der Eingangshalle standen immer noch Stephanies Reisekisten, die von den Knechten hereingetragen worden waren, und auf einer von ihnen saß die Zofe, die beim Anblick des Grafen erschrocken aufsprang. Mit grimmiger Befriedigung sagte Harlau sich, dass seine Gemahlin die vielen Kleider nie mehr brauchen würde, und beschloss, das Zeug auf dem Burghof verbrennen zu lassen. Vorher musste er jedoch noch entscheiden, was mit der Leibmagd geschehen sollte. Das Weib hatte nicht auf seine Herrin aufgepasst und daher ebenfalls Strafe verdient. Doch es konnte unliebsames Aufsehen erregen, wenn er die Dienerin verschwinden ließ.
»Verzeiht, Euer Erlaucht, aber keiner der Knechte konnte mir sagen, wo ich das Gepäck Ihrer Erlaucht hinbringen lassen kann. Auch wird Ihre Erlaucht meine Dienste benötigen.«
Harlau schüttelte den Kopf. »Meine Gemahlin befindet sich in guter Obhut. Eine erfahrene Wehmutter ist bei ihr und wird ihr bis zur Geburt auch als Zofe beistehen. Du wirst nach Wien reisen. Meine Base benötigt deine Dienste mehr als mein Weib.« Er sah die Frau aufatmen und beschloss, sie unverzüglich fortzuschicken. Einen Augenblick überlegte er, ob er sie unterwegs umbringen lassen und diese Tat Räubern in die Schuhe schieben sollte, verwarf den Gedanken aber wieder. Würde er ein Mitglied seines Hausstands ohne ausreichende Bedeckung auf Reisen schicken, könnte das sein Ansehen beschmutzen.
»Ich werde meinen Kastellan anweisen, dir noch heute eine Reisemöglichkeit zu verschaffen. Halte dich bereit!«
Die Eile des Grafen verwunderte die Zofe, aber sie war froh, nicht in diesem entsetzlichen Gemäuer bleiben zu müssen. Mit einer gewissen Schadenfreude dachte sie an die Gräfin, auf die nun ein langer, langweiliger und unbequemer Aufenthalt zukam.
Harlau nahm ihren bösen Gesichtsausdruck wahr und lächelte zufrieden. Er hatte die Frau nicht zuletzt deswegen als Zofe seiner Frau bestimmt, um Stephanie durch sie überwachen zu lassen. Dabei hatte die Frau jedoch versagt und schien dies mehr ihrer Herrin übel zu nehmen als sich selbst. Für seine weiteren Pläne war sie jedoch nicht mehr wichtig. Mit einer schroffen Bewegung wandte er sich ihr zu.
»Du wirst dafür sorgen, dass einige Sachen, die Ihre Erlaucht benötigt, gepackt und hierher gebracht werden, damit meine Gemahlin sich wohlfühlen kann. Du bekommst die Liste von meiner Base.«
»Das werde ich tun, Erlaucht.« In den Augen der Zofe übertrieb
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