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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Harlau es mit der Fürsorge für seine untreue Gattin. Wahrscheinlich, so vermutete sie, hoffte er, das Kind könne doch dasseine sein, oder wollte zumindest vor der Welt diesen Anschein erwecken.
    Nachdem Harlau die Zofe weggeschickt hatte, suchte er seinen Kammerdiener auf, dem er von allen Menschen am meisten vertraute, und befahl ihm, dafür zu sorgen, dass die Frau noch am gleichen Tag in eine Zille gesetzt wurde, die sie nach Wien brachte.
    »Ich werde morgen abreisen, um mit Seiner Majestät über die geänderte Lage im Reich zu sprechen. Es wird Zeit, die kaiserlichen Heere neue Glorie erringen zu lassen. Du wirst mich begleiten. Wenn wir hierher zurückkommen, wird meine Rache die Metze und ihren Buhlen ereilen.«
    Der Diener verbeugte sich und schlurfte davon. Er benötigte keine genaueren Anweisungen, denn er wusste, was sein Herr unterwegs benötigte. An dessen Ehefrau und ihren Liebhaber verschwendete er keinen Gedanken. Die beiden hatten sich an dem Grafen vergangen, und es war dessen Recht, sie so zu bestrafen, wie es ihm beliebte.

XVII.
    Gibichen und Paul war es gelungen, Harlaus Spur bis an die Donau zu verfolgen, doch ihre Absicht, Fabian unterwegs zu befreien, hatten sie angesichts der gut bewaffneten Eskorte aufgeben müssen. Von einer Hügelkuppe aus sahen sie hilflos zu, wie Harlau mit seinem Gefangenen, Heimsburg und einem weiteren Mann über die Donau setzte und hinter den Mauern der Burg verschwand. Auch an dieser Stelle war es ihnen unmöglich gewesen, einen Befreiungsversuch zu unternehmen, denn die Eskorte verharrte in Sichtweite des Ufers, bis das Boot am gegenüberliegenden Ufer anlegte. Fabian aus dem Wehrbau herauszuholenschien ebenso aussichtslos. Die Burg war zwar klein, lag aber an einer gut zu verteidigenden Stelle, und um sie zu stürmen, hätte es mindestens einer Hundertschaft Soldaten und einiger Belagerungsgeschütze bedurft.
    Ludwig von Gibichen verfügte jedoch nur über einen einzigen Begleiter und wusste nicht einmal, wie er über die Donau kommen konnte. Wenn er den Fährmann rief, würde Harlau höchstwahrscheinlich erfahren, dass ihm jemand gefolgt war. Daher entschloss er sich, in Richtung Melk zu reiten und den Strom mit der nächsten Fähre zu überqueren. Als sie endlich übergesetzt worden waren, dunkelte es bereits, und er sah sich gezwungen, für Paul und sich ein Obdach im Dörfchen Schönbühel zu suchen. Am nächsten Tag ließ er den Burschen in der Herberge zurück, ritt in Richtung Harlau und betrachtete die Burg von allen Seiten. Das Ergebnis war ernüchternd. Es schien keinen Weg zu geben, die Mauern des Nachts zu überwinden oder sich auf andere Art einzuschleichen. So wandte er sich dem Dorf unterhalb der Burg zu, das ebenfalls zu Graf Harlaus Besitzungen zählte, und versuchte vorsichtig, die Leute auszuhorchen. Er erfuhr, dass der alte Kastellan mit den ihm unterstellten Bediensteten vor kurzer Zeit auf einen anderen Besitz ihres Herrn geschickt worden war und die Burg nun von Männern bewohnt wurde, die die Bauern nicht kannten.
    Da weiteres Nachfragen Verdacht erregt hätte, verließ Gibichen den Ort und kehrte zu seinem Quartier zurück. Unschlüssig, was er unternehmen konnte, um Fabian zu helfen, mietete er sich für die nächsten Tage in Schönbühel ein und hoffte, das Schicksal würde eine günstige Wendung nehmen und ihm einen Weg aufzeigen, wie er seinen Freund befreien konnte.
    Die Wirtsleute waren so gut wie nie in die Verlegenheit gekommen, bessere Herrschaften unter ihrem Dach zu begrüßen. Daher konnte man die Unterkunft und die Verpflegung nur als schlichtbezeichnen, und Gibichen bereute von Tag zu Tag mehr, sich auf dieses Abenteuer eingelassen zu haben. Reisende, die auf einen Krug Wein einkehrten, berichteten nämlich, die Generäle Gallas und Piccolomini sammelten das kaiserliche Heer, um gegen den Feind loszuschlagen. Ein paarmal fragte Gibichen sich, ob er nicht Fabian vergessen und zu seinem Regiment zurückkehren sollte. Es juckte ihm in den Fingern, dabei zu sein, wenn der Schlag gegen die Schweden geführt werden würde, die Bayern allmählich in eine Wüste verwandelten. Doch jedes Mal sah er Irmela vor sich, die tief um Fabian trauerte, und blieb.
    Nach einigen ereignislosen Tagen war er jedoch nahe daran aufzugeben. Er stand am Fenster der kleinen Kammer, die er mit Paul teilte, trommelte mit den Fingern auf seinen Oberschenkel und starrte auf die Straße hinaus, während der Diener mit stoischer Miene seine Hose flickte,

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