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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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eingerichteten Raumes befand, zeigte dem Grafen, wie spät es bereits geworden war.
    »Es wird Zeit, zu Bett zu gehen«, sagte er und erhob sich.
    Heimsburg stand so hastig auf, dass der Stuhl nach hinten fielund das Poltern sich mit dem Schlag der Uhr mischte. Irmelas Leute mussten sich bereits auf dem Weg zur Burg befinden. »Ich werde mich auch hinlegen. Wenn ich Birkenfels schinden soll, brauche ich all meine Kraft!«
    »Und ob Ihr ihn schinden sollt, mein Guter!« Harlau kicherte hämisch und befahl seinem Kammerdiener, ihm den Weg in sein Schlafgemach auszuleuchten.
    Heimsburg nahm einen Kerzenständer zur Hand, als wolle auch er sich in seine Kammer begeben. Auf halbem Weg hielt er die Flamme in den Luftzug, so dass sie verlöschte, und blieb lauschend stehen. Außer dem Trippeln einer Maus war kein Geräusch zu vernehmen. Wahrscheinlich waren die Begleiter des Grafen von der Reise erschöpft und hatten sich den Wein einverleibt, den Paul heraufgebracht hatte. Die Burgknechte hatten gewiss wacker mitgehalten, und daher würde höchstens ein Mann Wache halten.
    Heimsburg tastete sich an der Wand entlang zur Treppe und stieg vorsichtig ins Erdgeschoss hinab. Das Eingangstor des Palas war wie gewohnt unverschlossen, da die Knechte beim Wachwechsel nicht die schweren Eisenriegel beiseite schieben wollten, die trotz allen Einfettens durchdringend kreischten. Als er ins Freie trat, hielt er nach dem Nachtwächter Ausschau, der eben seine Runde machte.
    Die Dunkelheit verbarg Heimsburg, erwies sich aber auch als Hindernis, da er sich an der Mauer entlangtasten musste, um die Wachkammer zu finden. Zu seiner Erleichterung erreichte er sie, bevor der Wächter von seinem Kontrollgang zurückkehrte, und versteckte sich hinter der Tür. Jetzt bedauerte er es, seinen Pallasch nicht aus der Kammer geholt zu haben, denn ein sauberer Hieb wäre ihm lieber gewesen, als den Mann mit bloßen Händen angehen zu müssen. Aber ihm blieb keine Zeit mehr, sich zu bewaffnen, denn Paul und seine Freunde würdenbald da sein. Zum Glück für seine überreizten Nerven hörte er den Wächter kommen und drückte sich gegen die Wand hinter der Tür.
    Der Kerl darf nicht schreien oder gar Alarm schlagen, fuhr es ihm durch den Kopf, und als der Knecht die Tür aufstieß und hereinstapfte, trat er hinter den Mann. Bevor der begriff, was geschah, legte er ihm die Hände um den Hals und drückte zu. Der Wächter versuchte noch, seinem Angreifer die kleinen Finger zu brechen, damit dieser loslassen musste, erschlaffte aber bald.
    Heimsburg wartete, bis der Mann sich nicht mehr rührte, und ließ ihn zu Boden sinken. Er empfand keine Reue über diesen Mord, sondern eine gewisse Befriedigung. Schließlich hatte dieser Knecht ihn am meisten getriezt und verspottet. Nun musste er den Leichnam so beseitigen, dass niemand Verdacht schöpfte. Mit einem raschen Griff hob er die Laterne des Wächters auf, die zu erlöschen drohte, und stellte sie auf den Tisch. Dabei entdeckte er einen halbleeren Weinkrug, der ihn auf eine Idee brachte. Er leerte den Inhalt über dem Toten aus, schleppte diesen die Turmtreppe hinunter in einen abgelegenen Winkel und legte ihn dort so hin, als wäre der Mann im Rausch von der Mauer gefallen und hätte sich bei dem Sturz das Genick gebrochen.
    Danach eilte er in die Wachkammer zurück, nahm die Laterne an sich und öffnete die Fußgängerpforte im Tor. Einen Augenblick später trat Gibichen aus dem Dunkel.
    »Endlich! Ich dachte schon, Ihr hättet uns verraten!«
    Heimsburg kniff die Lippen zusammen, denn jedes Wort, das ihm einfiel, hätte einen heftigen Streit ausgelöst. Stattdessen musterte er die Männer, die Gibichen mitgebracht hatte. Paul kannte er, und Abdur hatte er in Pilsen gesehen, doch bei dem kleinen, schmalen Kerl, der in weiten Hosen und einer verschossenenWeste steckte, dauerte es eine Weile, bis er Irmela erkannte. Beinahe hätte er höhnisch aufgelacht. Mit so wenigen Leuten und noch dazu mit einem hilflosen Mädchen wollte Gibichen seinen Freund und die Gräfin befreien? Dann aber ging ihm auf, dass sich die Situation durch Harlaus Erscheinen grundsätzlich geändert hatte. Jeder Versuch, die Gräfin und Birkenfels mit Gewalt zu befreien, war nun von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die paar Männer der Burgbesatzung hätten sie niedermachen können, doch mit Harlaus Begleitern war nicht zu spaßen. Wenn sie etwas erreichen wollten, würde ihnen nichts anderes übrig bleiben, als so leise zu sein wie

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