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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aufgewacht war. Inzwischen aber hatte er sich mit seiner Situation angefreundet und streckte die Finger nach dem Hochberg-Vermögen aus.
    Die Gier der Menschen nach Gold ließ Lexenthal erneut den Kopf schütteln, ebenso deren Dummheit. Helene Steglinger, verwitwete von Hochberg, müsste wissen, dass ihre Behauptung, Irmela sei während ihrer Reise umgekommen, ohne einen sichtbaren Beweis nicht das Geringste wert war. Bis zu ihrer Heirat war er bereit gewesen, ihrer Tochter Johanna als Dank für die Freundschaft zu seiner Nichte Ehrentraud und die herzliche Aufnahme in ihrem Haus einen Teil des Hochberg-Vermögens zu überlassen. Da Frau Helene sich aber nun reich verheiratet hatte, überlegte er sich, ob er nicht im Namen der Kirche die Hand auf das gesamte Erbe der Hexe legen sollte. Die Schweden und ihre protestantischen Handlanger im Reich hatten unzählige Kirchen und Klöster niedergebrannt, und nach dem Sieg würde jeder Gulden gebraucht werden, um die Stätten des allein seligmachenden Glaubens wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Das Hochberg-Vermögen mochte zwar nur ein Tropfen auf einem heißen Stein sein, doch wäre es immerhin ein Anfang. Unterdessen war der Sekretär zurückgekehrt und wartete demütig, bis der Blick seines Priors auf ihn fiel. In dem Augenblick neigte er den Kopf. »Es ist alles so geschehen, wie Ihr es befohlen habt, ehrwürdiger Vater. Ein schnelles Schiff wird noch heute Passau verlassen, um nach Wien zu fahren. Ich habe bereits Euren Leibdiener aufgefordert, Eure Reisekisten zu packen und die se an Bord bringen zu lassen.«
    »Gut!« Lexenthal nickte zufrieden und trat an den Wandschrank, der über und über mit Schnitzereien versehen war, die Szenen aus der Heiligen Schrift zeigten. Sein Blick blieb auf dem Relief mit der Hexe von Endor hängen, und er packte deren Figur mit seinen knochigen Fingern, als wolle er sie aus dem Holz reißen.
    »Anders als die Mutter wird mir diese Hochberg-Hexe nicht entkommen!« Lexenthal spürte, wie ihn die damals erlittene Niederlage auch nach mehr als zwei Jahrzehnten noch schmerzte. Hätten seine Bemühungen damals Erfolg gezeigt, wäre Irmela nicht geboren worden, und seine Nichte würde noch leben. Schuld daran waren auch Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg, der die Untersuchung gegen die Hofdame seiner Gemahlin niedergeschlagen hatte, und der damalige Bischof von Augsburg, der sich dem Einfluss des Herzogs nicht widersetzt, sondern diesem sogar geholfen hatte.
    »Möge Gott Euch diese Tat verzeihen! Ich kann es nicht.« Lexenthal schlug die Hände vors Gesicht und kämpfte gegen die Tränen, die in ihm hochsteigen wollten. Er hatte Jahre gebraucht, um sich von jener Niederlage zu erholen und einen Platz einzunehmen, der seiner Abkunft angemessen war. Welch großen Aufschwung hätte seine Karriere nehmen können, wäre es ihm gelungen, Ehrentraud mit jenem Verwandten Seiner Heiligkeit in Rom zu vermählen! Doch die junge Hochberg-Hexe hatte sich als noch grausamer erwiesen als ihre Mutter.
    Als Lexenthal sich seinem Sekretär zuwandte und ihn aufforderte, alle wichtigen Papiere, die den Fall Hochberg betrafen, einzupacken und mitzunehmen, wirkte sein Gesicht wie aus Granit gemeißelt. Diesmal würde er sich von niemand aufhalten lassen, schwor er sich, und sollte es der Kaiser selbst sein.

XII.
    Irmelas Rückkehr kam für die Bewohner von Rain zwar überraschend, aber man empfing sie und ihre Begleiter wie lange vermisste Verwandte. Meinarda öffnete eigenhändig den Schlag und steckte den Kopf in das Innere der Kutsche.
    »Nun, du Zugvogel? Jetzt hat der Wind dich doch wieder zu uns geweht!« Dann entdeckte sie Stephanie und das Kind, das Fanny auf dem Schoß hielt. »Bei Gott, ist es möglich?«
    »Und ob es möglich ist!«, antwortete Irmela mit einem gezwungenen Lächeln. »Seine Erlaucht, Graf Harlau, ist auf einem Ausritt von Marodeuren getötet worden, und Ihr könnt sicher verstehen, dass Ihre Erlaucht, Gräfin Stephanie, nicht in der Gegend bleiben wollte, in der das Unglück geschehen ist.«
    Nach langen Beratungen hatten Irmela, Gibichen und ihre Begleiter beschlossen, die Gefangenschaft der Gräfin zu verschweigen. Erklärungsbedürftig war allerdings das Kleid, welches Stephanie trug, doch Irmela zeigte sich auch dieser Situation gewachsen.
    »Ihre Erlaucht wäre Euch dankbar, wenn sie auf Eure Näherin zurückgreifen könnte. Nach der Geburt hat ihr keines ihrer alten Kleider mehr gepasst, und da sie nicht auf

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