Die Feuerbraut
die Herrschaft Seiner Majestät und unserer erhabenen katholischen Religion wieder festigen.«
»Das wäre eine gute Nachricht!« Gibichen war erleichtert, das zu hören, denn seine bayerische Heimat würde wohl als Erstes von den Ketzern befreit werden. Er überlegte, ob er nicht umgehend nach Wien reiten und sich einem passenden Regiment anschließen sollte. Dann aber sagte er sich, dass Irmela und die anderen ihn brauchten.
Während er noch darüber nachsann, wo er dringender gebraucht würde, war Albert von Rain hinzugetreten und hieß seine Gäste fröhlich willkommen. »Ihr seid zur richtigen Zeit erschienen, meine liebe Komtesse. Walburgas Ehe mit diesem unsäglichen Steglinger ist offiziell aufgelöst worden, und so steht unserer Heirat nichts mehr im Wege. Wir werden in wenigen Tagen in unser Hauskloster fahren und uns von meinem Sohn trauen lassen.«
Aus seiner Stimme klang die Zufriedenheit eines Mannes, der froh war, auch in Zukunft seinen Passionen nachgehen und die Verwaltung seines Besitzes Frau und Schwiegertochter überlassen zu können.
Meinarda drängte Herrn von Rain ein wenig zur Seite und ergriff Irmelas Hände. »Es soll keine aufwendige Feier werden, doch würden wir uns freuen, wenn du samt deinen Begleitern daran teilnehmen und auch bis zu meiner Hochzeit mit Franz bleiben würdest.«
Die gewiss weitaus prunkvoller aufgezogen wird als Walburgas, las Irmela ihr von der Stirn ab. Das amüsierte sie ein wenig. Obwohl Meinarda und Walburga sich mochten, tat die Freiin doch alles, um ihren Vorrang herauszustreichen. Die kleine Rivalität störte sie jedoch nicht. Für den Moment war es einfach schön, wieder auf Rain zu sein und zu wissen, dasssie die nächsten Wochen in angenehmer Gesellschaft verbringen würde.
Das sagte sie einige Zeit später auch zu Stephanie, als sie ein wenig Ruhe vor ihren fürsorglichen Gastgebern gefunden hatten. Sie saßen in der Kammer, die Meinarda für die Gräfin hatte herrichten lassen, und knabberten an den auf dem Tisch stehenden Süßigkeiten. Stephanie war erleichtert, weil man sie hier so freundlich aufgenommen hatte, und während sie der Kleinen die Brust gab, lobte sie Frau Meinardas Großzügigkeit über alles und erklärte lang und breit, wie geborgen sie sich als Gast der Familie Rain fühle.
»Dafür kann ich Frau Meinarda nicht genug danken!«, schloss sie und setzte nach kurzem Zögern hinzu: »… und natürlich auch Frau Walburga und Herrn von Rain!«
Irmelas Lippen zuckten. Meinarda schien den Dank für jede Arbeit einzufordern, die Walburga für sie erledigte. Da die beiden Frauen aber gut damit zurechtkamen, sah sie keinen Grund, Stephanie zu korrigieren, sondern wandte sich dringlicheren Problemen zu.
»Wie wollt Ihr weiter vorgehen, meine Liebe? Immerhin seid Ihr in dieser Woche nicht nur Mutter, sondern auch Witwe geworden.«
Stephanie zog unschlüssig die Schultern hoch. »Ich weiß nicht so recht.«
»Ihr solltet Eurer eigenen Familie und auch Graf Harlaus Verwandten von der Geburt Eurer Tochter berichten und ihnen mitteilen, der schreckliche Tod Eures Gemahls habe Euch so erschüttert, dass Ihr vorerst nicht nach Wien zurückkehren könnt«, schlug Irmela vor.
Dann stellte sie die Frage, die sie schon längere Zeit bewegte. »Wer ist eigentlich Graf Harlaus Erbe? Eure Tochter?«
Stephanie schüttelte den Kopf. »Die Familiengesetze derer von Harlau sehen eine Erbfolge im Mannesstamm vor.«
»Dann solltet Ihr den Nachfolger Eures Gemahls umgehend informieren.« Irmela ärgerte sich ein wenig, weil sie Stephanie zu Dingen drängen musste, die in ihren Augen unabdingbar waren. Dann aber entschuldigte sie die Hilflosigkeit der Gräfin mit der harten Gefangenschaft und den Umständen ihrer Niederkunft.
»Wenn Ihr wünscht, werde ich mit Gibichen sprechen, damit er die Korrespondenz für Euch übernimmt. Er kann es damit erklären, dass Ihr Euch nach dem schrecklichen Tod Eures Gemahls unter seinen Schutz gestellt habt.«
Stephanies Blick zeigte Irmela, dass es dieser lieber wäre, unter dem Schutz eines anderen Mannes zu stehen. Doch Fabian würde in der nächsten Zeit im Hintergrund bleiben oder besser noch ganz unsichtbar sein müssen. Noch war der Skandal nicht abgewendet, und Irmela wollte darauf achten, dass er nicht durch irgendeine Dummheit angeheizt würde.
Nach einem kurzen Gespräch beugte Stephanie sich ihren Argumenten und bat sie, ihr Fanny zu schicken, damit diese das Kind säubern und neu wickeln konnte.
Irmela
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