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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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entriss ihr jede Wehe einen lauten Schrei.
    Auf der anderen Seite des Raumes krümmte Fabian sich, als erlebe er Stephanies Qualen am eigenen Leibe. Nach einer Weile sprang er auf und lief erregt hin und her. »Ich halte das nicht mehr aus!«
    Heimsburg hatte in und besonders nach den vielen Schlachten, an denen er teilgenommen hatte, oft genug das Schreien und Stöhnen der Verwundeten gehört, ohne dass es ihn tiefer berührt hätte. Aber eine Frau vor Schmerzen wimmern zu hören, griff auch seine Nerven an.
    »Wenn Ihr es nicht mehr aushaltet, können wir ein Stück in den Wald hinausgehen«, schlug er vor.
    Fabian nickte, blieb aber wie erstarrt sitzen und zuckte unter Stephanies nächstem Schrei zusammen. »Ich wollte, ich könnte ihr helfen!«
    »Das sagen viele Männer, doch glaube ich nicht, dass einer von ihnen es ernst meint«, antwortete Heimsburg bissig.
    »Ich meine es ernst!« Fabian sprang auf, als wolle er dem anderen an den Kragen gehen, beruhigte sich aber wieder und starrte zu Boden. »Das versteht Ihr nicht!«
    Heimsburg sagte nichts mehr darauf, sondern ging zur Tür.
    »Meinetwegen könnt Ihr hierbleiben, Birkenfels. Ich brauche frische Luft!«
    »Ich komme mit!« Fabian folgte ihm mit hängenden Schultern, denn es kam ihm so vor, als ließe er Stephanie im Stich. Kaum waren sie vor die Tür getreten, vernahmen sie den Hufschlag eines galoppierenden Pferdes. Erschrocken griffen sie zu Holzstöcken, die sich als Knüppel verwenden ließen. Gleich darauf aber erkannten sie Gibichen, der bleich und mit verzerrtem Gesicht auf sie zukam und sein Pferd gerade noch zügeln konnte.
    »Was ist los? Sind Harlau und seine Leute Euch auf den Fersen?«, fragte Heimsburg erschrocken.
    Gibichen schüttelte den Kopf. »Harlau kann uns nicht mehr bedrohen!«
    »Rede schon! Was ist geschehen?« Fabian packte seinen Freund am Ärmel und zerrte daran.
    »Gleich!« Gibichen warf dem Gehilfen des Kutschers die Zügel seines Pferdes zu und befahl ihm, das schwitzende Tier abzureiben. Dann drehte er sich zu Fabian und Heimsburg um.
    »Es war Paul. Er hat Harlau auf der Hauptstraße aufgelauert und ihn trotz dessen Leibwache niedergeschossen. Man hat es mir in Langegg erzählt. Zwei seiner Leute haben den Grafen dorthin geschafft, doch der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Der Rest von Harlaus Männern folgt Paul, der in der ersten Verwirrung entkommen ist.«
    »Bei Gott, was für ein Wahnsinn!«, brach es aus Fabian heraus.
    Heimsburg breitete zufrieden die Hände aus. »Was Paul getan hat, war das Beste, was uns geschehen konnte. Jetzt sind wir Harlau los, denn von seinen Leuten haben wir wenig zu befürchten. Das sind nur Befehlsempfänger, die uns nicht aus eigenem Antrieb heraus verfolgen werden.«
    »Aber sie verfolgen Paul und werden ihn töten«, schrie Fabian ihn an.
    Gibichen hieb ärgerlich mit der Hand durch die Luft. »Noch haben sie den Burschen nicht. Paul ist geschickt wie ein Fuchs auf dem Weg zum Hühnerstall. Es würde mich nicht wundern, wenn er seinen Verfolgern eine lange Nase drehen und heil davonkommen könnte. Wir sollten aber die Gräfin von den geänderten Verhältnissen informieren.« Er ging auf die Hütte zu, als ein gellender Schrei Stephanies ihn zurückprallen ließ.
    »Was geht da drinnen vor?«
    »Gräfin Harlau beliebt es, ihr Kind zur Welt zu bringen«, erklärte Heimsburg.
    »Dann sollte ich meine Nachricht wohl noch etwas für mich behalten.« Gibichen starrte so ängstlich auf die Tür, dass Heimsburg lachen musste.
    »Das würde ich auch sagen! Ich hatte Birkenfels bereits vorgeschlagen, einen Spaziergang zu machen, und wenn ich Euch so ansehe, glaube ich, dass es auch für Euch besser wäre.«
    Fabian presste seine Hände gegen den Magen. »Ja, gehen wir! Ihr könnt uns unterwegs berichten, was Ihr in Erfahrung gebracht habt.«
    Gibichen und Heimsburg sahen sich vielsagend an, denn Fabians Stimme hatte so gequält geklungen, als drehten ihm die Qualen der gebärenden Frau das Innerste nach außen.

X.
    Irmela wusste zuletzt nicht mehr zu sagen, wie lange sie neben Stephanie gekniet und deren Hand gehalten hatte. Wie durch einen dichten Vorhang hörte sie Dionysia von Kerlings inbrünstiges Gebet, während Fanny darauf achtete, dass die Gebärende bequem lag, und dabei dem hinter dem Vorhang wartenden Abdur immer wieder Befehle zurief, die dieser ohne Zögern befolgte.Da Fanny auf heißes Wasser drängte, entzündete er auf dem primitiven Herd ein Feuer und rieb den alten,

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