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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hoffte, Walburga würde bald eine passende Magd finden, denn sie wollte ihrer Zofe nicht zumuten, sich auch noch um das kleine Mädchen kümmern zu müssen. Fanny hatte genug damit zu tun, sie und Frau von Kerling zu bedienen. Mit einem leisen Seufzer dachte sie daran, was sie alles bedenken musste, schob diese Sorgen aber schnell beiseite und kitzelte Stephanies Tochter am Kinn.
    Die Kleine gluckste und sah so niedlich aus, dass Irmela sie am liebsten an sich gedrückt und nicht mehr hergegeben hätte. Mit einem Mal freute sie sich auf eigene Kinder. Mochten die Umstände einer Geburt noch so unangenehm und schmerzhaft sein, so wollte sie doch nicht auf das Gefühl verzichten, so etwas Kleines in den Armen zu halten.
    »Sie ist wirklich wunderschön!«, flüsterte sie und zauberte damit ein strahlendes Lächeln auf das Gesicht der Mutter. Dann verabschiedete sie sich, und während sie das Zimmer verließ, fragte sie sich zum ersten Mal seit Stephanies und Fabians Befreiung, was das Leben für sie bereithalten würde. Stand Fabian noch zu seinem Wort, sie heiraten zu wollen? Lange Monate hatte sie eine Ehe mit ihm als einzig richtigen Ausweg angesehen, doch jetzt nagten Zweifel an ihr. Fabians Herz gehörte Stephanie und seiner Tochter, und sie würde sich mit seiner Freundschaft begnügen müssen.
    Mit dieser bitteren Erkenntnis betrat sie den Raum, in dem die Herren zusammensaßen. Franz von Rain, der wegen der bevorstehenden Hochzeit seines Vaters Urlaub von seinem Regiment genommen hatte, hatte sich zu Fabian, Gibichen und Heimsburg gesellt und lauschte deren Schilderungen über die Schlachten, die sie bereits geschlagen hatten. Bislang hatte er nur bei den Übungen der Landesdefension Pulverdampf gerochen und war erst im Zuge neuer Rekrutierungen zu seinem Offizierspatent gekommen.
    Neben ihm saß sein Vater und lächelte so nachsichtig, als halte er vieles von dem Erzählten für Aufschneiderei. Irmela, die dem Bericht Gibichens über die Schlacht von Lützen lauschte, amüsierte sich im Geheimen ebenfalls. Seinen Worten zufolge hatten er und Fabian wohl die größten Heldentaten vollbracht. Das, was er beschrieb, passte jedoch nicht zu dem, was Fabian und Kiermeier im vorletzten Winter in jenem einsamen Gutshaus in den Waldbergen bei Passau geschildert hatten. Die Zahl der Schweden und auch die der Kaiserlichen war um ein Mehrfaches gewachsen, und die Schlacht selbst hatte immense Ausmaße angenommen. Nicht lange, da kam Irmela zu der Überzeugung, dass Soldaten nicht weniger logen als Jäger und Fischer, die ihre Beute beschrieben.
    Da sie anderes im Sinn hatte, als sich Gibichens militärische Phantastereien anzuhören, trat sie auf ihn zu und räusperte sich. Gibichen brach mitten im Wort ab und blickte zu ihr auf. »Kann ich Euch helfen, Komtesse?«
    »Ich habe etwas mit Euch zu besprechen, Herr von Gibichen.« Irmela deutete ihren Knicks nur an und kam sofort zur Sache.
    »Es geht um die Belange der Gräfin Stephanie. Wie Ihr wisst, hat sie Burg Harlau nach dem Tod ihres Gemahls überstürzt verlassen und konnte ihre Familie bisher noch nicht von der glücklichen Geburt ihrer Tochter informieren. Auch das neue Oberhaupt derer von Harlau sollte bald von der Existenz der kleinen Komtesse erfahren.«
    Fabian machte Miene aufzuspringen, Irmela ins Wort zu fallen und hinauszuschreien, dass die Kleine seine Tochter sei. Doch zum Glück fing er sich und ließ sich zurücksinken. Um Stephanies Ruf zu wahren, musste das Kind als legitime Tochter des Grafen Karl Joseph von Harlau gelten. Gibichen schien ähnlich zu empfinden, denn er streifte Fabian mit einem warnenden Blick, stand auf und verbeugte sich so tief und elegant vor Irmela, als befänden sie sich bei Hofe.
    »Richtet der Gräfin bitte aus, dass sie auf mich zählen kann. Wenn Hauptmann von Rain mir mit einem Uniformrock aushilft, werde ich mich morgen früh auf den Weg nach Wien machen. Mit meinen jetzigen Kleidern kann ich mich in der Kaiserstadt nicht sehen lassen, und ich möchte ungern warten, bis mir der Schneider einen neuen Rock angemessen hat.«
    Irmela stieß ein »Ha!« aus. »Da sagt man, nur Frauen wären eitel!«
    Gibichen entschloss sich, ihre Stichelei zu überhören, und blickte Franz von Rain fragend an. Meinardas Zukünftiger schoss aus seinem Stuhl hoch und erklärte, es sei ihm eine Ehre, dem Gast auszuhelfen.
    »Habt Dank! So verliere ich nicht unnötig Zeit. Wer ist eigentlich der neue Herr des Hauses Harlau?«
    Die Frage galt

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