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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Irmela, da er annahm, sie hätte es von Stephanie erfahren. Es war jedoch Albert von Rain, der ihm Antwort gab. »Der nächste Anwärter wäre mein guter Freund Hieronymus, seines Zeichens Abt von Altramszell. Da er jedoch die geistliche Laufbahn eingeschlagen hat, wird mit Leopold von Harlau ein Vetter dritten Grades zum Zuge kommen. Ich persönlich kenne den Mann nicht, da sein Besitz in Kärnten liegt. Aber er wird nach dem Erhalt der Nachricht vom Tod des Grafen gewiss nach Wien eilen.«
    Irmela nickte versonnen, denn die Situation kam Stephanie entgegen. Als entfernter Verwandter, dem unerwartet ein höherer Rang und ein Vermögen zufielen, würde Leopold von Harlau die Umstände des Ablebens seines Vorgängers nicht bis ins Einzelne untersuchen lassen wollen. Zudem war die Tatsache, dass Stephanie nur eine Tochter geboren hatte, ein zweifacher Glücksfall, für den Erben und für die Witwe. Wäre es ein Knabe gewesen, der selbst Anspruch auf Besitz und Titel hätte erheben können, würde Leopold von Harlau wohl kaum die Ohren vor gewissen Gerüchten verschließen, das Kind sei illegitim. So aber würde sich kaum noch jemand für Stephanie und Fabian interessieren.
    Gibichen klopfte mit dem Fuß ungeduldig auf das Parkett. »Ist es der Dame recht, wenn ich morgen aufbreche?«
    Irmela zuckte zusammen und nickte. »Aber gewiss.«
    »Dann seid so freundlich und bittet Gräfin Harlau um ein paar Empfehlungsbriefe für ihre Verwandten. Ach ja, ich hätte auch einen Wunsch an Euch, wenn ich diese Aufgabe zu Eurer Zufriedenheit erfülle.«
    »Und der wäre?«, fragte Irmela unhöflich knapp.
    »Eine Fahne für meine Kompanie von Eurer Hand. Ihr fertigtdie besten Handarbeiten an, die ich je gesehen habe. Bei deren Anblick wird meine Schwester vor Neid erblassen. Sie hält sich nämlich für eine unerreichte Meisterin der Nadel.«
    Gibichens Stimme klang so bissig, als empfinde er nur wenig Liebe für seine Schwester. Auch zu seinem Bruder schien er kein herzliches Verhältnis zu pflegen, wie einige beiläufige Bemerkungen Irmela verraten hatten. Der einzige Verwandte, mit dem er auszukommen schien, war jener Onkel, der ihn als Erben hatte einsetzen wollen. Dessen Besitz lag jedoch im nordwestlichen Teil des Herzogtums Bayern und war derzeit wie so viele andere Güter von den Schweden besetzt.
    Irmela bedauerte Gibichen mit einem Mal, obwohl dieser gewiss der Letzte war, der bemitleidet werden wollte.
    Mit einem leisen Auflachen unterbrach Gibichen Irmelas Grübeln. »Meine Liebe, hat Euch meine Forderung die Sprache verschlagen?«
    »Nein, gewiss nicht! Ihr bekommt Eure Fahne. Möge sie Euch von Sieg zu Sieg führen.«
    »Da sie von Euch stammt, wird sie dies gewiss tun.« Gibichen verbeugte sich erneut und wandte sich dann an die anderen Herren. »Was haltet ihr von einer kleinen Kartenpartie? Dieses Vergnügen habe ich in den letzten Wochen wohl am meisten vermisst.«
    Männer!, dachte Irmela und verließ den Raum mit einem leichten Kopfschütteln.

XIII.
    Entgegen Meinardas Behauptung, Herrn von Rains Hochzeit mit Walburga würde nicht besonders aufwendig gefeiert, war die Klosterkirche festlich geschmückt. Der Sohn, der hier als Abt residierte, schien die Hochzeit seines Vaters in einem anderenLicht zu sehen als seine zukünftige Schwägerin. Irmela freute sich darüber und bewunderte die Braut. Walburgas Kleid war von dunkler Farbe und eher schlicht gehalten, verlieh seiner Trägerin aber eine besondere Note, der sich auch ihr Bräutigam nicht entziehen konnte.
    Albert von Rain wirkte erleichtert, dass die Hochzeit endlich gefeiert werden konnte, denn er schätzte Walburga nicht nur als fleißige Hausfrau und Verwalterin seiner Güter, sondern freute sich auf das eheliche Zusammenleben, wie ein paar nicht sehr gewählten Bemerkungen zu entnehmen war. Meinarda bewies genug Takt, diese Anspielungen zu überhören und diesen Tag ihrer Freundin zu überlassen. Daher hatte sie sich für ihre Verhältnisse schlicht gekleidet. Ihr von Spitzen umrahmtes Dekolleté ließ Franz von Rains Augen jedoch aufleuchten, und er erklärte noch vor der Trauzeremonie jedem, der ihm zuhörte, er wolle mit seiner eigenen Heirat nicht mehr allzu lange warten.
    Meinarda lächelte glückselig und schien den Schrecken durch die Schweden und den Tod ihres Mannes völlig vergessen zu haben. Das stimmte Irmela ein wenig traurig, weil sie selbst nicht wusste, wie ihr Leben weitergehen sollte. Sie würde sich schon in der nächsten Zeit der

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