Die Feuerbraut
auch nicht glücklich darüber, dass ihre Herrin Fabian heiraten wollte. Der hatte es mit der Entstellten getrieben, und auch sonst war der Lebenswandel des jungen Mannes nicht der beste. Nach dem, was sie aufgeschnappt hatte, musste es in seinem Leben neben Gräfin Stephanie und Ehrentraud auch noch eine gewisse Gerda gegeben haben, ein Weib mit einem entsetzlich schlechten Ruf.
Dann aber wurde ihr bewusst, dass es wohl keinen Mann gab, der ein gottgefälliges Leben führte, und sie zuckte mit den Schultern. »Eigentlich sollte man sie alle in einen Sack stecken und in die Donau werfen!«
»Heute sprichst du in Rätseln«, antwortete Irmela.
Als Fanny erklären wollte, was sie meinte, erschien eine Bedienstete mit einem Eimer warmen Wassers und füllte die Waschschüssel. Das erinnerte die Zofe an ihre Pflichten. »Raus aus dem Hemd und dann kräftig gerubbelt! Das bringt den Körper auf Trab, hat meine Mama immer gesagt.«
Fanny nahm einen rauhen Lappen, tauchte ihn in das Wasser und gab ein wenig Seife darauf. »Glaubt Ihr, dass Herr von Gibichen für Gräfin Stephanie etwas in Wien erreichen konnte?«, fragte sie, während sie Irmela den Rücken wusch.
»Ich will es hoffen! Eigentlich wollte er ja bis zur Hochzeit wieder zurück sein. Walburga und Herr von Rain waren ein wenig enttäuscht, weil er ihre große Feier versäumt hat.« Irmela gestand sich im Stillen ein, dass sie den hochgewachsenen, wortkargen Hauptmann ebenfalls vermisste. Zwar hatte sie mit Fabian und Stephanie zwei Gesprächspartner, die sich eifrig bemühten, ihr alles zu Gefallen zu tun, doch das Verhältnis zwischen ihnen konnte man zumindest als seltsam bezeichnen. Mit ihr war Fabian verlobt, gleichzeitig aber war er der Vater von Stephanies Kind. Nun hing er zwischen diesen gegensätzlichen Verpflichtungen, ohne sich entscheiden zu dürfen. Stephanie war weder ihr noch ihm eine Hilfe, denn sie floss vor Dankbarkeit über und hätte wohl auch noch auf ihre ewige Seligkeit verzichtet, nur um ihre Retterin zufriedenzustellen.
»Das Schicksal stellt die Menschen auf seltsame Proben.« Irmela schüttelte nachdenklich den Kopf und zog sich damit eine Rüge von Fanny zu, die gerade ihre dichten Haare mit einem Kamm zu entwirren versuchte. Zu mehr als ein paar tadelnden Worten kam die Zofe jedoch nicht, da im Burghof Hufschläge und rauhe Stimmen aufklangen.
Irmela erschrak. »Hoffentlich sind das keine Schweden!«
Fanny eilte ans Fenster. »Den Uniformen nach sind es die Unseren. Aber ich kann nicht erkennen, zu welchem Regiment sie gehören.«
»Wahrscheinlich zu Franz von Rains«, antwortete Irmela gleichgültig.
Ihre Zofe schüttelte den Kopf. »Deren Abzeichen könnte ich mit verschlossenen Augen malen, so oft habe ich mir beim Nähender Uniformen die Finger wund gestochen. Die hier tragen andere Farben, und es sind drei Mönche dabei.«
»Wahrscheinlich Gäste für Herrn von Rain, die uns nichts angehen«, sagte Irmela und befahl Fanny unwirsch weiterzumachen.
Die Zofe kehrte zögernd zurück und bearbeitete Irmelas Haare mit der Bürste. Sie war noch nicht fertig, als es an die Tür klopfte und Meinarda eintrat. Ihr Gesicht war schneeweiß, und ihre Augen flackerten.
Gleichzeitig hörte Irmela schwere Männerschritte auf ihre Kammer zukommen.
»Was ist denn los?«, fragte sie verärgert.
Meinarda brauchte einige Augenblicke, bis sie reden konnte. »Da sind Leute gekommen, die dich verhaften wollen. Ich habe nicht alles begriffen, was ihr Anführer sagte, aber es soll sich um eine schwere Anklage handeln.«
Irmela sah ihrer Freundin an, dass diese nicht die ganze Wahrheit sagte. Meinarda wusste mehr, schien es aber selbst nicht begreifen zu können.
»Ich verstehe nicht, was das soll! Ich habe gewiss nichts angestellt.« Irmela stand auf und befahl Fanny, sie anzukleiden.
»Du solltest dich beeilen, sonst kommen die Soldaten herein und nehmen dich so mit. Außerdem darfst du dein Fenster nicht öffnen.«
Meinardas Worte entlockten Irmela ein Lachen. »Haben die etwa Angst, ich könnte ihnen davonfliegen?«
Das leichte Nicken ihrer Gastgeberin ließ Irmela plötzlich frieren. Ihre Mutter war als Teufelsbuhle beschuldigt und beinahe verhaftet worden, und ihr hatte Johanna immer wieder vorgeworfen, eine Hexe zu sein. Im Haus über dem Strom und auch auf dem Gutshof hatte sie sogar beinahe selbst daran zu glauben begonnen, doch inzwischen war sie zu der Überzeugung gekommen, dass sie ein normaler Mensch war und eine gläubige
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