Die Feuerbraut
Angehörigeder heiligen katholischen Kirche. Sie mochte zwar ungewöhnliche Fähigkeiten haben, aber mit Zauberdingen hatte sie sich nie abgegeben und auch keinem Menschen je Schaden zugefügt.
Es schien, als habe sie einen Fehler gemacht, als sie nach ihrem Gespräch mit Wallenstein nicht sofort nach Passau zurückgekehrt war. Dadurch hatte sie Helene und Johanna die Gelegenheit geboten, ihr einen Strick zu drehen. Nun wünschte sie sich für einen Augenblick, sie besäße jene bösen Kräfte, die man ihr vorwarf. Dann würde sie tatsächlich davonfliegen und ihren angeheirateten Verwandten all das heimzahlen, was diese ihr angetan hatten.
Irmela war aber auch klar, dass sie keine Zeit hatte, ihren Gedanken nachzuhängen. Rasch schlüpfte sie in all die Unterkleider und ein Gewand, das ihrem Stand angemessen war, ließ sich von Fanny die Knöpfe schließen und trat mit einer Haltung verletzten Stolzes auf den Flur.
Ein Blick in die eingefrorenen Gesichter der Soldaten ließ ihren Mut sinken. Ein junger Mönch im Habit der Dominikaner trat ihr mit einem silbernen Kruzifix in der Hand entgegen und murmelte lateinische Formeln, die sie nicht verstand.
»Was soll das Ganze?«, fragte sie wütend.
»Sei still, Hexe!«, fuhr der Mönch sie an und wandte sich an die Soldaten. »Bindet ihr die Hände auf den Rücken und knebelt sie, damit sie uns nicht verfluchen kann.«
Irmela kam nicht mehr dazu zu protestieren, da ihr zwei Männer die Arme schmerzhaft nach hinten bogen, während ein Dritter ihr einen ledernen Knebel in den Mund schob und dessen Enden in ihrem Nacken verknotete. Ihre Hände wurden mit einem rauhen Strick gefesselt und die Augen verbunden. Dann schleiften die Soldaten sie wie ein Gepäckstück mit sich. Fanny hatte wie erstarrt dagestanden, aber nun wollte sie Irmela folgen. Einer der Soldaten stieß sie jedoch rüde zurück. Bevor die Zofe wütend auf ihn losgehen konnte, packte Meinarda sie und drückte sie in eine Ecke.
»Willst du, dass sie auch dich verhaften?«, raunte sie Fanny ins Ohr.
»Die Komtesse braucht mich!«
»Närrin! Du würdest ihr nicht helfen können, sondern selbst ein hilfloses Opfer dieser Kerle werden. Irmela wird wenigstens noch durch ihren hohen Rang geschützt. Mit dir aber können sie verfahren, wie es ihnen gefällt.«
Während Meinarda Fanny zurückhielt, erreichten die Soldaten mit Irmela die Treppe und ließen sie gegen die steinerne Brüstung prallen. Sie stöhnte vor Schmerz und wand sich unter dem harten Griff der Männer.
Von unten klang Herrn von Rains zornige Stimme auf. »Dies ist mein Haus und Komtesse Hochberg mein Gast! Wenn sie auf meinem Grund und Boden nicht mit der Achtung behandelt wird, die ihrem Rang gebührt, rufe ich meine Knechte und lasse euch samt euren Soldknechten davonjagen!«
Irmela war Albert von Rain dankbar, dass er sich für sie einsetzte. Gleichzeitig fragte sie sich, wer der Mann sein mochte, der es wagen konnte, sie in diesem Haus festzunehmen. Sie versuchte sich einzureden, dass sich das Ganze nur um ein Missverständnis handeln konnte, welches sich bei einem Gespräch mit demjenigen, der den Befehl zu ihrer Verhaftung gegeben hatte, rasch aufklären würde. Dann erinnerte sie sich an den Feuertod der alten, als Hexe beschuldigten Frau bei Passau, und eine Woge von Angst und Panik schwemmte alles Denken hinweg.
II.
Xaver von Lexenthal war so erleichtert, die Hexe ohne Probleme gefangen genommen zu haben, dass er sich nicht einmal über Albert von Rains Vorhaltungen ärgerte. Er gab den Soldaten,die ihn begleiteten, sogar den Befehl, etwas schonender mit dem Weib umzugehen. Hatte er erst einmal das Land des Freiherrn verlassen, würde er anders verfahren. Irmela würde für jede Minute bezahlen, in der seine Nichte hatte leiden müssen. Jetzt aber galt es, die Hochberg-Hexe ihren Freunden und möglichen Helfern zu entziehen.
»Wohin bringt Ihr die Komtesse?«, wollte Albert von Rain wissen.
Der Mönch, den Daniel von Rain Lexenthal als Führer mitgegeben hatte, versuchte den Vater seines Abts zu beruhigen. »In unser Kloster, wo sie im Gästetrakt untergebracht wird.«
Lexenthal lächelte in sich hinein, denn er hatte ganz andere Pläne mit dem Hexenweib. Davon aber durfte niemand etwas erfahren. Männer wie Albert und Daniel von Rain waren nun einmal der Ansicht, Hexen entstammten ausschließlich dem Sumpf niederer Stände, und nahmen die Umtriebe einer Teufelsbuhle adeliger Herkunft gar nicht wahr. Das hatte er schon
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