Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
sich in Krämpfen wand, doch bevor er noch mehr tun konnte, fiel die Hand des Priors schwer auf seine Schulter.
    »Verdammter Hund! Ich hatte doch befohlen, die Hexe vorerst in Ruhe zu lassen. Ich wünschte, ihr Fluch würde dich treffen!«
    Es war beinahe lächerlich zu sehen, wie sich das Gesicht des Soldaten entfärbte. »Erhabener Herr, ich wollte nicht …«
    Der Prior gab ihm einen Stoß. »Verschwinde zu deinen Kameraden und sage ihnen, dass ich gleich aufbrechen will. Jeder, der zu viel getrunken hat, wird bestraft!«
    Die Drohung war berechtigt. Aufgrund ihres leicht errungenen Erfolgs, aber auch aus Angst vor den enormen Kräften, welche die junge Hexe besitzen sollte, hatten einige Soldaten dem Wein stark zugesprochen.
    Eine halbe deutsche Meile weiter hieß der Prior die Vorreiter und den Kutscher von der Straße nach Wien abbiegen und auf die Donau zuhalten. Nun nahm er sich endlich auch die Zeit, seine Gefangene genauer anzusehen. Es fiel ihm auf, wie wenig Irmela ihrer Mutter glich. Irmhilde von Hochberg war eine schöne Frau gewesen, nicht besonders groß, aber bei weitem nicht so klein und zierlich wie ihre Tochter, und im Gegensatz zu dieser hatte sie Haare wie gesponnenes Gold gehabt. Die Ähnlichkeit zwischen Ottheinrich von Hochberg und dessen Tochter war größer, wenn man davon absah, dass er ein recht stattlicher Mann gewesen war. Im Gegensatz zu ihren Eltern wirkte Irmela mager und wenig attraktiv. Doch während er sie betrachtete, verwarf er diese Meinung wieder. Sie mochte klein sein, hatte aber eine gute Figur, und ihr Gesicht erschien trotz des störenden Knebels und der Augenbinde ungewöhnlich anziehend.
    Wer sie so sah, würde kaum glauben können, dass es sich bei ihr um die schlimmste Hexe handelte, an die Lexenthal sich erinnernkonnte, und er musste sich mühsam ins Gedächtnis rufen, dass der Teufel jenen, die ihm treu dienten, eine anziehende Schönheit verlieh.
    Ein inbrünstiges Gebet half dem Prior schließlich, jegliche Regung von Mitleid aus seinem Herzen zu verbannen. Ein Blick auf seinen Sekretär zeigte ihm jedoch, dass der schlechte Zustand der Gefangenen auf diesen nicht ohne Wirkung blieb.
    »Sollten wir ihr nicht wenigstens den Knebel abnehmen, so dass sie freier atmen kann?«, fragte der junge Mann nach einer Weile.
    Lexenthal lachte höhnisch auf. »Damit sie uns mit ihrer Stimme in ihren Bann schlagen und verhexen kann? Nein, sie bleibt so gefesselt, wie sie ist.«
    »Dann wird sie den langen Weg bis Passau nicht durchstehen«, wagte der Sekretär einzuwenden.
    Irmela erschrak, als sie vernahm, dass sie nach Passau gebracht werden sollte. Dort hatte Lexenthal großen Einfluss, und Herzog Wolfgang Wilhelm würde zu spät erfahren, was ihr zugestoßen war.
    Auch dem Prior bereitete der lange Weg Sorgen, denn die junge Hochberg durfte ihm unterwegs nicht zugrunde gehen. Solange sie keinem ordentlichen Verhör unterworfen und rechtmäßig verurteilt worden war, würde er in den Augen der Welt als Entführer dastehen, in dessen Gewalt eine Dame von Stand umgekommen war, und dies würde ein schmähliches Ende für ihn bedeuten.
    Verärgert, weil sein eigenes Schicksal so eng mit dem der Hochberg-Hexe verbunden war, wandte Lexenthal seinen Blick ab und brütete still vor sich hin.
    Auch Irmela hing ihren Gedanken nach, und die waren alles andere als erfreulich. Die rüde Behandlung, die sie erfahren hatte, machte ihr Angst, und sie fürchtete sich vor dem, was die Zukunft ihr bringen mochte. Für Augenblicke überlegte sie, ob nichtHelene und Johanna, sondern Harlaus Verwandte dahinterstecken mochten, die den Tod ihres Verwandten und die Befreiung Stephanies und Fabians rächen wollten, schob diese Vermutung aber bald wieder beiseite. In dem Fall hätten die Soldaten auch die beiden mit sich geschleppt. Außerdem glaubte sie jetzt auch die Stimme des Anführers erkannt zu haben. Es musste Lexenthal sein, Ehrentrauds Onkel, der bereits ihre Mutter als Hexe hatte überführen wollen. Sie spürte förmlich die Flammen des Feuers, in das er sie stoßen würde, und verging vor Angst.

III.
    Auf Burg Rain waren die Bewohner zunächst wie erstarrt. Fabian hatte am Vorabend ebenfalls zu viel getrunken und lag noch in seinem Bett. Nun stürmte Fanny in seine Kammer und rüttelte ihn heftig.
    Trotz seines schweren Kopfes war Fabian sofort hellwach. »Was ist los?«
    »Soldaten! Sie haben die Komtesse als Hexe beschuldigt und mitgenommen. Dabei stimmt das gar nicht, das mit der

Weitere Kostenlose Bücher