Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
einmal mit schmerzlichen Folgen erfahren müssen, also würde er diesmal vorsichtiger zu Werke gehen.
    Mit einer grimmigen Miene, die nichts von seinem inneren Jubel verriet, sah er zu, wie Irmela in seine Kutsche gehoben wurde. Dann verabschiedete er sich von Albert von Rain und ließ diesen ebenso wie die übrigen Bewohner der Burg ratlos und verschreckt zurück.
    Lexenthal, sein Sekretär und der Mönch aus Abt Daniels Kloster nahmen in der Kutsche Platz, wobei jeder bemüht war, die in einer Ecke sitzende Irmela nicht zu berühren. Der einheimische Mönch tat es aus einer gewissen Ehrerbietung gegenüber dem Gast, der im Haus des Vaters seines Abts beinahe ein Familienmitglied geworden war, während die beiden anderen fürchteten, Irmela könne sie allein durch den Kontakt mit ihren Kleidern verhexen.
    Auf halbem Weg zum Kloster ließ Lexenthal anhalten und wandte sich seinem hiesigen Begleiter zu. »Verzeih, Bruder, doch mir ist auf dieser Fahrt klar geworden, dass die Gästeräume eures Klosters nicht der geeignete Aufenthalt für eine Hexe mit so großen Kräften sind. Von dort könnte sie leicht entkommen. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, sie in ein sicheres Gefängnis bringen zu lassen. Bitte teile dies dem ehrwürdigen Abt Daniel von Rain mit.«
    Der Mönch sah ihn erschrocken an. »Er wird es nicht gutheißen, dass Ihr die mit ihm besprochenen Pläne so unvermittelt ändert. Wohin wollt Ihr die junge Dame bringen?«
    »Nach Wien«, antwortete Lexenthal und bat dabei die Heilige Jungfrau um Milde für diese Lüge.
    »Bis dort werdet Ihr mindestens zwei Tage brauchen«, behauptete der Mönch.
    Lexenthal lächelte sanft und öffnete eigenhändig den Schlag, damit der Ordensbruder aussteigen konnte. »Ich werde in Klosterneuburg übernachten und die Hexe in den dortigen Gewölben unterbringen lassen. Einen Tag später sind wir in Wien, und dann kann der Prozess gegen Irmela von Hochberg seinen vorgeschriebenen Gang gehen.«
    Wien war der letzte Ort, zu dem er Irmela bringen wollte, denn dort würde Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg, der eine unerklärliche Vorliebe für die Familie Hochberg gefasst hatte, sofort von der Verhaftung erfahren und seinen Einfluss geltend machen.
    Lexenthal nickte noch einmal wie zur Bekräftigung. »Ich danke dir für die Hilfe, Bruder, die du mir geleistet hast. Überbringe diesen Dank auch dem ehrwürdigen Abt deines Klosters.«
    Der Mönch wusste nicht so recht, was er tun sollte. Abt Daniel hatte ihn beauftragt, die Gefangennahme der Komtesse Hochberg zu beobachten und dafür zu sorgen, dass diese unbeschadetins Kloster gebracht werde. Andererseits stand Lexenthal von seinem Rang her weit über ihm, und diesem Zwiespalt fühlte er sich nicht gewachsen. Schließlich sagte er sich, dass die Herren Richter in Wien besser wissen mussten, welche Behandlung einer der Hexerei angeklagte Dame von Stand angemessen war. Dieser Gedanke beruhigte seine Gewissensqualen. Daher stieg er ohne weiteren Widerspruch aus der Kutsche und verabschiedete sich ehrerbietig. Lexenthal nickte noch einmal huldvoll und befahl dem Kutscher weiterzufahren. Als der Wagen rollte, sah er nach hinten und stellte fest, dass Abt Daniels Vertrauter stehen geblieben war und ihnen nachblickte.
    Lexenthal lächelte spöttisch, denn mit einer solchen Reaktion hatte er gerechnet. Er ließ die Kutsche ein Stück in Richtung Wien rollen und hielt bei einer Schenke an. Während seine Eskorte einen Schluck Wein, etwas Brot und gesottenes Fleisch zu sich nahm, ließ er für sich und seinen Sekretär das beste Essen auftischen. Dabei unterhielt er sich so begeistert mit seinem nervös wirkenden Untergebenen über die Kaiserstadt, die man am Abend des nächsten Tages erreichen würde, dass der Wirt und seine Knechte es nicht überhören konnten.
    Irmela erhielt weder zu trinken noch etwas Essbares. Eng an die Wand der Kutsche gepresst, vermochte sie ihre Umwelt nur mit ihren Ohren und ihrer Nase wahrzunehmen.
    Einer der Soldaten steckte seinen Oberkörper in die Kutsche und hielt Irmela ein zwischen zwei Brotscheiben steckendes Stück Fleisch unter die Nase. »Na, hast du auch Hunger, du Hexe?«
    Irmela roch das Essen, doch ihr Magen war in einem so schlechten Zustand, dass es ihr heiß und sengend bis in die Kehle hochstieg. Sie würgte und schluckte alles wieder hinab, denn sie fürchtete, wegen des Knebels an ihrem Erbrochenen zu ersticken.
    Der Soldat wieherte vor Lachen, als er sah, wie die Gefangene

Weitere Kostenlose Bücher