Die Feuerbraut
Fanny brauchen, sobald sie frei ist.«
»Ich packe die Reisekisten der Komtesse!« Fanny war froh, etwas tun zu können, und lief aus dem Saal. Dionysia von Kerling folgte ihr, um ihre eigenen Sachen zusammenzusuchen.
Heimsburg stand ein wenig abseits im Raum, trat dann aber auf Fabian zu. »Ich hoffe, es stört Euch nicht, wenn ich mitkomme. Doch wenn ich mir die Hoffnung erhalten will, von Komtesse Irmela eine Belohnung zu erhalten, sollte ich dafür sorgen, dass sie dazu in der Lage ist.«
Fabian sah den Mann, den er lange Monate für einen Feind gehalten hatte, nachdenklich an und reichte ihm die Hand. »Ich freue mich, Euch an meiner Seite zu haben.«
Heimsburg bleckte die Zähne zu einem freudlosen Grinsen. »Wir werden die Komtesse befreien, Birkenfels.«
»Der Teufel soll uns holen, wenn uns das nicht gelingt.« Fabian klopfte gegen seine linke Hüfte, merkte jedoch, dass er seine Waffe noch nicht umgeschnallt hatte, und rannte los, um sich für den Ritt nach Wien fertig zu machen.
IV.
Ludwig von Gibichen hatte etliche Tage warten müssen, bis der neue Graf Harlau in der Kaiserstadt erschienen war. Weitere Zeit ging verloren, da der Herr sich erst in seine neue Würdeeinfinden wollte, bevor er Entschlüsse fasste. Daher hatte sich die Angelegenheit unnötig in die Länge gezogen. Auch an diesem Tag musste Gibichen sich beherrschen, um nicht mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. In seinen Augen war der neue Graf Harlau ein Schwätzer. Gibichen wusste zwar, dass er nicht gerade als redselig galt, doch er hatte stets Nachsicht mit Leuten geübt, deren Mundwerk flinker lief als das seine. Leopold von Harlau schoss jedoch den Vogel ab. Er vermochte auch nicht bei einem Thema zu bleiben, sondern hüpfte wirr zwischen vielerlei Fragestellungen und Aussagen hin und her und brachte seinen Besucher immer wieder aus dem Konzept.
»Die Ehe meines Vetters soll nicht allzu gut gewesen sein«, erklärte er eben.
Gibichen zuckte mit den Achseln. »Mit den internen Verhältnissen Eurer Familie bin ich nicht vertraut. Ich weilte zur gleichen Zeit wie Gräfin Stephanie als Gast auf Burg Rain und wurde von ihr gebeten, Euch so rasch wie möglich zu informieren, dass Ihr das Erbe Eures Vetters antreten müsst.«
»Es gibt nichts, das ich lieber täte.« Leopold von Harlau lachte kurz auf. »Es heißt, Wallenstein oder einer seiner Offiziere hätten meinem Vetter Karl Joseph zu unerwarteten Vaterfreuden verholfen.«
»Über derlei intime Dinge bin ich nicht informiert.« Gibichen verfluchte Fabian, der ihn zu dieser Lüge zwang.
Harlau winkte ab. »Selbst wenn das so wäre, sollten wir als Kavaliere ein Auge zudrücken. Außerdem, wie tät das ausschauen, wenn es heißt, dass ich, der grad ein paar Millionen eingesackelt habe, einem armen Waisenkind net einmal die paar Gulden vergönne, die es erben soll.« Leopold von Harlau war in den weichen Dialekt der Wiener Gegend verfallen, in der er aufgewachsen war, und zwinkerte Gibichen anzüglich zu.
Dieser begriff, dass der andere ihn für den Mann hielt, der Stephaniegeschwängert hatte, und drehte Fabian im Geiste den Kragen um. »Damit wäre so weit alles geklärt. Die Gräfin erhält ihre Mitgift zurück und verzichtet auf jegliches Erbe, das sie von ihrem Gatten zu erhalten hätte …«
»Zugunsten ihrer Tochter!«, unterbrach der neue Graf Gibichen lächelnd. »Wissen Sie, man muss auf das Ansehen der Familie schauen. Außerdem war mein Vetter ein Trottel. Wenn er schon eine so schöne Frau hat, dann muss er auch auf sie aufpassen und darf sie keinen Versuchungen aussetzen. Stellen Sie sich vor, es wär ein Bub gewesen! Ich tät dann dastehen wie ein Depp. Ich glaub, in dem Fall tät mein Vetter noch in der Hölle über mich lachen. Wir haben uns nämlich nie gut vertragen, müsst Ihr wissen.«
Leopold von Harlau erging sich in der Erzählung mehrerer Begebenheiten, in denen Stephanies Ehemann ihn geärgert, beleidigt oder gar geschädigt hatte, und kam dann auf Gibichen zu sprechen. »Wenn Ihr einen neuen Posten als Offizier sucht, würd ich mich für Euch verwenden. Ich bin mit General Aldringer verschwägert und könnte ein gutes Wort für Euch einlegen.«
Gibichen brauchte einen Augenblick, um dem Gedankensprung zu folgen. Entweder wollte Harlau ihn aus der Nähe Wiens entfernen oder ihn protegieren, damit er in der Lage sein würde, sich um Stephanie zu bewerben. Erneut fluchte er auf Fabian und schwor sich, Leopold von Harlaus Angebot niemals anzunehmen,
Weitere Kostenlose Bücher