Die Feuerbraut
selbst wenn er unter seinem alten Rang wieder anfangen musste.
Das konnte er seinem Gegenüber jedoch nicht ins Gesicht sagen, und so begnügte er sich mit einem »Ich bin Eurer Exzellenz sehr dankbar«.
Er war schließlich froh, als Leopold von Harlau durch andere Pflichten genötigt wurde, das Gespräch mit ihm zu beenden, undverabschiedete sich freundlicher von ihm, als er über ihn dachte. Harlau versprach ihm noch, die genauen Vereinbarungen des Vertrags mit Stephanie durch seinen Anwalt ausarbeiten zu lassen. Dann konnte Gibichen endlich gehen.
Unterwegs überlegte er, ob er den Geschmack des süßlichen Weins, der ihm kredenzt worden war, durch einen der herberen Tropfen in einer der vielen Schenken der Stadt vertreiben sollte, doch mit einem Mal wurde er unruhig. Ohne selbst zu wissen, warum, eilte er in die Herberge zurück, in der er Quartier genommen hatte.
Der Wirtsknecht empfing ihn bereits an der Tür. »Da ist ein Herr gekommen, der Sie sprechen will!«
Also hat mich mein Gefühl nicht getrogen, fuhr es Gibichen durch den Kopf. Er warf dem erwartungsvoll grinsenden Mann eine Münze zu und eilte in seine Kammer. Da die Wände des Nachbarhauses so nah standen, dass kaum Licht durch das Fenster drang, vermochte er seinen Besucher nicht gleich zu erkennen.
»Ihr wünscht?«, wollte er fragen, doch Fabians erregte Stimme schnitt ihm das Wort im Mund ab.
»Es geht um Irmela, Gibichen. Sie ist verhaftet worden und soll nach Wien gebracht werden. Ehrentraud von Lexenthals Oheim will sie als Hexe anklagen. Seine Nichte hasst Irmela, und er selbst ist ein Erzfeind der Familie.«
Gibichen fühlte sich, als hätte man ihn mit kochendem Wasser übergossen. »Was sagst du? Irmela ist verhaftet worden?«
»Genau das! Wir werden rasch handeln müssen. Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht und wollte nur kurz mit dir sprechen. Mein Ziel ist die Hofburg! Dort werde ich um eine Audienz bei Herzog Wolfgang Wilhelm ansuchen. Du solltest dich inzwischen darum kümmern, wohin Irmela geschafft werden soll.«
Fabians Worte klangen schlüssig, aber seine Erfahrung als Offizier veranlasste Gibichen dazu, sich zuerst ein Bild der Lage zu machen. Da er nicht begriff, wie Irmela in eine solch fatale Situation hatte geraten können, bat er Fabian, ihm alles zu berichten, was er wusste. Dieser breitete sofort seinen Verdacht gegen Helene von Hochberg vor dem Freund aus und erklärte, warum die Frau keinen besonders guten Ruf genoss. Auch erzählte er ihm von deren Tochter Johanna und ließ kein gutes Haar an Ehrentraud von Lexenthal, die in Irmelas Haus mehr galt als die Komtesse selbst.
»Es handelt sich bestimmt um ein Komplott, um an Irmelas Vermögen zu gelangen«, setzte Fabian mit knirschenden Zähnen hinzu. Seine kurze Verliebtheit in Johanna schob er dabei ebenso beiseite wie die Erinnerung an die zärtlichen Augenblicke, die er mit Ehrentraud geteilt hatte. Für ihn waren die beiden nun seine schlimmsten Feindinnen.
Gibichen schloss sich seiner Ansicht an, gab ihm aber den Rat, sich vor dem Gang zur Hofburg erst einmal von dem Schmutz der Reise zu befreien und frische Kleidung anzuziehen. Fabian musste zugeben, dass er in seinem Aufzug nicht weit gekommen wäre, und nahm das Rasiermesser und die Ersatzhosen seines Freundes in Anspruch.
Kurz darauf verließen beide die Herberge und trennten sich zwei Straßen weiter. Fabian eilte Richtung Hofburg, um den Pfalz-Neuburger Herzog aufzusuchen, während Gibichen den Gefängnissen der Kaiserstadt zustrebte, um etwas über Irmela zu erfahren.
Beide kehrten enttäuscht und mit hängenden Schultern zurück. Fabian hatte erst nach längerer Wartezeit in diversen Vorzimmern herausgefunden, dass der Herzog abgereist war, um sich den nach Bayern vorrückenden Truppen anzuschließen, die die Schweden auch aus Neuburg vertreiben sollten. In der Zeit hatteGibichen sämtliche Kerker und Gefängnisse Wiens durchforstet, doch in keinem davon war Irmela eingeliefert worden oder wurde erwartet.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Fabian niedergeschlagen.
»Wir suchen morgen weiter. Da du rasch geritten bist, hast du den Trupp, der Irmela hierherbringt, mit Sicherheit überholt. Vielleicht wird Irmela erst heute Abend oder morgen früh in die Stadt gebracht. Möglicherweise können wir ihr die erste Nacht hinter Kerkermauern nicht ersparen, doch morgen werden wir alles tun, um sie zu finden und freizubekommen.«
»Was ist, wenn Lexenthal sie gar nicht nach Wien bringt,
Weitere Kostenlose Bücher