Die Feuerbraut
ihre Blase nach Entspannung. Sie kniff dieSchenkel zusammen, so gut es ging, und als sie glaubte, es nicht mehr aushalten zu können, versuchte sie ihre Peiniger durch Stammeln und verzweifeltes Hin-und-her-Werfen des Oberkörpers auf ihre Qualen aufmerksam zu machen.
Sie erhielt von Lexenthal jedoch nur einen schmerzhaften Hieb und den scharfen Befehl, endlich still zu sein, sonst würde er sie krumm schließen lassen.
Als dann auch noch Irmelas Darm wegen des reichlichen Hochzeitsessens rebellierte, gab sie auf und ließ unter Tränen der Natur ihren Lauf. Ihr Gesicht verkrampfte sich bei dem Gestank, den sie nun verströmte. Der Geruchssinn der beiden Männer, die sich außer ihr in der Kutsche aufhielten, war um einiges schlechter als der ihre, denn es dauerte eine ganze Weile, bis sie einen von ihnen schnuppern hörte.
Lexenthals Sekretär sah seinen Herrn tadelnd an. »Wie es scheint, hat die Hexe vor Angst unter sich gelassen. Wir hätten unterwegs anhalten und es ihr ermöglichen sollen, sich zu entleeren.«
»Und die Gefahr auf uns nehmen, dass sie uns entkommt? Nein, sage ich!« Obwohl Lexenthal sich unbeirrt gab, wusste auch er, dass er Irmela nicht auf diese Weise bis nach Passau bringen konnte. Der Gestank war dabei noch das geringste Übel. Wenn sie die Reise überstehen sollte, musste sie genug zu trinken und etwas zu essen erhalten. Er überlegte kurz und schnaubte dann.
»Wir werden das nächste Nonnenkloster aufsuchen und dort im Gästehaus übernachten. Die frommen Frauen werden wissen, wie ein solches Weib zu behandeln ist!«
Irmela begriff, dass ihr Peiniger sie bis ans Ende der heutigen Etappe in ihrem eigenen Schmutz sitzen lassen wollte, und hätte ihm dafür am liebsten die schlimmsten Verwünschungen an den Kopf geworfen. Ihr Verstand sagte ihr jedoch, dass sie um ihrenKnebel froh sein musste, denn sie hätte ihn sonst so erzürnt, dass er sich weitere Qualen für sie ausgedacht hätte.
Ihre Lage war schon schlimm genug, und da sie von ihren Entführern nichts anderes vernahm als ein gelegentliches Räuspern oder ein kurzes Gebet, erfuhr sie nicht, was diese mit ihr vorhatten. Daher musste sie immer wieder ihre Phantasie zügeln, die aus allem, was sie je über das Schicksal von Frauen gehört hatte, die der Hexerei angeklagt worden waren, eine Szenerie des Schreckens formte.
Nach endlos scheinenden Stunden spürte sie, wie die Kutsche auf einem gepflasterten Platz anhielt. Ein Schwall frischer Luft verriet ihr, dass der Kutschenschlag aufgerissen wurde, und dann hörte sie, wie die beiden Männer ausstiegen. Kurz darauf wurde sie von schmerzhaft zugreifenden Händen gepackt und hinausgebracht.
»Bäh, stinkt die«, sagte ein Mann mürrisch.
»Solange es nicht Schwefel ist, stört mich das nicht«, antwortete ein anderer.
Die Kommentare verstummten, als sich leichte Schritte näherten.
»Willkommen, Herr von Lexenthal. Ihr reist diesmal aber mit großer Begleitung!«, hörte Irmela eine Frau mit dünner Stimme sagen.
Als Lexenthal antwortete, tat er es so höflich, als stände er einer höher gestellten Person gegenüber. »Erhabene Äbtissin, erlaubt, dass ich mit meiner Gefangenen und meiner Eskorte für diese Nacht in Eurem Kloster eine Unterkunft erhalte.«
Der Blick der alten Nonne streifte die Kutsche und Lexenthals Soldaten. »Eure Männer werden zur Herberge weiterreiten. Hier im Kloster können sie nicht bleiben. Ihr selbst und Euer Sekretär seid jedoch unsere Gäste. Um wen handelt es sich bei Eurer Gefangenen?«
Lexenthal reckte sich ein wenig, und sein Gesicht glühte triumphierendauf. »Um eine Hexe von schrecklicher Kraft! Jedoch gebietet es die Schicklichkeit, dass sich Frauen um sie kümmern. Ich bitte Euch aber – nein, ich flehe Euch an, höchste Vorsicht walten zu lassen. Das Weib muss gefesselt bleiben und darf kein Wort sprechen. Es wäre unser aller Verderben!«
Bei der Warnung des Priors erbleichte die Äbtissin. Sie rief mehrere vierschrötige Mägde zu sich, von denen jede einzelne mit Irmela fertig geworden wäre, und wies sie an, die Gefangene in den Keller zu schaffen.
»Passt auf! Das Teufelsweib ist gefährlich!«, warnte Lexenthal die Frauen.
Eine der Mägde lachte spöttisch auf. »Gefährlich? Die hat sich doch vor Angst bereits selber beschmutzt.«
»Dies geschah nicht aus Angst, sondern weil wir ihr nicht gestattet haben, sich zu entleeren!« Lexenthals Stimme klang scharf, um seine eigene Furcht vor der jungen Hexe zu verbergen.
Seine
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