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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Hexe geschunden habe!«
    »Ich sagte doch schon, dass ich keine Hexe bin und das nicht kann!«
    Statt einer Antwort zog der Kerkermeister Irmela mit ein paar Umdrehungen der Winde höher, so dass ihre Sohlen zwei Ellen über dem Fußboden schwebten und ihr Gewicht an den Armen hing.
    »Ich bin wirklich keine Hexe!«, rief Irmela verzweifelt.
    Der Kerkermeister griff nach einem der Gewichte, als wollte er es ihr an einen Fuß hängen. Mit einem Auflachen stellte er es wieder weg, riss ihr den Kittel herunter, so dass sie nackt vor ihm baumelte, und nahm eine Fackel aus ihrer Wandhalterung.
    »Noch keinem hat es gutgetan, mich zu verärgern. Jetzt wirst du einen Vorgeschmack bekommen auf das, was dich erwartet!« Mit einer gleitenden Bewegung fuhr er mit der Flamme unter Irmelas Fußsohlen entlang.
    Für einen Augenblick bestand sie nur noch aus sengendem Schmerz und versuchte, die Beine wegzuziehen, um den Flammen zu entkommen. Im nächsten Augenblick war es, als habe sie sich dabei die Arme ausgerenkt, und sie versuchte verzweifelt, einen weniger qualvollen Halt zu finden. Der Folterknecht nutzte ihr Zappeln und fuhr mit der Fackel zwischen ihre Beine. Dabei verdrehte er ihr den Knöchel, so dass sie die Schenkel nicht schließen konnte, und ließ die Flamme an ihr hochwandern, bis die Hitze ihre empfindlichste Stelle beleckte. Der scharfe Geruchangesengter Haare erfüllte den Raum, und Irmela glaubte, vor Schmerz sterben zu müssen.
    In dem Augenblick wurde die Tür aufgerissen, und jemand brüllte auf, als dränge der Zorn der ganzen Welt aus seiner Kehle. Irmela konnte trotz ihrer tränenverschleierten Augen sehen, wie der Kerkermeister gegen die Wand gestoßen wurde. Mit einem Knirschen ließ der Mann die Fackel fallen, packte eine der Zangen, mit denen er sonst seine Gefangenen quälte, und wollte damit auf seinen Angreifer losgehen. Ehe er jedoch mit dem Folterwerkzeug zuschlagen konnte, fuhr ihm die Klinge seines Gegners in die Schulter.
    Nun erkannte Irmela den Mann, der ihr zu Hilfe gekommen war. »Gibichen!«
    Hinter ihm tauchte Fabian auf, der von einem Untergebenen des Fürstbischofs begleitet wurde. Während der Mönch mit einem Ausdruck höchster Abscheu stehen blieb und die Hände zum Gebet faltete, hinderte Fabian Gibichen daran, dem Folterer den Todesstoß zu versetzen.
    »Lass ihn! Der Kerl ist es nicht wert, durch eine ehrliche Klinge zu sterben.«
    Es fiel Gibichen schwer, von dem Mann abzulassen. Im Schwung des Zuschlagens drehte er sich um und durchtrennte mit einem Schlag des Pallaschs das Seil dicht über der Winde. Noch im gleichen Augenblick fing er Irmela mit dem freien Arm auf.
    Sie sah ihn mit einem Ausdruck der Verwunderung an, dann erlosch sie wie eine Flamme, die der Wind ausgeblasen hat.
    Bleich vor Angst starrte der Offizier auf ihren Kopf, der an seiner Schulter ruhte, und ließ seinen Tränen freien Lauf. »Gott wird nicht so grausam sein, sie unter unseren Händen sterben zu lassen?«
    »Irmela ist zäh! Komm, lass sie mich tragen. Wir bringen sie inden Löwen. Dort kann Fanny sie verarzten. Wir können ja auch noch Lohner dazuholen, wenn es ihr nicht rasch besser geht.« Fabian wollte Gibichen die Regungslose abnehmen. Der aber kehrte ihm den Rücken zu, stieß seine noch blutige Waffe in die Scheide und griff nach einem großen Sack, der an der Wand hing. Darin hüllte er Irmela ein, so dass man nicht einmal mehr ihre verfilzten, am Kopf klebenden Haare sah.
    »Sie wiegt kaum noch etwas«, sagte er dabei.
    Fabian hörte schon nicht mehr hin, denn er musste die gestammelte Entschuldigung ihres Begleiters entgegennehmen, der sich gar nicht beruhigen konnte, weil Irmela bereits gequält worden war, bevor ein Richter den Befehl zur hochnotpeinlichen Befragung erteilt hatte.

XV.
    Kaum hatte Gibichen die Bewusstlose auf das Bett gelegt, scheuchte Fanny die beiden Männer und Abdur energisch hinaus und schloss die Tür hinter ihnen. Dann schälte sie ihre Herrin aus dem schmutzigen Sack und warf diesen voller Abscheu in eine Ecke. Als sie sah, wie elend Irmela aussah, liefen ihr die Tränen über die Wangen, und sie fürchtete, ihre Herrin würde ihr unter den Händen sterben.
    »Der Teufel soll all jene holen, die dafür verantwortlich sind«, fauchte die Zofe und meinte damit in erster Linie Lexenthal.
    Zunächst flößte sie der Ohnmächtigen mit Wasser vermischten Wein ein und sorgte dafür, dass die Flüssigkeit nicht in die falsche Kehle kam. Dann begann sie, Irmela von oben bis

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