Die Feuerbraut
Abdur auf sie auf.«
Mit diesen Worten trat Fanny an die Tür und öffnete sie. Gibichen und Fabian warteten bereits und versuchten an ihr vorbei einen Blick auf Irmela zu erhaschen.
Fanny musterte sie mahnend. »Ihr könnt jetzt hereinkommen. Überanstrengt meine Herrin aber nicht, verstanden? Sonst kehre ich Euch mit dem Besen hinaus!«
»Solange du nicht mit dem Besen zu fliegen beginnst, soll es mir recht sein!« Abdur grinste dabei über sein dunkles Gesicht und schien nicht zu sehen, dass Fanny zum Schlag ausholte.
Gibichen hielt kurzerhand ihren Arm fest. »Ich bitte um Gnade für den Burschen. Er hat nämlich eins geschafft: uns zum Lachen zu bringen! Das ist viel wert in dieser Zeit.«
»Aber auf meine Kosten«, schimpfte Fanny und musterte ihn mit schräg gelegtem Kopf. »Wie viel ist Euch das wert?« Sie machte dabei die Bewegung des Geldzählens.
»Du bekommst einen Gulden, sobald ich ihn habe! Und jetzt hole die Suppe für Irmela … ich meine, die Komtesse.« Gibichen schob Fanny mit einem Klaps auf den Hintern Richtung Treppe und trat dann schwungvoll auf das Bett zu.
»Ich freue mich, Euch bei guter Gesundheit zu sehen, Komtesse!« Irmela war sich bewusst, dass sie so elend aussah, wie sie sich fühlte, und kniff die Lippen zusammen. »Ihr hört Euch wohl gerne reden, mein Herr.«
»Sagen wir, ich freue mich, Euch überhaupt lebend wiederzusehen.« Gibichens Verbeugung war höflich, doch das fröhliche Grinsen auf seinen Lippen ließ ihn einem Lausbuben gleichen.
Sie blickte ihn an, als stünde ein ganz anderer Gibichen vor ihr. »Ihr seid ein Tollkopf! Ich fürchte, Fabian hat auf Euch abgefärbt. Nichtsdestotrotz danke ich Euch für all die Mühe, die Ihr auf Euch genommen habt, um mich zu retten. Ich war fest überzeugt, auf dem Scheiterhaufen zu enden.«
Bei den Worten begann sie zu zittern und starrte zur Decke, auf der Flammen zu tanzen schienen. Zwei, drei Herzschläge nahm sie sich selbst darin wahr, aber dann war es nur noch die arme, alte Frau, die sie hatte sterben sehen. Kurz darauf war es wieder vorbei. Die gleiche Erscheinung hatte sie stundenlang gequält, während sie von Lexenthal mitgeschleppt worden war, und sie hatte sich zu Asche und Staub zerfallen sehen.
Mit ihrer Rechten tastete sie nun nach Gibichens linker Hand. »Wie ist das geschehen?«
»Fabian und ich haben ein paar Marodeuren heimgeleuchtet«, antwortete Gibichen leichthin. »Die Wälder sind voll von Flüchtlingen und Deserteuren, die zu räuberischem Gesindel herabgekommen sind.«
»Es war aber auch eine Menge Dummheit im Spiel. Ludwig wollte sich einfach nicht verarzten lassen! Jetzt kann er von Glück sagen, dass es Bertram Lohner gelungen ist, ihm die restliche Hand zu retten«, setzte Fabian bissig hinzu.
»Es ging um Irmela. Wir haben alles darangesetzt, Lexenthals Kutsche einzuholen. Das ist uns zwar nicht gelungen, aber wenn wir nicht so dicht hinter ihm her gewesen wären, hätte es zu spät sein können. Was wäre geschehen, hätten wir nur eine Stunde später den Kerker betreten?«
»Dann hätte ich dich wahrscheinlich nicht davon abhalten können, dem Kerkermeister das Lebenslicht auszublasen. Aber duhast recht! Unsere Eile hat Irmela davor bewahrt, zum Krüppel zu werden oder gar unter den Händen dieses Rohlings zu sterben. Außerdem trägst du den Schaden davon, denn meine Hand ist noch ganz.«
»Das war gemein!«, tadelte Irmela Fabian. »Du solltest Herrn von Gibichen nicht verspotten, sondern loben! Immerhin hat er weder sich noch seine Gesundheit geschont, um mir beizustehen.«
Unterdessen war Fanny mit einem Napf Suppe zurückgekehrt und hatte die letzten Worte gehört. »Und mich lobt Ihr nicht? Mein Hintern war völlig wund, weil wir so schnell reiten mussten.«
»Du hattest aber auch einen Helfer, der dich gut verarztet hat«, spöttelte Gibichen mit einem Seitenblick auf Abdur.
Fanny errötete und wandte sich mit einem heftigen Schnauben an Irmela. »Abdur hat mir nur eine Salbe besorgt, die ich auf meine Wundstellen schmieren konnte. Mehr war da nicht!«
»Ich dachte, er hätte sie selbst aufgetragen«, neckte Gibichen die Magd.
»Mein Herr, Ihr werdet frivol!« Irmela versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben, doch sie begann mitten im Satz zu lachen.
»Das wäre dann der zweite Gulden für mich«, erklärte Fanny gelassen, und nun lachten alle.
XVI.
Etwa zur gleichen Zeit saß Helene, verwitwete von Hochberg und jetzige Frau Steglinger, mit ihrem Ehemann am
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