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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ich Euch in Eurer Trauer störe. Doch wie Ihr selbst lesen konntet, habt Ihr all die Monate eine Unschuldige mit Eurem Zorn verfolgt, gefangen und in den Kerker gesteckt. Nicht Irmela von Hochberg hat den Tod Eurer Nichte verursacht, sondern deren angeheiratete Verwandte, und die Komtesse ist auch keine Hexe. Wer die wahren Satansdiener sind, habt Ihr soeben selbst erfahren.«
    Fabian nickte erleichtert, weil sein Freund die Sprache auf ihr eigentliches Ziel gebracht hatte. Er hatte immer noch an all dem Schmutz zu kauen, den Ehrentrauds Aufzeichnungen beinhalteten, und sah sich außerstande, mit dem Prior zu verhandeln.
    Lexenthal sah Gibichen für einige Augenblicke verständnislos an, als könne er seine festgefrorenen Gedanken nicht in andere Bahnen lenken. Dann wischte er sich mit einer fahrigen Bewegung über die Stirn und stöhnte auf. Ohne etwas zu sagen, trat er zu einem kleinen Schränkchen, das mit dem Bildnis der Heiligen Jungfrau geschmückt war, und öffnete ein Fach. Mit zitternden Händen holte er ein vergilbtes Blatt Papier heraus und zeigte es seinen Besuchern.
    »Diesen Brief habe ich die ganzen Jahre aufbewahrt, um die Niederlage, die ich damals erlitten habe, niemals zu vergessen. Doch ich habe mich schon lange nicht mehr daran erinnert, von wem er stammt, und beinahe hätte ich es ganz vergessen. Seht her! Kennt Ihr diese Schrift?«
    Gibichen schüttelte den Kopf, doch Fabian nickte ganz langsam, als müsse er in seinen Erinnerungen graben. »Sie gleicht Helene von Hochbergs Handschrift. Als ich im vorletzten Winter bei ihr zu Gast war, habe ich zugesehen, wie sie eine Anweisung verfasst hat, die ihr Verwalter nach Passau bringen sollte.«
    »Ja, das ist die Schrift der Helene von Hochberg!« Der Prior lachte wie irregeworden auf und schüttelte mehrmals den Kopf. »Dieser Brief stammt von ihr. Ich erhielt ihn vor beinahe fünfundzwanzig Jahren, und wisst Ihr, was er enthält?«
    Die Antwort bestand aus erwartungsvollen Blicken. Lexenthal hielt sich an dem Schrank fest und krümmte sich, als habe er einen Schlag in den Magen erhalten. Dann warf er das Blatt Papier auf den Tisch. »Mit diesem Schreiben hat Helene von Hochberg ihre Stiefschwiegertochter Irmhilde von Hochberg der Hexerei bezichtigt und mir scheinbar untrügliche Beweise geliefert. Damals war ich jung und ehrgeizig und wollte mir in meinem Orden einen Namen machen. Daher habe ich sofort Anklage gegen die Gemahlin Ottheinrichs von Hochberg erhoben und bin dabei wie gegen Mauern geprallt. Heute bin ich dankbar dafür, dass die Anklage niedergeschlagen wurde, doch damals hat sich mein Herz mit Hass gefüllt, dem beinahe Gräfin Irmhildes Tochter zum Opfer gefallen wäre. Ich hatte längst vergessen, dass die Gräfin Hochberg damals von ihrer Stiefschwiegermutter denunziert worden war, und ich habe bis heute daran geglaubt, sie sei eine widerwärtige Hexe, welche sich mir mit der Kunst ihres teuflischen Herrn entzogen hat. Diesem Irrglauben folgend, hätte ich beinahe das Leben einer Unschuldigen zerstört und damit eine weitere schwere Schuld auf mich geladen.«
    »Ihr gebt Irmela also frei!« Gibichens Blick bohrte sich in die Augen des Priors.
    Lexenthal neigte den Kopf, starrte einen Augenblick auf Ehrentrauds Tagebuch und griff dann nach einem Bogen Papier. Seine Hand zitterte leicht, als er die Feder in die Tinte tauchte, aber seine Buchstaben wirkten gestochen scharf.
    »Ich befehle, die Komtesse Irmingard von Hochberg unverzüglich freizulassen. Gezeichnet Xaver von Lexenthal, Prior des Klosters zu Sankt Michael«, las er vor, schüttete ein wenig Sandauf die noch feuchte Tinte und blies ihn herunter. Umständlich siegelte er das Schreiben, bevor er es Gibichen reichte.
    »Mein Sekretär wird dafür sorgen, dass Ihr unverzüglich zur Komtesse geführt werdet. Übermittelt ihr meine tiefste Betroffenheit. Diese Tat werde ich niemals sühnen können.«
    Gibichen und Fabian waren zu erleichtert, um etwas zu entgegnen. Sie verbeugten sich vor dem Prior, und Gibichen küsste sogar seine Hand, bevor sie sich mit einem kurzen Abschiedsgruß zum Gehen wandten.
    Lexenthal blickte seinen Besuchern nach, bis die Tür hinter ihnen geschlossen wurde, und lauschte den sich entfernenden Schritten. Als diese verhallt waren, rief er nach seinem Sekretär und forderte ihn auf, das Schreibzeug zur Hand zu nehmen. Während er einige scharf formulierte Befehle diktierte, sah er immer wieder auf das kleine Büchlein, in dem das Martyrium seiner

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