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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Nichte verzeichnet war.

XIV.
    Irmela wusste nicht zu sagen, wie lange sie in der engen Kammer ihre stummen Schreie zum Himmel gesandt hatte. Ihr ganzer Körper schmerzte von den Stichen der eisernen Dornen, und sie sehnte sich danach, endlich sterben zu können. Doch jedes Mal, wenn sie in eine gnädige Ohnmacht wegdämmern wollte, weckten die Stacheln sie jäh wieder auf. Daher erschien es ihr wie eine Erlösung, als die Tür geöffnet wurde und der Kerkermeister hereingriff, um sie ins Freie zu zerren. Nachdem er dann auch noch die Stricke gelöst hatte, mit denen sie gebunden war, und ihr den Knebel aus dem Mund nahm, war sie ihm dafür so dankbar, dass sie ihm beinahe die Hände geküsst hätte.
    »Ein Mann aus der Eskorte des Priors sagte, man hätte dich unterwegs hungern und dürsten lassen?«
    Irmela nickte und versuchte zu sprechen, brachte aber nur ein Krächzen heraus.
    »Die Zunge muss geschmiert werden, wenn sie laufen soll.« Der Mann holte lachend einen Becher mit Wein und drückte ihn Irmela in die Hand.
    »Hier, das wird dir guttun!«
    Irmela trank gierig den säuerlichen Wein, und als sie den Becher zurückreichte, bettelten ihre Augen um mehr.
    »Mehr kriegst du später, wenn wir beide handelseinig geworden sind. Jetzt würde er dir nur zu Kopf steigen. Hier hast du ein Stück Brot. Du wirst hungrig sein.«
    Irmela nickte erneut und dachte sich, dass der Knecht des Priors gnädiger mit ihr verfuhr, als es diesem recht sein würde.
    Endlich brachte sie ein paar Worte heraus. »Ich danke dir und werde dich in meine Gebete einschließen!«
    Der Kerkermeister lachte. »Beten brauchst du für mich wirklich nicht. Ein anderer Lohn ist mir da schon lieber.«
    »Ich habe aber kein Geld bei mir.«
    »Ich will kein Geld und auch dich selbst nicht, wenn du das denken solltest. Dafür bist du mir ein zu mageres Huhn. Aber du könntest etwas anderes für mich tun. Weißt du, es gibt da eine fesche Wirtswitwe, die einen neuen Ehemann braucht, und der will ich sein. Mach mir einen Liebeszauber, damit sie mich nimmt, und ich verspreche dir, es wird dir hier bei mir gut gehen. Du bekommst Wein und Brot, und wenn ich dich foltern soll, wirst du recht schreien, damit der Prior nicht merkt, dass ich nicht mit voller Kraft zugreife.«
    Zunächst starrte Irmela den Mann verständnislos an, dann begriff sie erst, was er wollte. »Aber ich bin doch keine Hexe! Ich kann nicht zaubern!«
    »Das Gefasel kannst du dir für den Prior aufheben. Mich beeindruckst du damit nicht. Entweder du hilfst mir freiwillig, die Wirtin zu gewinnen, oder ich werde dich dazu überreden müssen.«
    »Aber es ist unmöglich!« Irmela hob flehend die Hände und versuchte dem Mann noch einmal zu erklären, dass sie nicht das Geringste von Hexenzaubern verstünde, doch er wollte ihr einfach nicht glauben.
    »Ich kann auch anders, wenn du das willst«, schnauzte er sie an und packte sie so, dass sich seine Finger tief in ihr Fleisch gruben.
    Selbst wenn Irmela noch die Kraft gehabt hätte, sich zu wehren, es wäre vergebens gewesen. Er stopfte sie unter seine rechte Achsel und trug sie wie einen halbleeren Sack aus der größeren Zelle hinaus auf den Gang. Kurz darauf ließ er sie in einem Raum zu Boden fallen, in dem ein Holzkohlenfeuer vielerlei Folterwerkzeuge in rötliches Licht tauchte.
    Bevor Irmela auch nur einen Gedanken fassen konnte, riss er sie hoch, fesselte ihre Hände und schleifte sie an der Streckbank vorbei zu einer Winde, wie man sie sonst benutzte, um Lasten zu heben. Darunter standen eiserne Gewichte, an denen Ringe und jene Seile befestigt waren, die man den Delinquenten um die Fußgelenke schlang.
    Der Mann hängte den Strick um Irmelas Arme in den Haken der Winde und zog sie anschließend so hoch, dass ihre Zehen gerade noch den Fußboden berührten. Dann näherte sich sein breites, von einem erwartungsfrohen Grinsen gezeichnetes Gesicht dem ihren.
    »Na, du Hexe? Immer noch verstockt? Oder willst du mir jetzt den kleinen Gefallen erweisen, um den ich dich gebeten habe?« Seine Hand fasste sie dabei am Kiefer und presste diesen schmerzhaft auseinander.
    Irmela nahm den Gestank nach Knoblauch, Zwiebeln und anderen, weitaus unangenehmeren Dingen wahr, den er ausströmte, und würgte.
    Der Mann lachte hämisch. »Du bist nicht die erste Hexe, die hier in meinem Schloss zu Gast ist, und bis jetzt sind sie noch alle zu Kreuze gekrochen. Entweder verhilfst du mir zu meiner Witwe, oder ich werde dich schinden, wie ich noch keine

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