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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Entscheidung nicht. Der Mann war ein unangenehmer Mensch gewesen, doppelt so alt wie sie und Witwer mit einem halben Dutzend Kindern, für die sie hätte sorgen müssen.
    Fanny merkte plötzlich, dass nun sie ihren Gedanken nachhing, und zuckte zusammen. »Verzeiht, ich werde gleich das Wasser in Eure Kammer bringen.«
    »Danke! Das ist lieb von dir.« Irmela schenkte der Magd ein Lächeln, das bei der jungen Frau den Eindruck verstärkte, auf dem richtigen Weg zu sein, und verließ mit einem freundlichen Gruß die Küche.
    Unterwegs traf sie auf Helene, die sie mit einem spöttischen Blick streifte. Zu Irmelas Erleichterung sagte sie aber nichts, sondern schwebte eilig an ihr vorbei, um die beiden Ärzte willkommen zu heißen.
    Als Irmela ihr Zimmer erreichte, zog sie die Tür so rasch hintersich zu, als wolle sie die Welt ausschließen, öffnete dann aber den Fensterladen und blickte auf die Waldberge hinaus, die das Haus bis zum Horizont umgaben.
    Nach einer Weile erschien Fanny mit einem hölzernen Schaff, über dem sich Dampf kräuselte. Mit einem Augenzwinkern füllte sie das warme Wasser in die Waschschüssel, holte ein Fläschchen mit Parfüm aus ihrer Schürze und stellte es daneben. Eine entfernte Verwandte hatte Ehrentraud die Essenz geschickt, doch diese mochte den Duft nicht, und da Johanna den Duft wegen des Abscheus ihrer Freundin ebenfalls nicht benutzen wollte, war das Fläschchen in eine Abstellkammer geraten. Dort hatte Fanny es entdeckt und beschlossen, sich mit seiner Hilfe bei dem Fräulein einzuschmeicheln.
    Irmela schätzte jedoch ganz andere Qualitäten. Ihr fiel auf, wie flink und geschickt die junge Magd sie umsorgte, und sie wunderte sich ein wenig über das Können des Landmädchens. Sie konnte nicht wissen, dass die anderen Bediensteten Ehrentrauds Wutausbrüche gefürchtet und die Grobmagd zu der Kranken geschickt hatten. Trotz der Beschimpfungen hatte Fanny in wenigen Tagen gelernt, was sie tun musste, um eine junge Dame von Stand zufriedenzustellen. Doch Ehrentraud hatte sich an ihrer tiefblauen, mehr als fingerdicken Narbe gestört und sie in die Küche zurückgeschickt.
    Als Fanny mit den Vorbereitungen fertig war, begann Irmela die Haken ihres Morgenkleids zu öffnen. Sofort eilte die Magd ihr zu Hilfe, und als sie das Gewand sorgfältig weggehängt hatte, reichte sie Irmela den in warmes Wasser getauchten Lappen und machte sie gleichzeitig auf das Parfüm aufmerksam.
    »Ich dachte, eine junge Dame wie Ihr müsst gut riechen.« Im selben Augenblick hätte sie ihre Zunge verschlucken können, denn sie fürchtete, das Fräulein könne diese Bemerkung falsch auffassen und beleidigt sein.
    Irmela achtete jedoch nicht auf ihre Worte, sondern nahm das Fläschchen zur Hand. Als zarter Rosenduft in ihre Nase stieg, musste sie gegen Tränen kämpfen, denn er erinnerte sie an das Lieblingsparfüm ihrer Mutter, die sie viel zu früh verloren hatte. Fanny missverstand die Tränen und duckte sich in Erwartung einer Strafe. »Ist es Euch nicht recht?«
    »Doch, natürlich! Es war sehr lieb von dir.« Irmela strich der Magd über die Wange und traf dabei auf die Narbe. Fanny zuckte ein wenig zusammen, sah sie dann aber mit leuchtenden Augen an.
    »Eure Hand ist so sanft! Es ist fast so, als würde ein Engel mich liebkosen.«
    »Ein Engel bin ich gewiss nicht«, wehrte Irmela lächelnd ab. Fanny ist so ganz anders als die übrigen Mägde, dachte sie. Diese hatten ihr das Wasser gebracht, ohne darauf zu achten, ob es zu heiß oder zu kalt war, und dabei oft genug den Waschlappen und das Laken zum Abtrocknen vergessen.
    »Gegen die anderen Damen seid Ihr ein Engel!«, erklärte Fanny mit Nachdruck und bemerkte verblüfft, dass sie diese Worte nicht nur gesagt hatte, um sich bei Irmela einzuschmeicheln.
    »Bei dem Drachen, wegen dem die Ärzte gekommen sind, fliegt einem eher ein Becher oder ein Kamm an den Kopf, als dass man ein gutes Wort hört. Frau Helene ist sehr von sich eingenommen und vergisst ganz, dass auch unsereins ein Mensch ist. Frau Walburga will ich ausnehmen, denn die ist gerecht, auch wenn sie ein wenig poltert, und was Frau von Teglenburg betrifft, so geht die Freiin in ihrer Sorge um ihr Kind auf und vergisst darüber den Rest der Welt.«
    Fanny hatte sich ein wenig in Hitze geredet, doch so falsch fand Irmela ihre Ausführungen nicht. Sie kicherte leicht und bat die Magd, ihr das Unterkleid über den Kopf zu ziehen.
    Fanny tat es und konnte Irmela nun fast unbekleidet sehen. Im

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