Die Feuerbraut
Entschluss fest. Mit einem Griff raffte sie ihr Schultertuch und eine Haube an sich und eilte hinaus.
Auf dem Weg nach unten traf sie auf Fanny, die gerade die Asche aus der Küche schaffen sollte, und winkte sie zu sich. »Ich möchte ein wenig spazieren gehen, und du wirst mich begleiten.«
Fanny blickte auf ihre von Asche beschmutzten Hände und das mehrfach geflickte Kleid und wollte sagen, dass sie wohl kaum die passende Gesellschaft für eine junge Dame abgab. Doch falsche Scham brachte sie ihrem Ziel nicht näher. Daher ließ sie den Aschekübel stehen und öffnete Irmela die Haustür.
V.
Während Irmela erwartungsvoll das Haus verließ und mit Fanny plaudernd den Weg entlangschlenderte, der zu einem winzigen Weiler führte, saßen Johanna und Ehrentraud allein in dem kleinen Wohnzimmer. Die Nichte des Priors hatte sich wieder beruhigt und sprach von ihrer Hoffnung, bald wieder die große Schönheit zu sein, die sie einmal gewesen war. Johanna stimmte ihr zu, obwohl sie eine solch vollständige Heilung ganz und gar nicht begrüßen würde. Einst hatte sie in Ehrentrauds Schatten gestanden, nun aber galt sie, wie sogar ihre Mutter ihr versichert hatte, als die schönste Jungfer im weiten Umkreis, und das sollte auch so bleiben. Im Augenblick konnte es kaum einen krasseren Gegensatz geben als zwischen ihr und Ehrentraud, und das erfüllte sie mit widersprüchlichen Gefühlen. Jetzt, da die Wunden nicht mehr ekelhaft nässten, übte das entstellte Gesicht ihres Gegenübers einen seltsamen Reiz auf sie aus. Sie streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingerkuppen über die Narben.
Ehrentraud atmete schneller, wehrte aber ihre Freundin nicht ab. War diese doch der einzige Mensch, der sie trotz ihrer Verunstaltung liebte. Ihre Nachgiebigkeit ließ Johanna mutiger werden. Schon lange hatte sie sich gewünscht, Ehrentrauds verstümmelte Brüste genauer betrachten zu können, und so begann sie, deren Kleid aufzuschnüren.
»Was machst du da?«, rief Ehrentraud erschrocken.
Johanna antwortete ihr nicht, sondern küsste sie auf den Mund und schob dabei die Hand unter das halbgeöffnete Mieder. Ihre Finger ertasteten eine volle Brust, deren Ebenmaß von zwei rauhen Furchen durchbrochen wurde, und fanden die Stelle, an der die Brustwarze gesessen hatte. Die Narbe schien immer noch zu reagieren, denn die aufgeworfene Haut verhärtete sich unter der Berührung.
Von ihrer Mutter hatte Johanna erfahren, dass es Dinge gab, die Frauen miteinander tun konnten, ohne Männer dafür zu benötigen, und ihre Neugier trieb sie dazu, es an der jetzt entspannten und offensichtlich willigen Ehrentraud auszuprobieren. Daher führte sie sie kurzerhand durch die Zwischentür ins Schlafgemach und deutete ihr stumm an, sich aufs Bett zu legen. Um nicht von Dienstboten überrascht zu werden, schob sie bei beiden Türen den Riegel vor. Danach putzte sie den Docht der Öllampe, damit deren Licht heller schien, und begann sich auszuziehen.
Ehrentraud sah ihr erstaunt, aber stumm zu und verschlang die makellosen Formen ihrer Freundin mit den Augen. Während sie mit aufsteigendem Neid kämpfte, fragte sie sich, was Johanna vorhatte, und als diese wie eine Schlange auf sie zuglitt und sie küsste, war sie so in ihre widerstreitenden Gefühle verstrickt, dass sie sich willenlos der Führung ihrer Freundin hingab. Ehe sie sich versah, war sie ebenfalls nackt und spürte Johannas Gewicht auf sich. Das erinnerte sie an die schwedischen Soldaten,die sich auf sie geworfen hatten, und sie öffnete den Mund zum Schrei.
Johanna bemerkte gerade noch rechtzeitig die Panik, die ihre Freundin erfasst hatte, wich ein Stück zurück und wartete, bis Ehrentraud sich beruhigt hatte. Dann legte sie sich neben sie und küsste deren Brüste, wobei sie mit heimlicher Bosheit darauf achtete, dass ihre Lippen nur die Narben berührten. Ihre eigene Erregung wuchs ebenso wie Ehrentrauds, und sie begannen beide, den Leib der anderen zu erkunden.
Als sie einige Zeit später von einem feinen Schweißfilm bedeckt nebeneinander lagen, fasste Ehrentraud Johannas Hände. »Bei Gott, du bist mir von allen die Liebste. Bitte tu es wieder, aber besser des Nachts, wenn die anderen bereits schlafen.«
Johanna lächelte zufrieden, denn auf das, was sie eben erlebt hatte, wollte auch sie nicht mehr verzichten. Daher beugte sie sich lächelnd über ihre Freundin und küsste sie fordernd auf den Mund.
»Ich werde zu dir kommen, meine Liebste, und dich ebenso glücklich machen
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