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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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einen Schweden damit zu töten.
    »Auf geht’s!« Kiermeier ritt an ihm vorbei und winkte seiner Kompanie, ihm zu folgen. Fabian nahm den Platz hinter Gibichen ein und strich dabei mit der rechten Hand über den Pistolenkolben. Die Waffe gab ihm das Gefühl, nicht völlig wehrlos zu sein, bevor er auf Nahkampfweite an den Feind herankam.
    Der Nebel war so dicht geworden, dass er die vor ihm reitenden Männer nur schemenhaft erkennen konnte, und hinter ihm verlor sich die lange Reihe der Reiter im grauen Dunst. Fabian fragtesich besorgt, wie die Anführer der Regimenter und Kompanien, vor allem aber ihr Befehlshaber Pappenheim in dieser Suppe den Feind finden wollten. In seinen Gedanken sah er die Truppe bereits durch halb Sachsen irren, während Gustav Adolfs Armee Wallensteins Heer zu Paaren trieb.
    »Schneller!« Der Befehl kam von vorne. Kiermeier gab ihn an Gibichen und Gibichen an Fabian weiter. Der drehte sich im Sattel um, formte die Hände zu einem Trichter und schrie den Männern zu, aufzuschließen.
    In der Ferne klangen Schüsse auf, zuerst vereinzelt, dann in ratternden Salven, doch Fabian vermochte nicht sagen, ob vor ihnen gekämpft wurde oder eher seitlich. Er hoffte nur, dass Pappenheim und seine führenden Offiziere, Bönninghausen, Hofkirch und wie sie alle hießen, wussten, wohin sie ihre Regimenter führen mussten.
    In die Schüsse mischten sich Schreie und das schrille Wiehern getroffener Pferde. Doch die schemenhaften Gestalten, in denen Fabian die vordersten Linien der eigenen Truppe oder gar die des Feindes zu erkennen glaubte, entpuppten sich beim Näherkommen als vom Herbstwind entblätterte Bäume und Sträucher. Mit einem Mal mischte sich in die Geräusche des Kampfes ein tiefer Ton, der den Leib seines Pferdes und seine eigenen Knochen erbeben ließ.
    »Das ist die Artillerie! Gebe Gott, dass uns keine schwedischen Kanonen entgegenstehen. Die machen aus uns und unseren Pferden Hackfleisch, bevor wir sie erkennen können«, rief einer der Unteroffiziere erschrocken aus. Dabei trieb er sein Pferd an, als wolle er das Unvermeidliche nicht länger hinauszögern.
    »Feind in Sicht!«, meldete die Spitze der Kolonne. Auf die Signale der Hornisten hin begannen die Reiter auszuschwärmen und eine lange Reihe zu bilden. Mit einem Schlag blieb der Nebel hinter ihnen zurück, und sie sahen die Fahnen der eigenenTruppen vor sich. Es waren Verbände, die sich unter den harten Schlägen der Schweden langsam zurückzogen. Schon klafften Lücken zwischen den einzelnen Regimentern, in die die Schweden jederzeit stoßen und den kaiserlichen Truppen in den Rücken fallen konnten.
    Pappenheims Trompeter bliesen zur Attacke. Zeit, sich umzusehen oder zu überlegen, blieb keinem mehr. Kiermeier ritt der Kompanie in einem so forschen Tempo voraus, dass Fabian und die anderen Mühe hatten, ihm zu folgen. Fabian sah zurückweichende Kaiserliche um sich herum und vernahm Rufe der Erleichterung, dann galt seine ganze Aufmerksamkeit dem Feind. Sie hatten zwei schwedische Regimenter direkt vor sich, die schweren Reiter in gelben Lederkollern und die Dragoner im blauen Rock, dazwischen Musketiere und Pikenträger des gelben Regiments in fest geschlossenen Karrees.
    Die Schweden wirkten wie ein undurchdringlicher Wall aus Metall, Leder und Fleisch, und ihre Kampfrufe klangen höhnisch. Fabian hörte ihr wildes »Arrarr« und gab seinem Braunen die Sporen. Obwohl das Tier wie die meisten des Pappenheimschen Heeres so geschwind lief wie selten zuvor, waren sie zu langsam. Die schwedischen Musketiere setzten ihre Feuerwaffen auf die Gabeln, bliesen die Lunten noch einmal an und zielten. Die Salve mähte die vorderste Linie von Pappenheims Reitern nieder wie der Schlag einer riesigen Sense. Doch es gab kein Halten und kein Zurück. Der eigene Schwung trieb die kaiserliche Kavallerie weiter, und sie raste wie eine Flutwelle gegen die Schweden. Fabian sah sich mit einem Mal von allen Seiten eingekeilt und schlug wild um sich. Zwei-, dreimal spürte er, wie seine Beine getroffen wurden, doch er merkte kaum, dass er verletzt war.
    »Wir werfen sie!«, hörte er Gibichen jubeln. Dann sah er es selbst. Die Schweden wichen zurück. Pappenheim und seineKommandeure warfen nun alle Kräfte nach vorne, um das Heer des Feindes zu spalten. Doch wie von Geisterhand tauchten frische schwedische Regimenter vor ihnen auf und legten ihre Musketen an. Fabian vernahm den tausendfachen Knall ihrer Schüsse, das Schreien der Männer um ihn

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