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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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niedermachten, den sie fassen konnten.
    Nun begann auch er um sein Leben zu laufen. Die schweren Reiterstiefel behinderten ihn jedoch, ihm wurde bewusst, dass er dem Feind zu Fuß nicht entkommen konnte.
    Noch während er sich umdrehte, um kämpfend zu sterben, tauchte ein Reiter neben ihm auf und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Sitz auf, Birkenfels! Oder willst du dich von den Schweden abschlachten lassen?« Es war Gibichen. Über sein Gesicht rann Blut, und sein Rock bestand ebenso wie die Hose nur noch aus Fetzen. Doch er schien nicht schwer verletzt zu sein. Fabian packte seine Hand und schwang sich hinter ihm aufs Pferd. Er konnte sich gerade noch festhalten, denn Gibichen trat dem Gaul im gleichen Moment in die Weichen und gab ihm die Zügel frei.
    »Wie steht die Schlacht?«, rief Fabian dem Freund ins Ohr.
    »Wenn die Unsrigen schneller laufen können als die Schweden, vermag Wallenstein einen Teil seines Heeres zu retten. Wenn nicht, können die Schweden ungehindert nach Rom marschieren und dem Papst eine Narrenkappe anstelle der Tiara aufsetzen. Bei Gott, Pappenheim hätte nicht fallen dürfen! Mit ihm hätten wir die Schweden bis an ihr kaltes Meer gejagt. Diese Erzschwachköpfe Bönninghausen und Hofkirch haben den Kopf verloren und Wallenstein des Sieges beraubt!« In Gibichens Stimme schwangen Scham und Wut, weil das undisziplinierte Verhalten der eigenen Regimenter das kaiserliche Heer in eine Katastrophe hatte schlittern lassen. Der Tod des Schwedenkönigs, so willkommen er auch sein mochte, war für ihn offensichtlich nur ein schwacher Trost, wohl weil er wusste, dass Gustav Adolfs Ende den Kriegszug der Schweden eher noch anstacheln würde.

XV.
    Ludwig von Gibichen und Fabian wussten zuletzt nicht mehr, wie sie der Schlacht entronnen waren, denn es schien überall von Schweden zu wimmeln. Als sie schon nicht mehr an eine Rettung glaubten, trafen sie auf eigene Leute, die den Rückzug nach Leipzig angetreten hatten. Unter ihnen befand sich auch Wallenstein, der ebenfalls verwundet war. Trotz der wütenden Attacken der Schweden hatte er es fertiggebracht, sich mit seinen persönlichen Truppen halbwegs geordnet abzusetzen. Dabei hatte er dem Feind jedoch den größten Teil seiner Artillerie überlassen müssen, und er wusste auch nicht, wie es um die Truppen seiner Verbündeten stand. Als er die beiden jungen Männer auf einem Pferd heranreiten sah, öffnete er den Wagenschlag und winkte sie zu sich.
    »Was wisst ihr von den Euren? Wo ist der Rest von Pappenheims Reitern?«
    Gibichen hob mit einer hilflosen Geste die Arme. »Nichts, Euer Gnaden. Man kann sagen, wir haben sie verloren. Während der Schlacht sind wir unter Piccolominis Truppen geraten und haben mit ihnen gefochten, bis die ebenfalls die Beine in die Hand genommen haben.«
    Wallensteins Blick blieb mit einem seltsamen Ausdruck auf Fabian hängen. »Ich habe gesehen, wie der Schwedenkönig gefallen ist. Ein Reiter hat mit einer Muskete auf ihn geschossen, und der warst du!«
    Fabian nickte mit einem Gefühl in der Brust, das zwischen Triumph und Erschöpfung schwankte.
    »Eine tapfere Tat«, fuhr der Feldherr fort, zog dabei jedoch ein Gesicht, als vergehe er vor Trauer um Gustav Adolf. »Sein Genie wird den Schweden in den nächsten Schlachten fehlen. Aber es wird sich noch zeigen, ob du mir mit dieser Tat einen Gefallenerwiesen hast. Mein Astronom hat in den Sternen meine Zukunft herausgelesen und entdeckt, dass mein Leben unmittelbar mit dem Schicksal des Schwedenkönigs verknüpft ist. Nun ist Gustav Adolf tot, und es wird sich erweisen, ob der dunkle Schatten auch über mich fallen wird.«
    Wallenstein sank erschöpft in den Sitz zurück und strich sich über die Stirn, auf der trotz der Kälte feine Schweißperlen standen. Tausend Gedanken schienen gleichzeitig durch seinen Kopf zu schießen, und die meisten davon waren wenig erfreulich. Dennoch rang er sich ein Lächeln ab und winkte Fabian und Gibichen zum Abschied zu.
    »Euer Mut wird belohnt werden. Sobald wir wissen, dass die Schweden uns nicht folgen, könnt ihr nach Hause zurückkehren und eure Wunden ausheilen lassen. Wenn es im Frühjahr zu neuen Schlachten kommt, werdet ihr als Leutnant und Hauptmann ins Feld reiten.«
    »Euer Gnaden sind sehr großzügig!« Gibichen vermochte trotz des tragischen Ausgangs der Schlacht seine Freude über die Beförderung nicht zurückzuhalten. Im Gegensatz zu ihm konnte Fabian nur an Kiermeier denken, der bis zu seinem Sturz wacker

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