Die Feuerbraut
gefochten hatte und nicht wie die anderen Pappenheimschen Reiter geflohen war.
»Erlauben Euer Gnaden mir ein Wort?«
»Gerne«, antwortete Wallenstein in einem Ton, der zeigte, dass er lieber in Ruhe gelassen worden wäre.
»Ich möchte den Blick Euer Gnaden auf unseren Hauptmann Kiermeier lenken, der uns tapfer in die Schlacht geführt hat und keinen Zoll zurückgewichen ist. Ich weiß nicht, ob er noch lebt. Aber wenn es der Fall ist, hat er eine Belohnung eher verdient als ich.«
»Das ehrt ihn. Sollte Kiermeier die Schlacht überstanden haben, werden Wir ihn in der nächsten als Major wiedersehen!«
»Herzlichen Dank, Euer Gnaden!« Noch während Fabian es sagte, zog Wallenstein den Wagenschlag zu und gab seinem Kutscher das Zeichen, schneller zu fahren.
Fabian und Gibichen reihten sich in den schier endlosen Zug graugesichtiger Männer ein, der nach Leipzig zurückflutete. Von einem Offizier, der zu ihnen aufschloss, erfuhren sie, dass die Schlacht bei einem Ort namens Lützen stattgefunden hatte. Das interessierte sie jedoch nur am Rande, denn Ruhm hatten die Kaiserlichen dort nicht an ihre Fahnen geheftet. Zu dieser Stunde stand den beiden der Sinn nur nach einem Platz, wo sie sich gegenseitig verbinden konnten. Obwohl sie keine schweren Verletzungen davongetragen hatten, bluteten sie noch immer, und es fühlte sich so an, als tropfe das Leben langsam aus ihnen heraus. »Weißt du, worüber ich froh bin?«, fragte Gibichen nach einer Weile.
»Über was denn?«
»Über den Urlaub, den Wallenstein uns erteilt hat. Ich würde mich ungern in die Hände der Feldscher begeben und in einem ihrer Lazarette liegen. Dort krepieren die Verwundeten wie Fliegen, und selbst wenn man am Leben bleibt, ist dort flugs ein Arm oder ein Bein abgesägt. Sobald ich reiten kann, breche ich nach Hause auf.«
»Ich habe kein Zuhause mehr«, antwortete Fabian traurig.
»Weißt du was? Komm mit mir!« Gibichen drehte sich auffordernd zu Fabian um, doch der schüttelte den Kopf.
»Vielleicht später einmal. Ich kenne nämlich ein paar Leute, die sicher gerne vom Tod des Schwedenkönigs hören wollen und mir dafür Unterkunft und Essen geben werden.« Fabian dachte dabei vor allem an Ehrentraud, die so entsetzlich unter den Schweden hatte leiden müssen, aber auch an Frau Meinarda und Irmela, die ihre engsten Verwandten beweinen mussten.
»Vorher will ich sehen, ob ich Kiermeier finde. Wenn die Wundversorgungim Heer so schlecht ist, wie du sagst, will ich ihn nicht in den Händen der Feldscher lassen.«
»Wir sollten schneller reiten. Vielleicht gelingt es uns, einen Wundarzt zu finden, der sein Handwerk versteht.« Gibichen setzte seinen Vorschlag gleich in die Tat um und gab dem Pferd die Sporen. Kurz darauf überholten sie Wallensteins Kutsche. Der Feldherr hatte sich inzwischen ein wenig erholt und hielt sie an.
»Bleibt bei meinem Wagen, wenn eure Wunden es zulassen. In einer Stunde wie dieser braucht ein Mann wie ich treue Gefolgsleute um sich. Mein Leibarzt wird sich später um eure Verletzungen kümmern.«
»Es ist uns ein Vergnügen, Euch zu dienen, Euer Gnaden!« Gibichen deutete eine Verbeugung an und drehte sich grinsend zu Fabian um. »So sieht die Sache schon ganz anders aus!«
Fabian war zu müde für eine Antwort. Seine Verletzungen waren nicht ganz so leicht, wie er Wallenstein gegenüber vorgegeben hatte, und er brauchte all seine Kraft, um sich hinter Gibichen auf dem Pferd zu halten.
Wie in Trance klammerte er sich an seinen Freund und kämpfte gegen das Wegdämmern. Seine Umgebung nahm er erst wieder wahr, als sie Wallensteins Quartier in Leipzig erreichten. Von zwei Männern gestützt wankte der Feldherr ins Haus. Gibichen stieg ab, warf einem herbeieilenden Knecht die Zügel zu und half Fabian vom Pferd herunter. »Beeil dich, sonst vergisst Wallenstein sein Versprechen, und wir müssen doch mit dem Feldscher vorliebnehmen.«
Als die beiden das Hauptquartier betraten, saßen und standen schon mehr als ein Dutzend kaiserlicher Offiziere im Vorzimmer, von denen die meisten ihrer Kleidung und den Verbänden nach zu urteilen dem dichtesten Schlachtgetümmel entronnen waren. Gibichen schritt frech an ihnen vorbei in den Raum,durch dessen offene Tür er den Feldherrn entdeckt hatte. Wallenstein wurde gerade von seinem Leibarzt verbunden, nickte den beiden jedoch mit kalkweißer Miene zu und wies den Mediziner an, sich um die beiden Herren zu kümmern, wenn er versorgt wäre.
»Behandele Er persönlich
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