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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sondern die Ehefrau des kaiserlichen Höflings und Mitglieds des Reichskriegsrats Karl Joseph von Harlau, also keine leichte Beute für einen Kornett, der es nicht erwarten kann, Leutnant genannt zu werden.«
    »Sie ist verheiratet? O nein!« Fabian starrte seinen Freund verdattert an.
    Gibichen nickte spöttisch. »Zudem heißt es, sie soll Wallensteins Geliebte sein. Also halte dich von ihr fern, wenn du dir die Gunst des Generalissimus nicht sofort wieder verscherzen willst! Komm, suchen wir uns erst einen Platz zum Schlafen. Du siehst aus, als würdest du jeden Augenblick umkippen. Ich höre mich inzwischen um, ob jemand Kiermeier gesehen hat!«
    »So schlecht geht es mir auch nicht, dass ich dich allein suchen lasse! Kiermeier ist nicht nur mein Vorgesetzter, sondern auchmein Freund, und ich hoffe, er ist noch am Leben.« In Wahrheit zitterten Fabians Beine vor Schwäche, aber er wollte sich nicht hinlegen, sonst hätte er sich vor Kummer zerfressen, weil das Schicksal die schöne Stephanie von Harlau an irgendeinen Wiener Höfling gefesselt hatte.

XVI.
    Irmela fand es faszinierend, wie ein Mensch sich innerhalb kürzester Zeit verändern konnte. Am Vortag war Meinarda von Teglenburg noch ein schattenhaftes Wesen mit blasser, durchscheinender Haut und müdem Blick gewesen. Nun aber leuchteten ihre braunen Augen wie geschliffene Opale, und eine leichte Röte färbte ihre Wangen. Auch trug sie nicht mehr jene grauschwarze Trauergewandung, sondern ein mit feinen Spitzen besetztes Kleid aus rosenholzfarbenem Samt über einem etwas helleren, seidenen Unterkleid. Ihr Dekolleté war so weit ausgeschnitten, dass es Fabians wie auch Anselm Kiermeiers Blicke immer wieder anlockte.
    Die beiden waren überraschend am Vorabend aufgetaucht und hatten gebeten, den Winter auf dem Gutshof verbringen zu dürfen. Das Ganze entbehrte nicht einer gewissen Delikatesse, denn die Aufnahme von unverheirateten Männern – auch wenn Fabian in Irmelas Augen noch ein grüner Junge war – in einem nur von Frauen bewohnten Haushalt konnte leicht üble Nachrede erzeugen. Frau Meinarda hatte es jedoch nicht übers Herz gebracht, ihren Lebensretter von der Schwelle zu weisen, und daher auch Kiermeier das Gastrecht gewährt. Damit hatte sie sich zur Überraschung aller übrigen Bewohnerinnen des Gutshofs gegen Helene durchgesetzt, die die ungebetenen Gäste wieder vor die Tür hatte setzen wollen.
    Irmela freute sich, Fabian wiederzusehen, obwohl ihr Freund aus Kindertagen ihr bei seiner Ankunft nicht mehr als einen belanglosen Gruß gegönnt hatte. Doch seine Gegenwart versprach etliche kurzweilige Stunden, die die hier herrschende Langeweile wenigstens für eine Weile vertreiben konnten. Schon am ersten Abend hatten Fabian und Kiermeier viel zu erzählen gewusst. Beide waren in der Schlacht bei Lützen verwundet und von Generalissimus Wallenstein ihres Mutes wegen befördert worden. So, wie Kiermeier von seinen Erlebnissen redete, hörte es sich an, als sei seine Flucht vor den siegreichen Schweden nur ein großer Spaß gewesen.
    Dabei hatte er, obwohl er von mehreren Kugeln getroffen worden war, ein herrenloses, verwundetes Pferd eingefangen, war in den Sattel geklettert und gerade noch rechtzeitig vor den feindlichen Soldaten davongeritten. Als er sich nicht mehr im Sattel hatte halten können, war er von Kameraden zu anderen Verwundeten auf einen Ochsenkarren gelegt und nach Leipzig gebracht worden. Fabian und Ludwig von Gibichen hatten ihn dort in einem Feldlazarett aufgestöbert und auf einer Trage zu Wallensteins Leibarzt geschleppt.
    »Ansonsten wäre ich wohl nicht mehr am Leben, denn die kaiserlichen Feldscher verstehen es, einen Mann rascher in die Grube zu bringen als der Feind«, hatte er hinzugesetzt und Fabian dankbar auf die Schulter geklopft. Die tatkräftige Hilfe für einen Kameraden hatte Frau Meinarda noch stärker für den jungen Mann eingenommen, und sie umsorgte ihn wie eine Glucke. Irmela hätte Ludwig von Gibichen gern kennengelernt, da er in den Erzählungen der beiden Männer immer wieder auftauchte und Fabian ihm seinen Worten zufolge das Leben verdankte. Doch der Leutnant hatte sich von seinen Begleitern getrennt, um in seine Heimat zurückzukehren, die irgendwo im Südosten Bayerns liegen musste.
    Irmela, die bemerkte, dass ihre Gedanken abgeschweift waren, widmete sich wieder dem Geschehen im Salon, den diesmal nicht Helene, sondern Meinarda beherrschte. So wie die Freiin auf ihrem Ruhebett saß und sich mit

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