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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dem linken Arm auf der Lehne abstützte, bot sie ein Bild zarter Schönheit. Kiermeier hatte es sich mit einem fast vollen Glas Wein in der Hand auf einem Stuhl bequem gemacht und starrte Meinarda stumm und arg verlegen wirkend an. Er trug einen sauberen, grauen Rock und bauschige Kniehosen, so dass er mehr wie ein Gutsherr als wie ein Soldat wirkte. Sein Blick glich dem eines bettelnden Hundes, der nicht weiß, ob er jetzt einen Leckerbissen oder einen Fußtritt zu erwarten hat.
    Fabian aber gab gestenreich seine jüngsten Erlebnisse zum Besten. Nach Irmelas Ansicht schnitt er gewaltig auf, denn er tat beinahe so, als habe er die Schweden mit eigener Hand zur Räson gebracht. Dabei hatte der Pfarrer von Büchlberg erst vor wenigen Tagen berichtet, der Generalissimus Wallenstein hätte eine schwere Schlappe erlitten. Wohl sollte der schwedische König Gustav Adolf in jener Schlacht gefallen sein, doch der ketzerischen Protestantenbrut wuchsen bereits neue Köpfe, die im nächsten Jahr gegen die Kräfte des wahren Glaubens zu Felde ziehen würden.
    »Man erzählt sich aber, ihr hättet bei Lützen verloren!«, wandte Irmela ein, als Fabian von davonlaufenden Schweden berichtete. Der junge Mann machte eine hilflose Bewegung und bedachte das Mädchen mit einem höchst verärgerten Blick. Dieses spitzmausähnliche Geschöpf konnte einem jeden Spaß verderben. Dabei hatte er nicht angeben wollen, sondern nur Rücksicht auf die anwesenden Damen genommen, damit diese nicht aus Angst vor den schwedischen Ungeheuern vergingen. Er musterte Irmela wie ein Füllen, das nicht so geraten ist, wie man es erwartet hat, und verzog spöttisch die Lippen. In dem guten halben Jahr, seiter sie das letzte Mal gesehen hatte, war die Kleine zwar ein wenig gewachsen, aber sie wirkte immer noch kindlich und reizlos. Dabei musste sie inzwischen schon achtzehn sein und galt längst als heiratsfähig. Im Vergleich mit Johanna, die ihm ebenso gespannt zuhörte wie Ehrentraud, oder gar mit Stephanie von Harlau erschien sie ihm völlig unansehnlich. Der Mann, der dieses Geschöpf einmal zur Frau bekam, war zu bedauern, vor allem, wenn sie ihr Mundwerk an diesem genauso wetzte wie jetzt an ihm.
    »Hast du mit den Schweden gekämpft oder ich?« Fabians Ton hätte seinem Gefühl nach genügen müssen, das Mädchen auf seinen Platz zu verweisen.
    Irmela hob ihr Kinn und hielt seinem strafenden Blick stand. »Unser Hochwürden hat berichtet, Pappenheims Reiterei habe das Schlachtfeld in heilloser Flucht verlassen. Gehörtest du nicht auch dazu?«
    Fabian zischte einen unverständlichen Fluch. Dieses kleine Biest war ja noch schlimmer als die Krätze. Dagegen war ihre Tante ein Bild von einem wohlerzogenen Fräulein. Zwar war Johanna nur ein Jahr älter als Irmela, doch die beiden Mädchen wirkten so, als läge fast ein Jahrzehnt zwischen ihnen. Die unerfüllbare Liebe zu Stephanie von Harlau, die er in seinem Herzen trug, machte ihn nicht blind für die Vorzüge anderer Frauen, und seine Erfahrung mit der Hure Gerda reichte aus, um sich vorstellen zu können, wie Johanna unter ihrem dunkelroten, sittsam am Kragen zugeschnürten Kleid aussehen mochte. Bei dem Gedanken wurde es ihm in der Hose warm, und er wandte rasch den Blick von ihr ab, hatte aber sofort das wie Elfenbein schimmernde Dekolleté der Freiin Meinarda vor Augen.
    Da Irmela noch immer auf eine Antwort wartete, drehte Fabian sich zu ihr um und warnte sie stumm, ihm nicht erneut in die Parade zu fahren. »Nach Pappenheims Tod mögen einige seiner Reiter die Flucht ergriffen haben, doch Hauptmann Kiermeier,Leutnant Gibichen und ich gehörten gewiss nicht dazu. Andernfalls hätte Herr von Wallenstein uns nicht wegen unseres Mutes ausgezeichnet!«
    Diesem Argument musste Irmela sich beugen, doch sie fand, dass Fabian sich bei den Soldaten zum Schlechten verändert hatte. Er war überheblich geworden und stierte Johanna und Frau Meinarda in einer Art und Weise an, die sie abstieß. Vor dem Überfall der Schweden auf den Flüchtlingszug war er ganz anders gewesen, hilfsbereit, höflich und dazu ein Freund, mit dem man Pferde hätte stehlen können.
    Da es sich für eine junge Dame nicht geziemte, mit einem Herrn zu streiten, presste sie die Lippen aufeinander, damit ihr kein Wort mehr entschlüpfte, und zog ihren Schemel in eine Ecke, von der aus sie die Anwesenden gut beobachten konnte. Ausnahmsweise hatte sich auch Ehrentraud zu den Besuchern gesellt, aber sie trug einen dunklen Schleier, der

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