Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
sich ihr Gesicht zu einer höhnischen Grimasse, und sie begann so laut zu lachen, dass es von den Hügeln widerhallte.
    »Fahr zur Hölle, Pfaffe!«, schrie sie den frommen Mann an. »Nicht vor dem Kreuz, das du in der Hand hältst, soll ich das Knie beugen, sondern vor dir vollgefressenem Popanz. Aber deineSchinder haben mich so übel zugerichtet, dass ich weder stehen noch knien kann. Soll der Teufel sie dafür holen, und dich mit ihnen.«
    Trotzig blickte die Hexe in die Runde. »Ihr verdammten Hunde seid gekommen, um mich braten zu sehen? Schaut gut zu! Ehe die Jahre sich dreimal wenden, werden etliche von euch mir auf meinem Weg folgen, das schwöre ich. Inzwischen werden Hunger und Not eure Begleiter sein und die Schweden über euch kommen! Verdammt sollt ihr alle sein. Ich bin nur ein armes Weib und habe keinem Menschen Böses zugefügt. Jetzt aber wünschte ich, ich hätte all das verbrochen, was man mir vorgeworfen hat, und noch viel mehr!«
    Der Priester wechselte einen Blick mit dem Richter, der auf einer Bank rechts vom Scheiterhaufen saß und das Geschehen mit zornrotem Gesicht verfolgte. »Auf den Scheiterhaufen mit dieser verstockten Sünderin!«, rief dieser den Gerichtsknechten zu. Die Männer hoben die Frau auf den Holzstoß und banden sie an den Pfahl. Da sie aber noch immer schrie und sowohl den Richter wie auch die Zuschauer verfluchte, trat einer der Gerichtsknechte hinter sie, legte ihr eine Schnur um den Hals und zog diese so weit zu, dass sie gerade noch Luft bekam, aber nicht mehr sprechen konnte. Dann stiegen er und seine Kameraden von dem Holzstoß herab. Während der Priester ein Gebet anstimmte, nahm der Henker, der nur mit einer schwarzen Lederhose und einer roten Kapuze bekleidet war, eine Fackel, die ihm einer seiner Knechte reichte, und steckte den Scheiterhaufen an einem Ende an.
    Als er auch die drei anderen Ecken anzünden wollte, gebot ihm der Priester Halt. »Wegen ihrer Verworfenheit soll die Hexe langsam rösten. Danach mag ihre Seele in die Tiefen der Hölle fahren.«
    Seine Stimme hallte in Irmelas Ohren wider und bereitete ihrSchmerzen. Während ihre Begleiterinnen gebannt zusahen, wie die Flammen sich langsam ausbreiteten und nur zögerlich nach dem Hemd der Verurteilten griffen, lehnte Irmela sich auf ihrem Sitz zurück und schloss die Augen. Aber ihre Phantasie ließ das Geschehen so deutlich vor ihrem inneren Auge aufsteigen, als stünde sie selbst auf dem Scheiterhaufen.
    Sie sah den zuckenden Leib der Frau, die sich in den lodernden Flammen wand und heißen Rauch einatmete, fühlte, wie ihr Mund sich zu jenen Schreien öffnete, die wegen der Schnur um ihre Kehle nur zu einem gurgelnden Röcheln wurden. Auch nahm sie wahr, wie die angebliche Hexe versuchte, sich mit den Stricken, mit denen sie an den Pfahl gefesselt worden war, zu erdrosseln. Doch die waren so geschickt angebracht, dass ihre vergeblichen Versuche etliche der Zuschauer zu höhnischen Ausrufen veranlassten.
    Helene, Johanna und Ehrentraud schwatzten munter drauflos und kommentierten jede Bewegung der Alten, die durch die Entscheidung des Priesters zu einem langsamen, qualvollen Tod verurteilt worden war. Da er den Henkersknechten auch verboten hatte, Öl in die Flammen zu gießen, dauerte es einige Zeit, bis der Holzstoß richtig Feuer fing, und er brannte auch nur langsam ab, denn es fehlte der Wind, der die Flammen hätte anfachen können.
    Als die Menge erwartungsfroh aufschrie, öffnete Irmela die Augen und sah, wie die Frau von den Flammen umspielt wurde. Ihr Gesicht war zu einer Maske puren Schmerzes verzerrt, und ihr Mund schrie lautlose Verwünschungen hinaus, die nur noch sie selbst verstehen konnte. Dann bäumte die Verurteilte sich ein letztes Mal auf und sank in sich zusammen. Gleichzeitig wurde ihr Hemd von den Flammen verzehrt, und für ein paar Augenblicke war ihr nackter, von Feuerzungen umtanzter Leib zu sehen. Obwohl sie alt, von Wunden entstellt und verschrumpeltwar wie ein Apfel vom letzten Jahr, keuchten einige Männer voller Gier auf.
    Irmela wurde von dem Gestank des verbrennenden Fleisches so übel, dass sie sich in Krämpfen wand, um nicht erbrechen zu müssen. Mühsam wandte sie ihren Blick von dem Geschehen ab und sprach ein Gebet für das arme Weib, das auf eine so grauenhafte Weise ums Leben gebracht worden war. Selbst wenn die Frau verbrochen hatte, was man ihr vorwarf, gab nichts in der Welt den Menschen das Recht, grausamer zu sein als jedes Tier.
    »Es ist vorbei«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher