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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Helene ihr scheinbar freundlich zu.
    »Ich würde es gutheißen, wenn du uns begleitest. Wer weiß, vielleicht erhalten wir in Passau Botschaft von deinem Onkel oder treffen ihn sogar selbst dort an.«
    Diese Aussicht hätte Ehrentraud beinahe dazu gebracht, auf die Fahrt zu verzichten. Dem Prior zu begegnen war das Letzte, das sie sich wünschte. Er würde gewiss ihr Gesicht sehen wollen und die noch grässlicher gewordene Narbe entdecken. Auch würde er sie schelten, weil sie ihm bisher keinerlei Mitteilung über Irmelas Hexenkünste gemacht hatte. Aber sie war zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt gewesen, um auf das dumme Dingachten zu können. Anders wäre es gewesen, wenn sie auf deren Hilfe hätte rechnen können. Doch die kleine Hexe hatte ihr von Anfang an geschadet und würde es auch weiterhin tun. Irgendetwas aber würde ihr einfallen müssen, denn wenn ihr Onkel zu der Überzeugung kam, sie wäre ihm nicht mehr von Nutzen, würde er sie möglicherweise in ein abgelegenes Kloster stecken. Nachdem sie jedoch die süße, wenn auch verbotene Frucht der körperlichen Liebe mit Fabian gekostet hatte, wollte sie darauf nicht mehr verzichten. Um ihn dazu zu bringen, auch in Zukunft das Lager mit ihr zu teilen und sie nach der unvermeidlichen Entdeckung ihres Tuns zur Frau zu nehmen, musste dieser schreckliche violette Wulst verschwinden, der sich von ihrer Schläfe bis zum Kinn zog. Das konnte nach Lage der Dinge jedoch nur durch Zauberkraft geschehen. Also würde sie mit Helene und Johanna fahren und ihrem Onkel die Stirn bieten.
    »Ich komme gerne mit«, sagte sie und freute sich nun darauf, sich neu einkleiden zu lassen. Da ihr Onkel bisher nur wenig Geld für sie hatte auslegen müssen, würde er sie deswegen wohl kaum schelten.
    Irmela spürte die Anspannung, unter der sowohl Helene wie auch Ehrentraud standen, und fragte sich, was die beiden so stark bewegte. So aufregend war die Fahrt nach Passau nicht, also musste es etwas sein, das man vor ihr verbergen wollte. Da sie auf Fragen grundsätzlich nur spöttische Antworten erhielt, schob sie diese Überlegungen beiseite und stellte sich vor, durch die Dreiflüssestadt zu bummeln. Ein wenig freute sich auch darauf, neue Kleider zu bekommen, die ihr passten und hoffentlich ein wenig hübscher waren als ihre schmucklosen grauen und blauen Gewänder, die Helene ihr anfangs hatte nähen lassen.
    Der bevorstehende Ausflug beschäftigte auch Johanna. »Wenn wir schon einmal in Passau sind, sollten wir die Bekanntschaft mit einigen Leuten vertiefen, zum Beispiel mit Herrn Steglinger.«Sie zwinkerte ihrer Mutter zu, denn sie kannte deren Hoffnungen, Walburgas Nachfolgerin zu werden.
    Wohl war dem früheren Gutsherrn und jetzigen Heereslieferanten an einem jungen Weib gelegen, das ihn noch mit Kindern beglücken konnte, doch Helene fühlte sich trotz ihrer fast vierzig Jahre noch nicht zu alt, weitere Kinder zu gebären. Daher nickte sie ihrer Tochter versonnen lächelnd zu. »Gewiss werden wir Herrn Steglinger in der Herberge begrüßen dürfen, in der wir uns einquartieren werden. Wahrscheinlich erhalten wir dort auch Einladungen für Feste und Empfänge.«
    »Aber wir sind doch noch in Trauer um meinen Vater! Da dürfen wir noch keine Feste besuchen«, warf Irmela empört ein.
    Helene maß sie mit einem mitleidigen Blick. »Mein liebes Kind, das Ableben meines Stiefsohns liegt nun über ein Jahr zurück, und für mich und Johanna ist die Trauerzeit vorüber. Aber du solltest natürlich in der Herberge bleiben.«
    Mit ihrer Bemerkung hatte Irmela Helene eine Sorge genommen. Wäre ihre Stiefenkelin mit ihr gekommen, hätten die jungen Edelmänner sich trotz des maushaften Aussehens des Mädchens mehr um die reiche Erbin als um ihre Tochter bemüht.
    Diese Überlegungen schossen auch Johanna durch den Kopf, die es für ungerecht hielt, dass der Reichtum der Familie allein Irmela zugute kam. Ihrer Ansicht nach hätte sie das Hochberg-Vermögen erben müssen, da ihr Halbbruder keinen Sohn bekommen hatte, der den Namen der Familie weiterführen konnte. Sie schob ihre beständig schwelende Wut über so viel Ungerechtigkeit jedoch von sich weg, als ihre Mutter die Fahrt zu planen begann.
    Helene überlegte sorgfältig, wie sie auftreten musste. Gern hätte sie auf ihren Rang als Witwe des Johann Antonius von Hochberg gepocht, aber das durfte sie nicht, denn dessen Verwandte hatten seine Heirat mit ihr nie anerkannt und ihre Tochter unterder Hand einen Bastard

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