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Die Feuerbraut

Titel: Die Feuerbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gegen das Trio keinen Hehl. »Es ist eine Schande, dass sie Kleider für sich und ihren Balg hat nähen lassen, während Ihr immer noch in diesem alten Lumpen herumlaufen müsst.«
    Irmela machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich mache mir nicht viel aus Kleidern.«
    »Dann wärt Ihr die einzige Frau der Welt, die das tut.« Fanny schürzte die Lippen und sagte sich, dass ihre Herrin einfach zu wenig aus sich machte. Mit einer anderen Frisur und einem hübschen Kleid sähe sie ganz manierlich aus. Natürlich durfte sie nicht die verkniffene Miene zeigen, die sie gerade wieder aufgesetzt hatte. Die kam von dem Ärger über ihre Stiefgroßmutter und die beiden anderen Weibsteufel.
    Gerne hätte Fanny ihre ersparten Münzen hingegeben, wennsie dafür auf dem Markt etwas Selbstbewusstsein für ihr Fräulein hätte kaufen können. So, wie Irmela sich in sich selbst verkroch, hatte die Frau, die jetzt vorne im Salon saß und mit dem fetten Heereslieferanten tändelte, leichtes Spiel mit ihr. Dabei lebte Frau Helene von dem Geld, das eigentlich für Irmela bestimmt war, und behandelte die Komtesse wie eine mittellose Verwandte.
    Irmela sah es im Gesicht ihrer Magd arbeiten und lächelte. Mit ihr hatte sie vom Schicksal ein doppeltes Geschenk erhalten. Fanny war fleißig und bemüht, alle Arbeiten zu ihrer Zufriedenheit zu erledigen, und ersetzte ihr in gewissem Rahmen auch eine Freundin, denn sie war die Einzige, mit der sie über alles reden konnte. Johanna hörte nicht einmal hin, wenn sie etwas sagte, sondern strich ihren Vorrang als ihre Tante heraus und kümmerte sich nur um Ehrentraud. Die Entstellte hasste sie gar und überschüttete sie mit Bosheiten, als sei sie der schlechteste Mensch auf Erden, so dass Irmela sich immer wieder fragte, was sie dieser Frau angetan hatte.
    Sie schüttelte den Gedanken ab und grinste spitzbübisch. »Ich glaube, Helene wird bald aus all ihren rosigen Wolken fallen. Steglinger würde weitaus lieber Johanna heiraten.«
    »Wegen mir kann er auch die nehmen, wenn er die Schwiegermutter mit zu sich nimmt.« Fanny seufzte und betete stumm zu allen Heiligen, damit es bald zu dieser Heirat kam.

V.
    Der nächste Besucher war noch weniger nach Fannys Geschmack. Es handelte sich um den Prior Xaver von Lexenthal. Frau Helene empfing ihn überschwenglich und kredenzte ihm eigenhändig Wein. Ihre bewusst zur Schau gestellten Reize verfingenbei dem Kirchenmann augenscheinlich nicht, denn er erhob sich nach beinahe unhöflich kurzer Zeit. »Ich würde jetzt gerne mit Ehrentraud sprechen.«
    »Aber natürlich!« Helene schluckte ein wenig, sie hatte Angst, der Prior könnte ihr die Schuld an der Verschlimmerung der Narben im Gesicht seiner Nichte zusprechen. Auch wenn Ehrentraud eine innige Freundschaft mit Johanna verband, konnte man nie wissen, wen sie in ihrer Launenhaftigkeit anklagte. Mit einem mulmigen Gefühl, das ihre Höflichkeit nur unzureichend verdecken konnte, führte sie Lexenthal in das Zimmer seiner Nichte und betete stumm, dass alles gut werden würde.
    Ehrentraud saß auf einem schlichten Stuhl und hatte ihr Gesicht hinter einem Schleier verborgen. Zwar begrüßte sie ihren Onkel sehr höflich, doch sie ließ sich den Zorn und die Enttäuschung über das Versagen der Ärzte anmerken, die er zu ihr geschickt hatte.
    Der Prior nahm auf einem bereitstehenden Sessel Platz, aber als Helene sich dazusetzen wollte, runzelte er die Stirn. »Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr mich mit meiner Verwandten allein lassen könntet.«
    Helene knickste und warf Ehrentraud einen kurzen und – wie sie hoffte – aufmunternden Blick zu. Dann verließ sie die Kammer, lief in ihr Zimmer und legte ihr Ohr gegen die Wand.
    Der Prior wartete, bis Helene die Tür hinter sich geschlossen hatte, und blickte seine Nichte fragend an. »Du trägst noch immer einen Schleier. Konnten die Ärzte, die ich zu dir geschickt habe, dir nicht helfen?«
    Da weder Portius noch Lohner zu ihm zurückgekehrt waren, um Bericht zu erstatten, wusste er noch nichts von deren missglückten Versuchen, seiner Nichte die frühere Schönheit wiederzugeben.
    Ehrentraud wand sich, weil sie nicht bereit war, die Wahrheit zusagen. »Die Narben waren bereits auf dem besten Weg abzuheilen, als …«
    »Als was?«, unterbrach Lexenthal sie scharf. Da er nicht sofort Antwort erhielt, wies er mit der Rechten auf ihren Schleier. »Ich will dein Gesicht sehen!«
    »Bitte nicht!«, flehte Ehrentraud.
    »Ich befehle es dir!« Der Prior sagte es

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