Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Schuldigen gefunden?«
»Wo denkt Ihr hin, General?«, sagte Mendell bitter. »Obwohl der Herzog selbst die Aufklärung des Falls forderte, wurde nie jemand für diese Tat zur Rechenschaft gezogen.«
Wir hatten das Tor erreicht, ein Bulle salutierte, ein anderer zog das schwere Tor für uns auf. Mendell führte mich über den Vorplatz zu dem gedrungenen Gebäude der Kommandantur. Rechts von ihm stand ein hoher, schmaler Turm, auf dessen Dach sich eine dieser Semaphoren befand.
Knapp unterhalb war auch noch ein Balkon, auf dem ich ein schweres, schwenkbares Sehrohr und zwei Signallaternen erkannte. So hoch, wie der Turm war, gab es keinen Zweifel daran, dass man von dort aus jedes Schiff schon frühzeitig ausmachen konnte.
Der Kontrast zwischen den kaiserlichen Bauten und dem Fachwerk Aldanes war deutlich. Das Gebäude hier stand für sich allein, sein Grundriss entsprach dem Haupthaus des Gasthofs Zum Hammerkopf .
Es war fast so, als käme ich nach Hause.
Wir gingen durch einen seitlichen Eingang hinein und dann die Treppe hinauf. Mendell klopfte an einer Tür, es wurde »Herein« gerufen, und wir betraten das Vorzimmer des Lanzenmajors, wo ein junger Stabsleutnant aufsah und uns neugierig musterte.
»Das ist Stabsleutnant Goch, der Adjutant des Lanzenmajors«, teilte mir Mendell mit. »General Roderic, Zweite Legion«, stellte er mich vor. Der Mann war, wie viele der Seeschlangen, eher drahtig als muskulös und etwas kleiner als Mendell, mit kurzgeschnittenen braunen Haaren, aufmerksamen braunen Augen und einem Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. Die lindgrüne Uniform saß perfekt und war gewiss von einem Schneider auf Maß angefertigt worden. Das Rapier, das am Schreibtisch lehnte, war kostbar verziert.
Goch erhob sich und salutierte, ich erwiderte den Salut, ohne nachzudenken, während Mendell sich verabschiedete.
»Lanzenmajor Wendis erwartet Euch bereits«, sagte der Adjutant mit einem skeptischen Blick auf die kaiserliche Zahl Zwei auf meinem Ärmel und öffnete uns eine weitere Tür. »Bitte«, sagte er höflich und schloss dann die Tür hinter mir mit einem leisen Klicken.
23. Traum und Pflicht
Lanzenmajor Wendis war ein schlaksiger Mann mit einem Kranz kurzgeschorener grauer Haare, dunkelgrünen Augen und einer etwas zu langen Nase. Er mochte um die drei Dutzend Jahre alt sein; die Art, in der er mich musterte, zeigte, dass er schon viel gesehen hatte und nicht bereit war, jede wilde Geschichte zu glauben, die man ihm auftischte. Er stand zusammen mit Elgata an der Wand, wo eine große Karte ausgezogen war. Vielleicht fing ich doch langsam an zu verstehen, wie man Karten las, denn ich erkannte die Mündung des Gazar, Janas und die Umrisse der Feuerinseln. Vielleicht auch deshalb, weil die Namen daneben geschrieben waren.
»Der Götter Gnade mit Euch, General«, begrüßte mich Elgata förmlich. »Lanzenmajor Wendis, General Roderic«, stellte sie uns einander vor. »Wie geht es Janis und Larin?«
»Als ich ging, hatten wir noch keine Nachricht aus dem Tempel«, berichtete ich. »Mendell und ich denken, dass es ein gutes Omen ist.«
»General Roderic von der legendären Zweiten Legion«, sagte Wendis in skeptischem Tonfall. »Ich hoffe, Ihr vergebt mir, wenn ich leichte Zweifel daran hege. Würdet Ihr mir bitte Euren Ring zeigen?« Er hielt mir die offene Hand hin.
»Ich kann ihn nicht abnehmen«, sagte ich, zog den Handschuh aus und hielt ihm meine Hand entgegen.
»Ihr erlaubt?«, fragte er, fasste an den Ring und zog hart. Mehr und mehr war ich der Ansicht, dass der Ring sich mit meinem Fingerknochen verbunden haben musste, denn er bewegte sich keine Haaresbreite. Ich zog scharf die Luft ein und entwand ihm meine Hand.
»Das war unangebracht, Lanzenmajor«, sagte ich steif, während ich mir den schmerzenden Finger massierte.
»Vielleicht«, meinte Wendis ungerührt. »Aber ich hoffe, Ihr versteht, wie schwer es zu glauben ist. Bitte, ich muss die Probe machen.«
Als ich ihm diesmal meine Hand hinhielt, zog er nicht an dem Ring, sondern hielt nur den seinen dagegen. Schweigend sahen wir zu, wie sein Ring aufleuchtete.
»Wendis, ich sagte Euch bereits, dass der Ring echt ist«, meinte Elgata.
»Daran habe ich nunmehr keinen Zweifel«, sagte der Lanzenmajor. »Ich frage mich nur, ob der Mann auch echt ist.« Noch immer lag sein Blick prüfend auf mir.
»Kommandant Keralos hat mich auf dem Posten bestätigt«, teilte ich ihm mit. »Allerdings habe ich keine Schriftstücke
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