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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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hinter der scharfen Spitze mehrere Lagen aus feinem Tuch trug.
    Die beiden Priester kamen auf die Zugbrücke und traten an die Frau im Hochzeitsgewand heran. Rüde zerrten sie die Wehrlose vom Pferd, dann sah ich, wie ein mit Reisig gefüllter Wagen herangefahren wurde. Dort vorn hielt er an, die Räder wurden verkeilt, die Pferde ausgespannt und ein Pfosten in den Wagen gesetzt.
    »Sie weiß schon lange, was der Feind für sie geplant hat«, sagte Eleonora. »Die Soldaten Thalaks vergehen sich an den Frauen, wie sie wollen, und lassen sie dann wieder laufen. Dabei vergessen sie, dass ihre Opfer nicht nur Fleisch sind, sondern auch Ohren besitzen und Augen zum Sehen.« Sie hielt meine Hand fester. »Hört, wie der Feind die Anklage vertritt: Wie unnatürlich es ist, dass eine Frau die Krone trägt. Wie es gegen die Gesetze der Götter verstößt. Wie hier eine gerichtet wird, die ihren Platz nicht kennt. Hört, wie einer der verfluchten Seelenreiter von einem gerechten Krieg spricht, einem Krieg, der säubert, was falsch war, der das richtet, was einst verbogen wurde. Er glaubt selbst daran und ist blind für die Wahrheit.«
    Die Priester zerrten die Frau hoch auf den Wagen und banden sie an dem Pfahl fest.
    Hinter und neben uns füllten sich die Zinnen mit grimmigen Soldaten. Keiner von ihnen trug sichtbar eine Waffe, sie lehnten an der Innenseite der Zinnen, wo sie nicht zu sehen waren. Nur der Soldat neben uns tat etwas. Er warf Rosenblätter in die Luft und studierte sie, während der Wind sie umhertrug. Es waren gute achtzig Schritt von hier bis zum Wagen, kein unmöglicher Schuss, aber er wollte sicher sein.
    »Sie weiß, was der Feind plant, sie weiß auch, dass ihre Zeit gekommen ist. An diesem Morgen schlug ihr Herz nicht mehr, nur die Gebete der Priester und die stärkste Medizin halfen ihr zu leben, eine Medizin so stark, dass sie sie töten wird. Aber noch lebt sie. Sie ist die Königin, sie ist das Herz Illians, sie ist der Wille, die Kraft und der Glauben unseres Volkes. Sie selbst entscheidet, wie sie stirbt.« Sie trat an mich heran und umklammerte meine Hand, ich zog sie vor mich, und sie lehnte sich gegen meine Hüfte, wie sie es so oft getan hatte. Ich hielt ihre Hände fest in meinem Griff. Sie fühlte sich so zerbrechlich an, doch ich wusste, wie das täuschte.
    »Sie spricht jetzt. Ihr könnt sie nicht hören, ihre Stimme trägt nicht weit. Sie erinnert den Feind an seinen Schwur, erinnert ihn daran, dass er die Stadt verschonen will und versprach, die Gefangenen gehen zu lassen. Doch noch während sie spricht, schreitet man zur Tat.«
    Der Priester warf eine Fackel in den Haufen aus Reisig, es musste in Öl getränkt sein, denn schnell breitete sich das Feuer aus, eine dichte Rauchwolke stieg auf. Keiner der Soldaten auf den Zinnen regte sich oder sagte nur ein Wort, sie standen still wie Statuen.
    »Das Kleid ist gesegnet, sie ist gesalbt. Sie hat gebeichtet und ruht sicher in der Hand des Gottes«, fuhr Eleonora mit erstickter Stimme fort. »Jetzt!«, flüsterte sie.
    Eben brannte das Feuer noch rot und gelb und rußte schwarz, doch jetzt wurde die Flamme immer heller und schien aus sich selbst heraus ein weißes Licht zu erzeugen.
    »Seht Ihr den Reiter rechts, der sie so unverwandt fixiert?«, fragte sie leise. »Er ist es, der ihre Seele und ihr Wissen haben will. Allerdings stellt er gerade fest, was ein Wille zu tun vermag, der über Jahrzehnte in Leid und Schmerz gestählt wurde. Er hat es schon so oft getan, hat viele Seelen geritten, doch niemals hat ihm jemand so die Stirn geboten. Und seht, wie heiß das Feuer jetzt brennt …«
    Die Flamme brannte nun weiß, wuchs und wuchs, bis sie wie eine Säule aus Licht vor uns stand und weithin sichtbar war.
    »Ein Lichtbrand«, hauchte ich ergriffen. »Das heilige Feuer Borons!«
    Vor uns wichen die Priester und die Männer in den schwarzen Rüstungen zurück, der eine, der sie so unverwandt gemustert hatte, wandte sich gar ab und floh, doch es war zu spät.
    »Jetzt!«, rief sie erneut und drückte meine Hände.
    Die Säule aus Licht teilte sich und berührte die beiden Priester und die Reiter, die in der Helligkeit aufflammten und vergingen.
    Dort, wo der Wagen gewesen war, der Scheiterhaufen und der Pflock, dort stand nun nur die Frau in einem weißen Kleid, von den Flammen gänzlich unberührt.
    Einen langen Moment starrten alle nur ungläubig, während auf den Zinnen die Soldaten jubelten, dann kam der Befehl vom Feind.
    Mit einem

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