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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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einem einsamen Gasthof in den Bergen Seelenreißers fahler Stahl erneut ein Leben nahm, es mir übertrug und mir damit meine Jugend wiedergab. Aber diese tiefen Falten waren geblieben.
    Ich wusch mir das Gesicht, musterte das fremde Antlitz und sah, dass es nicht nur Grausamkeit war, sondern auch Verbitterung. Ein Kind, das ich liebte, hatte mich und vierzig andere in den Tod geschickt, um ein Reich zu retten, und ich hatte es ihm nie verziehen. Wie konnte sie mich wegschicken, wie konnte sie uns so verraten … Und doch war ich es gewesen, der sie verraten hatte, nicht weniger als der, der seine Falken jagen ließ, während andere für ihn starben.
    Wie hatte ich gegen sie getobt, gegen das Schicksal, gegen den Gott! Ich hatte sie für etwas verflucht, das niemals ihre Wahl gewesen war. Nicht Soltar war es, der mich daran gehindert hatte, in die Kronburg zurückzukehren, ich selbst war dieser bockige Esel gewesen.
    Als neues Unheil in Gestalt des Reichs Thalak in die Drei Reiche einbrach, hatte sie noch immer nicht den Glauben an mich verloren. Sie schickte ihren Paladin, Leandra, um mich zu suchen und mir aufzutragen, das Reich zu retten. Und wieder hatte ich gebockt, bei jedem Schritt nur stur den Esel gegeben, blind die Augen vor dem einen verschlossen, das ich nicht erkennen wollte: dass es nicht zu viel von einem Mann verlangt war, für das, was er liebte und schützen wollte, zu sterben. Dass ohne die Bereitschaft, für das einzustehen, an das man glaubte und das man liebte und achtete, Ehre nichts anderes war als ein hohles Wort.
    Natalyia, drittes Tuch der Nacht, eine Attentäterin Thalaks, hatte nicht gezögert. Sie wusste, was ihr wichtig war, woran sie glaubte, hatte keinen Grund gesehen, zu zweifeln oder gar zu zögern. Denn hätte sie anders gehandelt, wäre sie sich selbst nicht treu geblieben.
    Ich hingegen hatte nicht nur meine Königin verraten, meinen Schwur und meinen Gott, sondern auch mich selbst. Hinter meinem Bild im Spiegel sah ich Eleonora, Natalyia und all die anderen, die einst an meiner Seite gefallen waren.
    Ich nickte ihnen zu. Manchmal dauerte es eben länger, bis ein alter Esel verstand.

24. Diplomatische Bedenken
     
    Ich öffnete die Tür zum Hauptraum und sah mich einem unerwarteten Besucher in der Uniform der Bullen gegenüber. Er stand an einem der schmalen Fenster, hatte den Laden geöffnet und schaute hinaus auf den Hafen. Nun drehte er sich zu mir um und salutierte, das aber eher nachlässig. Dafür warf er mir einen prall gefüllten Beutel zu.
    »Ich hörte, Ihr hättet eine Leidenschaft für Bessareiner Apfeltabak«, sagte er. »Wir teilen uns diese noble Unterkunft. Ich bin Kurtis Blix, Schwertmajor, zweite Lanze, Dritte Legion. Ihr habt wahrscheinlich schon von uns gehört.«
    Ich wog den Beutel in der Hand und musterte den Neuankömmling. Er war größer als die meisten, schlank, aber mit den Muskeln versehen, die man bekam, wenn man über Jahre den schweren Harnisch der Bullen trug. Kurze blonde Haare, die wirr abstanden, eine mehrfach gebrochene Nase und ein schlecht verheilter Riss durch seine rechte Augenbraue gaben ihm ein verwegenes Aussehen. Mit seinen Lachfalten, unerwartet hellen, grünen Augen und diesem halben Lächeln, war er ein Mann mit diesem gewissen Etwas von Gefahr und guter Laune, das die Seras so leicht begeistern konnte.
    »Danke, Major, das ist aufmerksam«, sagte ich und schaute mich um. »Habt Ihr Euch im Zimmer geirrt?«
    Seine Augen funkelten belustigt. »Wohl kaum. Aber ich gebe zu, dass ich meiner Neugier Folge geleistet habe. Ich hörte, dass ein General hier wäre, und fragte nach, welche Legion er befehligt. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie groß mein Erstaunen war, als ich die Antwort vernahm?«
    »Nein«, sagte ich kurz angebunden. Seine gute Laune passte nicht zu meiner eigenen, die Gelegenheit war in meinen Augen alles andere als günstig.
    »Nicht?«, fragte er verwundert und hob eine Augenbraue. »Nun, ich gestehe meinen Unglauben ein und fragte nach, wie Ihr hergekommen seid. Die Spur führte mich zur Schneevogel und einem Ersten Offizier, der Großes auf Euch hält. Ich fragte ihn, wie man Euch bestechen kann, und er empfahl mir diesen Tabak. Ich hoffe, er hat mich gut beraten, denn Ihr habt einen teuren Geschmack.«
    »Wollt Ihr etwas von mir, Major?«, fragte ich leicht verärgert. »Ich erhielt soeben eine schlechte Nachricht, es ist nicht der günstigste Moment.«
    Jetzt schien ich ihn überrascht zu haben. »Ihr wisst es schon?

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