Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
schüttelte den Kopf. »Ich kann immer noch kaum glauben, dass die Zweite Legion wieder auferstehen wird. Wie dem auch sei, der Schatz ist sicher verwahrt. Wenn Ihr ihn benötigt, gebt mir Bescheid.« Er blieb am Fenster stehen, legte die Hände auf den Rücken und schaute auf den Hafen hinaus. Einen langen Moment stand er so da, dann wandte er sich wieder mir zu. »Ich kann Euch nicht direkt helfen, General. Aber ich kann ein Schiff auf eine Aufklärungsmission schicken, um die Lage vor Ort zu erkunden. Ich werde Elgatas Schneevogel dazu abstellen, aber es liegt an ihr, wie nahe sie der Küste der Feuerinseln kommen will.« Er sah mich direkt an. »Es tut mir leid, dass ich nicht mehr für Euch tun kann, General.«
»Ich danke Euch dennoch. Ihr gebt mir ein Schiff, mehr brauche ich nicht.«
»Dankt mir nicht zu früh. Ich werde Kapitän Elgata keinen Befehl dazu geben, es muss ihre Entscheidung sein. Bedenkt eins: Solange es diese fliegenden Schlangen gibt, ist es ein gefährliches Unterfangen. Es dürfte schwierig genug sein, an Land zu kommen, noch schwieriger – nein, fast schon unmöglich – dürfte es sein, von der Insel wieder zu fliehen. Habt Ihr schon überlegt, wie Ihr das bewerkstelligen wollt?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich werde einen Weg finden.«
Er erlaubte sich ein schmales Lächeln. »An Vertrauen in die Götter mangelt es Euch offenbar nicht. Auf jeden Fall wünsche ich Euch Glück und Erfolg bei dieser Unternehmung.«
»Danke, Ser«, sagte ich. »Wenn alles gut läuft, werden sie erst bemerken, dass ich da war, wenn alles schon vorbei ist.«
»Wenn alles gut läuft …«, wiederholte er. »Ihr wisst schon, dass Ihr dem Wahn verfallen seid, nicht wahr?«
»Ja«, gab ich zur Antwort. »Das hat man mir oft genug gesagt.«
26. Ein Plan
Als ich die Tür zu unserem Quartier aufstieß, sah ich als Erstes Varosch, der dort am Fenster stand und sich mit Serafine unterhielt, die wohl nur kurz hatte schlafen können. Als er die Tür hörte, drehte er sich um und begrüßte mich mit einem erfreuten Lächeln.
»Also war es doch keine Phantasie des Fiebers! Es ist eine Freude, Euch lebend wiederzusehen, Freund Havald!«, rief er und trat an mich heran, um mich zu umarmen. Verdutzt ließ ich es zu und erwiderte die Umarmung eher unbeholfen.
»Und auch, Euch auf den Beinen zu sehen«, gab ich ehrlich zurück. Noch immer plagten mich die Worte des Priesters und mein schlechtes Gewissen. »Wie geht es Euch?«, fragte ich ihn.
Er hatte sich gewaschen und neue Kleider angelegt; er trug nun ebenfalls die Uniform einer Seeschlange, aber ohne Rangabzeichen. Es lag nahe, dass man davon hier genug im Lager hatte, dennoch war es ein ungewohnter Anblick. Er hatte deutlich an Gewicht verloren, und er schien mehr Falten zu besitzen als noch vor wenigen Wochen. Immer wieder vergaß ich, wie jung er noch war.
Sein Gesicht jedoch war offen wie immer, und seine Freude war nicht gespielt. Das und die unverhoffte Umarmung berührten mich seltsam.
»Es war eine Ehre, Bruder Recard kennenzulernen«, erzählte er mir. »Es ist beeindruckend, wie stark seine Heilgabe ist.«
»Ich bin froh darum«, meinte ich und sah mich suchend um. »Wo ist Zokora?«
Varosch zuckte mit den Schultern. »Nachdem meine Heilung abgeschlossen war, meinte sie, dass sie etwas Ruhe bräuchte, und ging davon. Wohin, weiß ich nicht.«
»Und Ihr seid vollständig genesen?«
»Ich bin müde und hungrig, aber sonst fehlt mir nichts.«
»Das ist gut zu hören«, meinte ich, als ich nach der Karaffe mit dem Wein griff. Auf dem Arbeitstisch lagen Rollenbehälter, wohl die Pläne und Unterlagen, um die ich Lanzenmajor Wendis gebeten hatte. Ich füllte meinen Becher, nahm einen tiefen Schluck und wandte mich dann an Serafine. »Sagt, wie gut könnt Ihr Karten und Pläne lesen?«
»Warum?«, fragte sie überrascht.
»Es gilt, diesen Handstreich vorzubereiten, und mir fällt es schwer, Karten und Pläne zu verstehen.«
»Ist es denn überhaupt möglich?«, fragte sie.
»Das wissen nur die Götter«, entgegnete ich. »Aber ich habe Wendis bereits gefragt, ob er mir ein Schiff gibt, das mich zur Feuerinsel bringen kann. Ohne entsprechende Befehle kann er mir offiziell nicht helfen, aber er schickt ein Schiff auf Erkundungsmission in die Nähe der Insel. Elgatas Schneevogel . Ich muss sie allerdings noch fragen, ob sie bereit ist, mich so nahe an die Küste zu bringen.«
»Euch?«, sagte sie und zog eine Augenbraue hoch. »Ihr wollt
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