Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
schießen.
»Vielleicht ist es doch nicht ganz so friedlich«, korrigierte sich Varosch und wirkte enttäuscht.
»Es mag auch sein, dass die Stadtgarde gerade einen Dieb stellt«, meinte Serafine. »Wenn es so ist, halten sie gerade die Ordnung aufrecht, damit andere in Frieden ruhen können.«
Es klopfte an der Tür, Varosch ging hin und öffnete, es war Mendell.
»Sers, der Kapitän ist soeben an Bord gekommen. Sie wird in wenigen Augenblicken den Befehl zum Lösen der Leinen geben. Wenn Euer Kamerad dann nicht erschienen ist, werden wir ohne ihn abfahren.«
»Dann ist es so«, meinte ich. Es überraschte mich, wie enttäuscht ich von Angus war, ich hätte wetten können, dass er mit uns kommen würde. Aber dort stand noch immer seine Axt. War ihm etwas zugestoßen?
»Der Kapitän bittet Euch außerdem, unter Deck zu bleiben, bis wir den Hafen verlassen haben«, sprach Mendell weiter. »Bei einer Abfahrt bei Nacht kann es auf Deck etwas hektisch werden.«
»Das wird kein Problem sein«, teilte ich ihm mit, er nickte dankbar und zog die Tür hinter sich zu, während über unseren Köpfen das Getrampel von vielen Füßen zu hören war. Das Achterdeck befand sich direkt über uns, und es war nicht schwer, Elgata zu hören, als sie den Befehl zum Lösen der Leinen gab. Nur einen Moment später veränderte sich die sanfte Bewegung der Schneevogel unter unseren Füßen, Ruder wurden ausgebracht, um uns vom Pier abzudrücken, vom Bug her hörte ich Stimmen, als das Jagdboot die Leine aufnahm, um uns aus dem Hafen zu schleppen.
»Es geht los«, verkündete Serafine und schlang ihre Arme um sich selbst. »Es ist lange her, dass ich das letzte Mal in einen Kampfeinsatz ging. Mein Problem ist, dass ich mich noch zu gut daran erinnere, wie es ist zu sterben.« Sie schaute mit weiten Augen zu mir auf. »Ich hielt mich nie für mutig, aber jetzt … Seht mich an, ich schlottere vor Furcht.«
Ich beäugte sie. »Aber es gibt Dutzende von Legenden über Eure Heldentaten«, sagte ich. »Ich weiß es sicher, ich habe sie selbst gelesen. Ich bat den Hüter des Wissens, sie herauszusuchen.«
»Habt Ihr das? Ich kenne sie nicht. Ich kann Euch nur sagen, dass ohne Ausnahme jede sogenannte Heldentat damit begann, dass mir die Knie schlotterten und mir schlecht wurde.«
»Es geht uns allen so«, meinte Varosch. »Wir geben es nur ungern zu.«
»Sprich nicht für mich«, sagte Zokora von ihrer Ecke aus, ohne von ihrem Buch aufzusehen. »Ich bin vorher nie aufgeregt.«
»Nicht?«, fragte Varosch.
»Nein«, meinte sie und ließ jetzt doch das Buch sinken. »Warum sollte ich es sein? Es würde doch nur bedeuten, dass ich mir in meinem Unterfangen nicht sicher bin.«
»Ihr seid Euch sicher, dass dieses Unterfangen ein Erfolg sein wird?«, fragte ich sie, und sie schenkte mir einen strafenden Blick.
»Nein«, sagte sie. »Wie kommt Ihr darauf?«
»Aber …«, begann ich, doch sie hob die Hand.
»Ich bin mir sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe«, erklärte sie. Sie nahm das Buch wieder auf, warf mir dann aber noch einen letzten Blick zu. »Alles fängt mit dem ersten Schritt an. Man sollte sich sicher sein, bevor man ihn tut. Alles Weitere folgt daraus.«
Eine Welle ließ die Schneevogel schwanken, und ich griff hastig nach einem Deckenbalken. Ich hatte gehofft, dass mich die Wellenkrankheit diesmal verschonte, aber im Moment schien das eine trügerische Hoffnung zu sein.
Die Schneevogel schwenkte herum, dann lag der Hafen vor uns und wich langsam immer weiter zurück. Dort drüben, im zivilen Teil, waren nun auf mehreren Schiffen Gardisten zu sehen, die mit Fackeln und Laternen versuchten, das dunkle Wasser zu beleuchten, selbst auf die Entfernung waren ihre verärgerten Gesten zu erkennen.
Ich schaute von den Fackeln weg, dorthin wo Angus’ Fass und Axt auf ihn warteten, dann wieder zurück zum Hafen, während ein unangenehmer Verdacht in mir keimte.
»Ich glaube, die wollen zu uns«, meinte Serafine jetzt und deutete auf ein aldanisches Jagdboot, das mit schnellen Schlägen über das Wasser gerudert wurde. Sie hatten klar und deutlich Kurs auf uns gesetzt.
Serafine behielt recht. Mit lauter Stimme verlangte der Gardist im Bug des Jagdbootes, dass die Schneevogel anhalten sollte, damit die Garde das Schiff nach einem flüchtigen Sittenstrolch absuchen konnte.
»Götter«, meinte Serafine mit einem Seufzer. »Ich frage mich, was Angus wieder angestellt hat.«
»Er ist Frauen nachgestiegen«,
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