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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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direkt zu mir, sondern wirkte eher, als ob sie ihre Gedanken laut ordnen würde. »Das sind unsere Gewässer, nicht die des Feindes, der nach allem, was wir wissen, weit entfernt im Süden seine Heimat hat. Eine Flotte über diese Entfernung zu schicken, zu unterstützen, überhaupt dazu abzustellen …« Sie schaute zu mir hoch. »Es besteht die Gefahr, dass uns dieses Reich Thalak sogar in seiner Flottenstärke überlegen ist.«
    »Ich dachte, die Reichsstadt verfügt über die größte bekannte Flotte«, merkte ich an.
    » Bekannt ist hier wohl das Stichwort«, sagte sie. »Wir haben lange keinen Krieg zur See mehr führen müssen. Unsere Flotte ist groß genug, um den Piraten entlang unserer und der aldanischen Küste Einhalt zu gebieten. Wenn wir jedes Kriegsschiff zählen, das Askir besitzt, kommen wir auf vielleicht siebzig Schiffe. Eine gewaltige Flotte für unsere Verhältnisse. Aber ich erinnere mich gerade an etwas, das mir mein Großvater erzählte.«
    Ich sah sie fragend an.
    »Vor etwas über siebzig Jahren kam eine Delegation aus Xiang auf Staatsbesuch nach Askir. Es gab im Zweiten Reich einen dynastischen Wechsel des Kaiserhauses, deshalb kam einer der Prinzen der neuen Dynastie hierher, um verschiedene Verträge neu zu verhandeln. Dieser Prinz kam nicht über Land, sondern zur See. Mit einer Flotte, die so groß war, dass man sie fast nicht zählen konnte, ein ganzer Hofstaat, nein, eher eine Stadt auf Reisen.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Der Kern der Flotte bestand aus über vierzig Schiffen, von denen jedes einzelne gut dreihundert Schritt lang und über sechzig Schritt breit war. Sie hatten sechs Masten, die turmhoch über die Wellen ragten, bunte und farbenprächtig bemalte Segel mit leichten Stangen darin. Diese Schiffe waren anders als unsere, mit breitem Bug, doppelten Rudern und riesigen Aufbauten. An Bord gab es alles, sogar Gärten, manche mit Teichen, großen Wasserbehältern, in denen Fische schwammen, die man angeln konnte. Ich glaubte, mein Großvater hätte es zu sehr aufgebauscht, aber später las ich die Berichte der Admiralität aus dieser Zeit. Er hat eher noch untertrieben. Diese Flotte bestand aus vierhundertundachtzig Schiffen.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, General, unsere Flotte ist bei Weitem nicht die größte bekannte.«
    Ich versuchte, mir eine solche Flotte vorzustellen. Wie es sein musste, derart große Schiffe zu sehen, schwimmende Städte, die sich frei auf dem Meer bewegten. Es gelang mir nicht. Allein wie viele Menschen man brauchte, um sie zu bemannen, entzog sich meiner Vorstellungskraft. Wendis hatte mich darauf hingewiesen, dass Askir freundlich zu diesem Kaiserreich Xiang stand und es vielleicht möglich wäre, es als Verbündeten gegen Thalak zu gewinnen. Ich konnte nur hoffen, dass das gelang.
    »Ich glaube, wir können uns einfach nicht mehr darauf verlassen, dass unsere Flotte jeder Bedrohung zur See gewachsen ist. Wir hatten immer die besten und schnellsten Schiffe, die besten Soldaten, aber wir können nicht davon ausgehen, dass das immer noch so ist.«
    Sie blickte zum Horizont, wo die Sonne nun endgültig unterging. »Ich bin es nicht gewohnt, auf die Nacht zu hoffen und darauf, dass ich mich verstecken kann. Es liegt mir nicht, General.«
    Während ich noch überlegte, was ich darauf antworten sollte, sprach sie bereits weiter. »Was ich nicht verstehe, ist, wie es dazu kommen konnte.« Sie sah abrupt hoch zu den Segeln und rief einen Befehl nach vorn, wo gleich sechs Mann hoch in die Wanten eilten. »Es wäre besser, wir könnten den Gefangenen verhören.« Sie seufzte fast unhörbar. »In diesem einen Fall wünschte ich mir, unsere Leute wären nicht so gründlich vorgegangen und wir hätten mehr Überlebende.« Sie schaute noch mal zu den Segeln hoch, offenbar waren sie jetzt zu ihrer Zufriedenheit ausgerichtet, dann wandte sie sich wieder mir zu. »Ich spüre etwas in mir, in meinen Leuten, in den Gesprächen, die ich hier auf meinem Schiff höre, etwas, das ich so nicht kenne: Angst. Angst vor diesem Feind und einer ungewissen Zukunft. General, ich weiß, dass es Euer Ziel ist, die Botschafterin zu befreien. Ich hoffe und bete zu den Göttern, dass Ihr darin Erfolg haben werdet. Aber verzeiht, wenn ich Euch eines sagen muss: Noch wichtiger ist es, Antworten zu bekommen.« Sie sah mich eindringlich an. »Befreit die Botschafterin, aber bringt uns auch die Antworten, die wir brauchen.«
    »Wir werden tun, was wir können«, sagte

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