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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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mir glühte er im Abendrot. Auf einem fernen Hügel sah ich den Schattenriss einer Karawane.
    Ein schönes Bild. Und ein friedliches. Ich hatte selten genug die Muße, dem Sonnenuntergang zuzusehen. Ich wischte meine Schüssel mit dem Brot aus und reichte sie ihr zurück.
    Wie sollte es mir schon gehen? Ich sagte mir wieder und wieder, dass ich sie nicht hatte aufhalten können, als sie sich ins Schwert stürzte. Es half nicht viel. Ich hatte Übung darin, solche Dinge zu vergessen und diejenigen aus meinen Gedanken zu verbannen, die gestorben waren. Es war oft genug geschehen. Aber diesmal … diesmal hatte ich Schwierigkeiten, zu vergessen. Gestern zur gleichen Zeit hatte sie noch gelebt. Immer wieder ertappte ich mich dabei, Ausschau zu halten nach ihr, als ob sie hier sein müsste . Sie war es nicht, und mir fiel es schwer, das zu akzeptieren.
    »Manche Dinge brauchen nicht ausgesprochen zu werden«, erklärte Serafine leise und rieb die Schüssel mit Sand ab, bevor sie sie sorgfältig in einem Holzgestell verstaute. Sie sah sich um, nickte, als sie sah, dass alles so war, wie es sein sollte, und öffnete die niedrige Tür. »Es reicht, wenn man es weiß.« Sie schenkte mir ein schnelles Lächeln und ging davon in Richtung Achterdeck, wo sich Leandra gerade mit Varosch unterhielt. Ich schloss die Tür hinter mir und hängte den Haken ein, bevor ich ihr folgte. Vielleicht hatte ja jemand Lust, eine Partie Shah zu spielen.

7. Borons Gericht
     
    »Ihr seid hinterhältig«, bemerkte Serafine, als ich meinen Herold in Position brachte.
    Leandra schaute irritiert auf. »Gibt es nicht für Zuschauer eine Regel, ihren Rat für sich zu behalten?«, fragte sie ungehalten. Eine feine Falte entstand auf ihrer glatten Stirn, als sie das Brett sorgfältiger studierte. Ich lehnte mich an eine große eisenbeschlagene Kiste, die hier an Deck festgeschraubt war, und stopfte meine Pfeife. Wir saßen vor der Kabine auf dem Deck, unserer Passagierin gegenüber, die wohl auch auf Schlaf verzichten konnte. Ich fragte mich allmählich, ob sie so verharren wollte, bis wir Askir erreichten.
    Leandra saß mir gegenüber, das Brett zwischen uns, Serafine hatte es sich seitlich bequem gemacht. Zokora saß etwas abseits, wo Varosch ihr hingebungsvoll den Nacken massierte. Sie sahen alle zu, doch besonders Serafine verfolgte das Spiel überraschend aufmerksam. Immer wieder bemerkte ich, wie ihr Blick von dem Brett zu mir und zurückwanderte. Etwas schien ihr nicht zu behagen.
    Ich hingegen befand mich in einer seltsamen Stimmung. Das Schiff fuhr mit fast vollständig gerafften Segeln flussabwärts und besaß gerade genug Fahrt, um das Ruder greifen zu lassen. Deral befand sich vorn am Bug und rief ab und zu etwas mit leiser Stimme nach hinten; es hatte etwas Beruhigendes an sich, diese regelmäßigen Rufe zu vernehmen. Unter und neben mir gluckerte das Wasser des Gazar, und über uns spannte sich Soltars Tuch in einer sternenklaren Nacht. So weit waren wir von unserer Heimat entfernt, dass die Bilder des Himmels sich anders anordneten, als ich es gewohnt war. Nur Astartes Schleier zog sich wie gewohnt als schimmernder Streif über das Firmament.
    Ich mochte es, Leandra zuzusehen, wie sie überlegte; ihr Gesicht verriet mir meist jeden ihrer Gedanken. Ab und an biss sie sich leicht auf die Lippe oder gab leise Geräusche von sich. Ohne Zweifel war sie eine Kämpfernatur und gab niemals auf, bevor nicht der letzte Stein vom Feld war. Außerdem hatte sich ihr Spiel verändert, sie ging nicht mehr auf jede Finte ein und prüfte sorgfältig jeden Zug.
    Einmal hatte ich sie gewinnen lassen, dafür hatte sie mich zur Rede gestellt und abgekanzelt. Jetzt hob sie die Hand und berührte fast ihre Festung, bevor sie die Hand doch wieder zurückzog und das Schlachtfeld einer neuen Prüfung unterzog.
    Dann seufzte sie und schaute zu Serafine.
    »Was übersehe ich?«, fragte sie. Ich zog an meiner Pfeife und wartete.
    »Er lockt dich. Er lässt dich denken, er habe übersehen, dass seine linke Festung in zwei Zügen freistehen wird. Wenn du seiner Einladung folgst, wird es aussehen, als decke er seinen Herold und vergesse dabei die Festung. Dort aber lauert bereits sein Priester, er wird zuschlagen, deine Festung nehmen und dabei seinem König eine Blöße geben. Ein weiterer Fehler, wie es scheint. Dann will er, dass du den König bedrohst, und opfert dafür seinen rechten Herold. Dann bedroht er dich mit der Königin, du rettest den König hinter deine

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