Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Hauptmacht unseres Gegners. Aber es gab noch andere, besser ausgerüstete Truppen, darunter auch Veteranen und Elitesoldaten. Man sah sie selten, in der schieren Masse des Fußvolks gingen sie unter. Bei der Unterwerfung von Kelar waren auch dunkle Mächte und Magien zum Einsatz gekommen, also wussten wir bereits, dass Nekromanten Thalak dienten, vielleicht auch Maestros, die sich dunklen Dingen geöffnet hatten.
Dieser Mann wirkte befehlsgewohnt. Er war gewiss kein einfacher Soldat. Von Natalyia wussten wir, dass es in Thalak eine Klasse von Adligen gab, die als Kriegsfürsten bekannt waren. Gut ausgebildet und geschult, sorgsam unterwiesen in Taktik und Strategie, bestand ihr Leben darin, dem Herrscher von Thalak im Krieg zu dienen. Keine Generäle, wie wir sie kannten, sondern Befehlshaber, die dorthin gingen, wo sorgsame Planung notwendig erschien, ohne den Truppen fest zugeordnet zu sein. Natalyia hatte auch erwähnt, dass Kolaron oft bestimmte, wer wen zu ehelichen hatte. Vielleicht betrieb er eine Zucht, um gewisse Eigenschaften zu verstärken … Unser Feind mochte Schönheit um sich herum.
Möglicherweise war dieser Mann also einer der Kriegsfürsten, Spross einer Linie, die seit Jahrhunderten von Kolaron geformt worden war.
Oder ein Maestro der dunklen Künste.
Während ich diesen Gedanken nachhing, war der Unglückliche auf der Plattform versteigert worden, für eine, wie es mir schien, lächerliche Summe. Die acht Silberstücke, die er einbrachte, fanden sich sogar in Rendors schlaffem Beutel.
In meiner Heimat gab es keine Sklaverei. Es hieß in den Schriften, dass kein Mensch über die Seele eines anderen bestimmen sollte. Unsere Priester lasen diese Zeile so, dass kein Mensch einem anderen gehören dürfe, und danach war auch das königliche Recht ausgerichtet.
In Bessarein aber nahm man die gleiche Zeile und las sie anders: Die Seele war frei, doch der Körper konnte besessen werden. Schließlich, so argumentierte man dort, besaß der Vater auch das Recht auf die Kinder und auf den Leib der Mutter. Im Buch Astartes wiederum stand etwas anderes, dort wurde genauer geregelt, wann der Mann das Recht auf die Frau besaß… nur dann nämlich, wenn er seinen Pflichten nachgekommen war. Im Buch Borons regelte der Gott den gerechten Umgang aller miteinander, welche Pflichten der Sohn dem Vater, die Tochter der Mutter, die Frau dem Mann und die Menschen untereinander erfüllen sollten.
So weise Boron auch war, schien es mir, als ob er schlichtweg die Möglichkeit übersehen hätte, dass Menschen auf die Idee kommen könnten, andere als Besitz anzusehen. Borons Priester argumentierten, dass es aus dem Gesamten zu erkennen wäre, andere wiederum beriefen sich darauf, dass es nicht ausdrücklich verboten worden war.
Das Schicksal der Prinzessin Marinae trug vielleicht dazu bei, diesen elendigen Handel in Gasalabad weiter einzuschränken, doch in den anderen Emiraten war mit menschlichem Vieh noch immer gutes Gold zu verdienen.
Ich sah zu, wie der Mann von seinen Ketten befreit und ihm vom Schmied ein kupfernes Halsband angelegt wurde. Der Sklave kniete sich ohne Widerstand, aber mit angsterfüllten Augen vor dem Amboss nieder, ein kupferner Stift wurde kalt in die Ösen des Halsbands eingeführt, und der schwere Hammer fuhr hernieder … und traf den Stift genau, ohne den Hals des Mannes zu berühren. Die Blutspritzer um den Amboss herum verrieten, dass es nicht immer so ablief.
Erleichtert stand der Sklave auf, ging die Stufen hinab und kniete sich neben die Frau, neben der schon zwei weitere Sklaven knieten, einer davon ein junges Mädchen. In einer Art großem Leiterwagen hinter ihr lag ein anderer Unglücklicher. Dieser trug ein massives Band aus Eisen um Hals, Hand und Fußgelenke, mit Ketten dazwischen; üble Verbrennungen zeigten, dass sie ihm heiß angelegt worden waren. Das Mädchen, das ergeben neben der Sklavenhändlerin kniete, trug eines dieser leichten Silberbänder um den Hals und zeigte keine Anzeichen von Misshandlung, der andere im Wagen war so hart gegeißelt worden, dass es mir nicht sicher schien, ob er überleben würde.
Damit der neue Besitz nicht auf falsche Ideen kam, wurde die Händlerin von vier kräftigen Männern begleitet, die sowohl lederumwickelte Knüppel als auch gezackte Eisenkeulen an den Gürteln trugen. Einer von ihnen hatte einen Bart, der ihm fast bis an den Bauchnabel ging, und lange fettige Haare, in denen er sich unentwegt kratzte.
Grob kannte ich die
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