Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Schluck, dann noch einen weiteren und überlegte dabei. Er kniete vor mir und sah mit diesem treuen Blick zu mir auf. »Entferne das Band von deinem Hals.«
Er griff an das Band, schloss die Augen, es gab ein kleines Feuerwerk aus Funken, und es stank nach verbranntem Fleisch. Als er die Hand sinken ließ, hielt er den Reif in zwei Teilen, sein Hals war von einer üblen Verbrennung gezeichnet.
Er bewegte sich nicht und hielt die Augen geschlossen.
»Artin?«, fragte ich besorgt.
Seine Augen sprangen auf, und diesmal war es kein Hund, der mich ansah, eher ein Tiger. Oder vielleicht auch ein erboster Drache. Seine Augen schimmerten in einem tiefen Rot. Ich kannte dieses Warnzeichen sowohl von Zokora als auch von Leandra. Es zu missachten, wäre dumm.
»Wolltet Ihr mich nicht ausquetschen wie eine Dattel und dann verhuren?«, fragte er gefährlich leise. Ich hatte selten einen solchen Zorn in einer Stimme gehört. Ein Druck entstand auf meinen Schläfen, ich kannte das von Leandra, so fühlte ich mich jedes Mal, wenn sie die Magie um sich sammelte. Langsam und geschmeidig erhob er sich aus seiner knienden Position, während seine Augen mich bannten.
»Offensichtlich war es nicht die Wahrheit«, sagte ich und hielt seinem Blick stand, auch wenn es mir schwerfiel. Irgendetwas in mir wollte sich ein Erdloch suchen und hineinkriechen.
»Offenbar nicht«, sagte er und musterte mich eindringlich. Langsam verschwand das rötliche Glimmen in seinen Augen.
»Wollt Ihr Euch nicht setzen?«, schlug ich vor. »Dann wirkt Ihr nicht so bedrohlich, und wir können uns in Ruhe unterhalten.«
Er lachte leise. Es gab einen Unterschied zwischen den dunklen Elfen, denen Zokora angehörte, und den hellen. Die Hellen hatten ein Gemüt wie Quecksilber. Zokora lachte selten bis nie, aber sie war stetig. Ich verstand sie nicht, aber wenigstens wusste man bei ihr, woran man war.
Er griff nach einem Stuhl und zog ihn heran, zugleich weitete er auf übertriebene Weise seine Augen. »Ich wirke bedrohlich?«, fragte er offensichtlich erheitert.
Ich riss einen Streifen von meinem Ärmel ab und reichte ihn ihm zusammen mit der Flasche Korn. »Kümmert Euch zuerst um Eure Verletzung«, bat ich ihn, als er beides entgegennahm. »Dann reden wir.«
Er sah auf das Leinen herab und schüttelte den Kopf. »Der Korn ist gut«, meinte er und nahm einen tiefen Schluck davon, bevor er die Steingutflasche wieder mit einem Knall auf dem Nachtschrank absetzte. Er hielt den Streifen hoch. »Das Leinen nicht. Seide ist besser, aber beides ist nicht zu gebrauchen, wenn es nicht zuvor gekocht wurde.« Er berührte vorsichtig seinen Hals und verzog das Gesicht. »Im Moment ist es besser, wenn Luft daran kommt, es wird sonst nässen.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Es ist Euer Hals«, sagte ich.
Er sah mich seltsam an und nickte. »So ist es wohl. Jetzt wieder.« Dann lachte er leise. »Fürst Celan war so zufrieden mit Euch, wie konntet Ihr ihn nur so enttäuschen?«
»Es fiel mir nicht schwer«, gab ich trocken zurück. »Wollt Ihr mir erzählen, was Euch widerfahren ist?«
»Ihr seid höflich«, stellte er fest. »Habt Ihr Euch das angewöhnt, damit Euch andere nicht fürchten?«
Ich sah ihn erstaunt an.
»Ihr habt etwas Dunkles an Euch«, erklärte er. »Es ist, als wärt Ihr im Schatten, selbst wenn die Sonne auf Euch scheint.« Es war nicht das erste Mal, dass jemand mir so etwas sagte. Vielleicht stimmte es, ich hatte wohl zu lange Seelenreißer getragen.
»Nein. Höflichkeit erspart Ärger, das ist alles. Und wenn es diesen Schatten wirklich gibt«, ich vollführte eine wegwerfende Geste, »dann wird er bald verschwunden sein. Wie kamt Ihr hierher?«, fragte ich erneut.
Er zögerte einen Moment. »Ihr hättet das vorher fragen können und habt es nicht getan. Dafür bin ich dankbar, denn ich trage meine Geschichte ungern jedem vor. Bitte«, sagte er und beugte sich leicht vor, »nehmt es mir nicht übel, doch die Belange der Elfen sind nicht die der Menschen.«
Ich war enttäuscht, und das sah man mir wohl an.
Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Es gab eine Zeit«, sagte er und erhob sich, »als die Geschicke der Elfen und der Menschen miteinander verbunden waren. Aber sie ist selbst für uns lange vorbei.« Er verbeugte sich leicht vor mir. »Das Einzige, das ich Euch geben kann, ist meine Dankbarkeit.« Er setzte ein schiefes Lächeln auf. »Vielleicht ist es für Euch von Wert zu wissen, dass ich an Euch denken werde, auch wenn Eure
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