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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Gebeine schon längst zu Staub zerfallen sind. Und nun, mein Freund, muss ich gehen. Der Fürst und ich, wir haben eine Verabredung.« Er ging zur Tür und legte eine Hand auf die Klinke. »Wie ist Euer Name, Freund?«
    »Roderic von Kelar«, antwortete ich. Es klang ungewohnt nach so langer Zeit, aber es war mein Name und ich war nicht mehr Havald der Verfluchte.
    Er nickte ernst. »Ich werde meinen Enkeln von dem Mann erzählen, der mir das Leben wiedergab. Selbst in tausend Jahren wird es jemanden geben, der Euch dankbar ist, Roderic von Kelar.«
    Leise öffnete er die Tür, trat hindurch und zog sie wieder hinter sich zu. Ich blieb allein zurück. Ich hätte ihm Imras Ring zeigen können, aber hätte das etwas geändert?
    Leandra hatte mir in fast schon vorwurfsvollem Ton mitgeteilt, dass sie nicht verstand, warum mir immer wieder Leute folgten. Ich hatte keine Antwort darauf gewusst, aber nun schien es mir, als ob auch das mit Seelenreißer zu tun hatte.
    Ich trat ans Fenster, stieß den Laden auf und sah hinaus auf die Piratenbucht. Die Nacht hatte mittlerweile Einzug gehalten, Soltars Auge stand als schmale Sichel über dem Horizont, ein rotes Glühen lag über der Spitze des äußersten linken Vulkankegels. Die Schiffe waren Schatten auf der glitzernden See. Wenn man von dem fernen Grölen und Gelächter absah und dem einen Schrei, der kurz ertönte, könnte man meinen, es wäre friedlich.
    Ich stützte mich auf dem Fensterrahmen ab und atmete die laue Nachtluft ein. Es roch nach Meer und Fisch und nur wenig nach Unrat. Es wäre mir lieb gewesen, hätten Artin und ich uns zusammengetan. Ich gab es ungern zu, aber ich fühlte mich etwas einsam und auch ein wenig verloren. Ich gehörte nicht an diesen Ort und hatte noch immer nicht die geringste Idee, wie ich hier wegkommen sollte. Vielleicht wäre Artin und mir gemeinsam etwas eingefallen. Und sei es auch nur, wie man den Fürsten erschlagen konnte. Ich wünschte Artin viel Glück dabei.
    Ich schlief unruhig, Albträume plagten mich, und auch wenn ich mich nicht an sie erinnern konnte, ließen sie mich schweißgebadet im Bett aufschrecken. Im Dunkel der Nacht war der Raum von fremden Schatten erfüllt, durch Wand oder Boden hörte ich Gelächter, Grölen und schmerzerfüllte Schreie. Ich stand auf, ging ruhelos auf und ab und fühlte mich wie ein Hase in der Schlinge. Schließlich trat ich ans Fenster und wollte gerade den Laden öffnen, um etwas Luft hereinzulassen, als ich durch einen Spalt im Fensterladen eine Bewegung vor dem Haus wahrnahm. Dort waren Ballen und Kisten gestapelt und schufen Schatten in Schatten. Einen Moment lang wünschte ich mir Seelenreißer wieder herbei; mit ihm hätte ich gewusst, ob sich dort wirklich etwas befand. Ich blieb stehen, wartete und sah erneut, wie der Schatten sich bewegte.
    Hastig zog ich meine Stiefel an, gürtete mich und trat wieder ans Fenster, den frisch geschliffenen Dolch in der Hand. Einen Moment zögerte ich, dann verließ ich auf leisen Sohlen mein Zimmer. Aus dem nächsten Zimmer tönte lautes Schnarchen, ohne Zweifel einer der Piraten, und so sehr, wie sie alle dem Wein zugesprochen hatten, hoffte ich auf einen tiefen Schlaf bei diesem Kerl. Der Riegel seiner Tür war leicht zu heben, lautlos glitt ich hindurch und schloss sie hinter mir. Ich ignorierte den Schnarcher, trat ans Fenster, das nicht wie das meine zum Hafen hinausging, sondern in eine kleine Seitengasse, und spähte durch die Spalten des Fensterladens. Zuerst erschien mir alles ruhig und friedlich, dann sah ich auch hier einen Schatten, der sich bewegte. Ich wartete, und langsam schälte sich ein in schwarzes Leder gerüsteter Mann aus dem Dunkel heraus, einer der Soldaten Thalaks.
    Neben mir grunzte der Pirat und wälzte sich auf die andere Seite. Ich sah hin, und er öffnete die Augen. Einen Lidschlag lang stierte er nur vor sich hin und versuchte durch den Nebel des Weins zu erkennen, was er da sah, dann war es zu spät. Er lag bäuchlings auf dem Bett, was es mir leicht machte, ihm ein Knie in die Schultern zu drücken, ihm mit einer Hand den Mund zu bedecken und ihn mit der anderen an der Stirn und in den Augenhöhlen zu fassen, um zu ziehen und zu drehen. Es knirschte laut, der Mann erschlaffte unter mir, und ich trat hastig ans Fenster zurück. Dort waren jetzt leise Stimmen zu hören.
    Mit klopfendem Herzen erkannte ich Fürst Celan als den Neuankömmling, der sich flüsternd mit dem Soldaten unterhielt. Sie standen nicht weit entfernt,

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