Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Neuankömmling, einem glattrasierten, hageren Mann, der schon etwas älter war. Sein kurzes Haar war bereits ergraut, und sein Gesicht zeigte die Furchen, die Wind, Wetter und Sonne auf Dauer graben konnten. Lachfalten um seine Augen ließen ihn freundlich erscheinen, der harte Blick seiner blauen Augen war es nicht. Auch er trug diese lindgrüne Uniform.
»Das ist Schwertleutnant Mendell«, erklärte Amos. »Er ist der Erste Offizier an Bord und wird die Anklage vertreten.«
»Richtig«, meinte der Mann und trat hinter den Tisch, um auf dem linken äußeren Stuhl Platz zu nehmen. Er musterte mich. »Ihr seht munter aus für jemanden, der gestern noch im Sterben lag.«
»Was nur dafür sorgte, dass ich nun der Nekromantie verdächtigt werde«, antwortete ich.
Er zog eine Augenbraue hoch und sah Amos fragend an. Der nickte.
»Piraterie, Sklavenhandel und auch Nekromantie«, stellte der Schwertleutnant fest und schüttelte den Kopf. Er öffnete eine Schublade am Tisch und entnahm ihr Papier, Feder und ein Tintenfass sowie einen Sandstreuer zum Ablöschen. Ein Offiziersring ähnlich dem, wie ich einen trug, glänzte an seiner linken Hand. »Warum nicht noch Mord, Totschlag und Verrat?« Er schaute auf und an mir vorbei. »Elgata, du lehnst dich weit aus dem Fenster damit.«
»Das werden wir sehen«, sagte die Stimme der Kapitänin hinter mir. Ich hörte, wie die Tür zugezogen wurde, dann ging sie an mir vorbei und setzte sich neben Mendell. Amos löste die Hand von meiner Schulter, kam um mich herum und setzte sich auf den letzten freien Stuhl.
»Gut, bringen wir das hinter uns«, meinte die Frau und fixierte mich. »Zuerst haben wir ein paar Fragen an Euch. Ihr seid gut beraten, sie wahrheitsgemäß zu beantworten.« Sie nickte Mendell zu. »Fangen wir an.«
»Gut«, meinte der und nahm eine Feder zur Hand. »Name?«
»Roderic von Kelar.«
»Woher?«
»Kelar.«
Mendell sagte nichts, nur seine Feder kratzte über das Papier. »Euer Beruf?«
Ich zögerte etwas. Was sollte ich darauf antworten? Letztlich passte nur eins wirklich zu mir, also gab ich es an. »Bauer.«
»Wirklich?«, fragte die Sera und schüttelte erheitert den Kopf. »Ihr seht gewiss aus wie einer.«
»Glaubt Ihr an einen Gott? Wenn ja, an welchen?«, fragte Mendell knapp, während seine Feder mit erstaunlicher Geschwindigkeit über das Papier glitt.
»Soltar.«
»Bekennt Ihr Euch der Piraterie schuldig?«
»Nein.«
»Des Sklavenhandels?«
»Nein.«
Der Lanzenkapitän zog zweifelnd eine Augenbraue hoch.
»Der Nekromantie?«
»Nein!«
»Ihr steht vor einem Schiffstribunal nach den Gesetzen des Seerechts der Reichsstadt Askir. Es ist für alle Bürger der sieben Reiche gültig. Auch die Feuerinseln fallen darunter, selbst wenn Ihr das nicht glauben wollt. Sie sind imperialer Besitz. Erkennt Ihr also die Gerichtsbarkeit Askirs an?«
»Nein.«
»Nicht?«, fragte Amos erstaunt. »Mit welcher Begründung?«
»Ich bin ein Bürger Illians.«
»Wo befindet sich dieses Land?«, wollte Amos wissen.
»Etwa siebenhundert Meilen südlich von hier.«
Die Sera Kapitän sah mich an und trommelte mit ihren Fingern. »Seid daran erinnert, dass Ihr die Wahrheit zu sagen habt.«
»Es ist die Wahrheit.«
Mendell schaute mich an, steckte die Feder sorgfältig in das Tintenfass und blickte dann zur Sera Kapitän hinüber. »So kommen wir nicht weiter. Allein der Vorwurf der Nekromantie erwirkt, dass man ihn in Askir verhandeln müsste. Wir haben keine Möglichkeit, es zu überprüfen.«
»Ich würde gern etwas sagen«, meinte ich.
»Sprecht«, entgegnete die Sera.
»Ihr habt mir vorgeworfen, den Elfen gekauft zu haben. Das wolltet Ihr auch. Warum werft Ihr mir dann Sklavenhandel vor?«
»Ich wollte ihn erstehen, um ihn zu befreien«, sagte sie verärgert. »Wolltet Ihr das auch?«
»Ich habe ihn befreit«, entgegnete ich. »Er ging, kurz bevor mich Fürst Celan überfallen hat.«
»Das sagt Ihr «, meinte sie stur.
»Es gab dort in der Nacht mehrere Kämpfe«, berichtete Amos. »Etwas hat dieses Piratennest derart aufgescheucht, dass es zuging wie in einem Ameisenhaufen. Außerdem wurde berichtet, dass er den Elfen eingekleidet und bewaffnet hat.«
»Das sagt nichts aus«, meinte die Frau ungerührt. »Der Elf stand unter einem magischen Bann.«
Götter, war diese Frau stur. »Die Piraterie werft Ihr mir vor, weil ich in dem Gasthof genächtigt habe. Dass er Kapitänen vorbehalten war, wusste ich nicht, sonst wäre ich dort nicht
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