Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
gewesen. Jetzt überlegte sie kurz, die Rede darauf zu bringen, aber dann fehlte ihr der Mut dazu.
Daher plauderten sie den restlichen Abend nur über dies und das, bis Amhal sie schließlich, als die dann gehen musste, noch zum Tor der Akademie begleitete. Weiter durfte er nicht. »Tut mir leid, dass sich dich allein gehen lassen muss, aber heute Abend habe ich keinen Ausgang.«
Adhara hob ihren Umhang ein wenig an und zeigte ihm den Dolch. »Ich weiß mich schon meiner Haut zu wehren«, erklärte sie mit einem Lächeln.
»Ach, das hätte ich ja fast vergessen«, rief Amhal da und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ich habe eine Audienz bei der Hohepriesterin erreichen können. In einer Woche will sie mich empfangen. Wenn ich ihr alles erklärt habe, wird sie dich sicher zu sich bestellen, um dich zu untersuchen.«
Für Adhara war das gar nicht mehr so wichtig. Was bedeutete schon die Vergangenheit? Nun besaß sie eine ereignisreiche Gegenwart, eine Gegenwart, in der Amhal sie küsste und wunderschöne Abende mit ihr verbrachte.
Er ergriff ihre Hände, und so standen sie sich wieder gegenüber, unentschlossen, was nun geschehen sollte. Da umarmte
ihn Adhara plötzlich, ohne ihm Zeit zu lassen, sich noch zu entziehen. Mittlerweile hatte sie begriffen, dass Küssen manchmal einfacher war als Reden.
Er öffnete den Mund, und wieder durchfuhr sie dieses wunderbare Gefühl, warm und süß wie Honig. Mit den Händen strich er an ihr hinab, fuhr die Wölbungen ihres Gesäßes nach und presste sie so fest, dass es ihr fast wehtat. Adhara spürte, wie sich sein Körper an dem ihren rieb und er mit den Zähnen ihre Lippen umschloss. Als er ihren Busen ergriff, überkam sie Angst, eine wahnsinnige, unerklärliche Angst vor diesen Händen, dieser Leidenschaft, die etwas Gewalttätiges hatte.
Plötzlich löste sich Amhal keuchend von ihr. Aufgewühlt starrte sie ihn an und sah in seinen Augen diese zügellose Wildheit, wie schon damals, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren.
»Verzeih mir, ich …«
»Nein, es war meine Schuld …«, versuchte sie zu erwidern und näherte sich ihm erneut.
Doch Amhal wich zurück und schaute sie erschrocken an. »Gute Nacht«, murmelte er nur noch und rannte davon.
Er fand San vor seiner Tür wartend vor, so wie nun fast jeden Abend, seit sie begonnen hatten, zusammen zu fechten.
Amhal war aufgewühlt. Immer noch spürte er unter den Händen Adharas Körper und dieses wahnwitzige Verlangen, sie zu packen, zu beißen, zu zerreißen. Dieses unbestimmte Gefühl, das sich bereits bei ihrem ersten Kuss geregt hatte, hatte ihn plötzlich mit aller Gewalt überfallen. Die Wut schien ihn nicht mehr nur im Kampf zu erfassen, sondern langsam ganz Besitz von ihm zu ergreifen und nicht mehr loszulassen. Aller Aspekte seines Lebens bemächtigte sie sich, schlich sich in alle Beziehungen ein, gerade zu den Menschen, die er am meisten liebte, und vergiftete noch die reinsten Gefühle.
San schien seine Verstörung zu bemerken. »Ist irgendetwas passiert?«
Amhal schüttelte den Kopf und versuchte verzweifelt, diese entsetzlichen Empfindungen zu vertreiben. »Wolltet Ihr trainieren?«
»Ja, wie immer.«
»Ich hole nur mein Schwert, dann komme ich.«
Es war genau das, was er jetzt brauchte. Bewegung. Mit dem Schwert in der Hand alles andere vergessen. War er mit San zusammen, verlor sich alle Angst, und selbst die entsetzlichsten Regungen in seinem Inneren wurden gedämpft und fanden ihren Sinn. Das konnte sonst niemand, auch Mira nicht. San hatte die Macht, sein Herz zu beruhigen.
Er warf einen Blick auf das Buch, das dieser ihm gegeben hatte und das in der Mitte aufgeschlagen auf der Truhe lag. Als er zum ersten Mal darin gelesen hatte, war er erschrocken.
»Ich weiß nicht …, das ist doch Schwarze Magie …«, hatte er geantwortet, als San ihn fragte, was er davon halte.
»Gewiss«, hatte San knapp bestätigt.
Amhal sah ihn entgeistert an. »Aber die Verbotenen Zauber sind doch ein Übel.«
»Kommt drauf an. Die Schwarze Magie ist lediglich eine Waffe, die sich nach eigenen Maßstäben einsetzen lässt. Aber nur wer sich damit befasst hat, ist ein echter Magier.«
San hatte dann eine überzeugende Rechtfertigung Verbotener Zauber vor ihm entwickelt, und obwohl Amhal spürte, dass seine Lehren, seine Anschauungen zur Magie etwas Verkehrtes, Finsteres hatten, gelang es ihm kaum, sich deren Verführungskraft zu entziehen. Obwohl sie ihn erschaudern ließen,
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