Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
Sinne beraubte. Betrübt bemerkte sie allerdings auch einige rote Male auf seinem Rücken: neue Wunden, die er sich selbst beigebracht hatte, neuer Schmerz, den sie ihm so gern abgenommen und für ihn getragen hätte.
Schließlich, nach einem Gefecht, das lange genug währte, um sie glauben zu lassen, ehrenhaft verloren zu haben, drängte Amhal Amina gegen die Wand.
»Ergibst du dich nun?«, fragte er mit angestrengter Miene. Er verstand es, dieses Spiel durch und durch echt wirken zu lassen.
Amina atmete schwer und antwortete ihm mit stolzem Blick. »Aber nur, weil du ein Mann und größer bist als ich«, murmelte sie zwischen den Zähnen.
»Natürlich«, gab er ihr ohne einen Hauch von Ironie sofort Recht. Dann ließ er seine Waffe sinken.
Vor dem Mittagessen gönnten sie sich noch einige weitere Zerstreuungen. Sie versuchten sich im Kampf mit Lanzen und entdeckten schließlich in einer Ecke eine verstaubte und verbeulte alte Rüstung. Von der Größe her hätte sie einem Gnomen gehört haben können und schien wie für Amina gemacht, die sie natürlich auf der Stelle anprobieren wollte.
Gesagt, getan. Es ging nicht ganz ohne Mühe, und als sie sich dann ein paar Schritte bewegte, stolperte sie bald über die eigenen Füße und stürzte laut scheppernd zu Boden. Besorgt
eilte Adhara hinzu. Aus dem Blechhaufen am Boden drang gedämpftes Stöhnen, doch als sie ihr den Helm abnahmen, lag Amina da und bekam kaum noch Luft vor Lachen.
»Das ist ja vollkommen unmöglich, sich in dieser Eisenhaut zu bewegen!«, rief sie, als sie sich endlich wieder eingekriegt hatte.
»Ja, das muss man richtig üben«, erklärte ihr Amhal erleichtert.
Zu Mittag aßen sie in einer Spelunke in der Stadt, wo sie ein Wirt mit einem Gaunergesicht bediente und dichte Rauchschwaden über den Köpfen der Gäste hingen. Amina war, gelinde gesagt, begeistert und wollte sogar ein Glas Obstwein trinken.
»Das solltest du nicht tun, da ist Alkohol drin«, versuchte Adhara, es ihr auszureden.
»Du bist doch höchstens fünf Jahre älter als ich und bestellst ihn dir ganz selbstverständlich.«
Unwillkürlich fragte sich Adhara, wie alt sie wohl tatsächlich sein mochte, und wunderte sich, dass sie zuvor nie ernsthaft darüber nachgedacht hatte.
Amhal stand ihr nicht gerade bei: »Ich war neun bei meinem ersten Glas Obstwein«, bekannte er.
Und so gab es Wein für alle.
»Du bist gar nicht so übel«, rutschte es Amina irgendwann heraus, wobei sie ihn verstohlen anschaute. Amhal lächelte unbestimmt, und Adhara war stolz auf sich, wie gut ihr Plan aufgegangen war.
Am Nachmittag gingen sie gemeinsam auf Streife. Amhal hatte sich nur den Morgen freinehmen können und musste nach dem Mittagessen seine übliche Runde durch die Stadt drehen. Eigentlich verstieß es gegen die Vorschriften, sich auf Streife von Zivilisten begleiten zu lassen. Sein Dienst war nicht ungefährlich, doch verließ er sich auf seine Kämpfernatur
und erlaubte es den beiden, ohne seine Vorgesetzten einzuweihen, an seiner Seite zu bleiben.
Amina war kaum noch zu halten und spielte vor Aufregung in einem fort mit dem Heft ihres Schwertes. »Ich muss zugeben, dass ich mich wohl getäuscht habe«, sagte sie irgendwann zu Adhara, während sie sich durch das Gedränge in den Makrater Gassen ihren Weg bahnten. »Na ja, es war sicher ungerecht, dir vorzuwerfen, dass du nicht meine Freundin sein willst.«
Adhara lächelte zufrieden. »Ich hab’s dir ja gesagt.«
»Schon … Aber mein Vater erklärt mir immer, man muss Dinge nicht nur sagen, sondern auch beweisen … Und du hast mir heute bewiesen, dass es dir Spaß macht, etwas mit mir zu unternehmen.«
»Das war auch meine Absicht.«
»Neben dem Wunsch, mit deinem wunderbaren Amhal zusammen zu sein.«
Adhara wurde knallrot. »Was redest du denn da?« Sie blickte besorgt zu Amhal, der vor ihnen ging.
»Du kannst beruhigt sein. Er hört dich nicht«, versicherte ihr Amina, senkte aber doch selbst auch ihre Stimme. »Du hast keinen schlechten Geschmack. Er sieht wirklich gut aus.«
Adhara fühlte sich entsetzlich verlegen. Noch nie im Leben hatte sie mit jemandem über solche Dinge geredet. »Ich wollte nur, dass du ihn mal besser kennenlernst«, versuchte sie, die Hände ringend, zu erklären, »damit du begreifst, dass er nicht dein Feind ist …«
»Ja, ja, natürlich … Übrigens habe ich auch einen, der mir gefällt, ein Soldat aus der Leibgarde. Du siehst, was Jungen angeht, haben wir den gleichen
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