Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
»Meinetwegen, wenn ich so am Unterricht vorbeikomme …«, meinte sie spitz.
Amhal blickte Adhara fragend an, und die zwinkerte ihm zu. Und so ging er zum zweiten Teil des Planes über. »Wenn wir diese Dinge in die Tat umsetzen wollen, müssen wir allerdings
auch richtig ausgerüstet sein«, sagte er und zeigte Amina etwas, das er bis dahin noch hinter seinem Rücken verborgen gehalten hatte. Aminas Gesicht erstrahlte, als sie das Bündel sah, das er ihr hinhielt, denn eindeutiger hätte die Form nicht sein können. Sie riss es ihm aus der Hand, wickelte es aus und starrte es bewundernd an: ein Schwert. Dabei hatte die Waffe nichts Besonderes, es war ein Übungsschwert, wie es jeder beliebige Handwerker hätte schmieden können. Aber für Amina sah das anders aus.
»Ist das … meins?«
»Zumindest für heute«, antwortete Amhal. »Aber wenn du mir zeigst, dass du damit umzugehen verstehst, kannst du es behalten.«
Die Prinzessin wandte den Kopf und schaute Adhara an. Eine Vielzahl von Gefühlen war in ihrem Blick erkennbar: Dankbarkeit, Bewunderung für dieses Schwert, freudige Erwartung … Adhara genoss sie alle und war stolz darauf, sie hervorgerufen zu haben. Mit ihrem Einfall hatte sie mitten ins Schwarze getroffen, und zum ersten Mal kam sie sich wirklich nützlich und wichtig für einen anderen Menschen vor. »Nun? Wollen wir …?«
Die Prinzessin nickte stumm, aber sehr entschieden.
Anfangs benahm sich Amina allerdings noch sehr zurückhaltend. Sie bestand darauf, allein mit Adhara zu trainieren und hielt Abstand zu Amhal, der ritterlich den beiden Damen den Vortritt ließ. Den ersten Kämpfen schaute er nur zu und beließ es bei wenigen gelassenen Bemerkungen, die fast alle an Adhara gerichtet waren.
»Achte noch etwas mehr auf deine Beinarbeit …«
»Jetzt wäre ein Ausfallschritt besser gewesen …«
Sie hatten eine nicht mehr genutzte Übungshalle in der Akademie aufgesucht, die zwar verstaubt und etwas heruntergekommen, aber immer noch gut ausgestattet war. Gerade dies machte den Ort für Amina wieder besonders faszinierend,
die alles liebte, was auch nur leicht etwas Geheimnisvolles ausstrahlte. Aus Sicherheitsgründen hatten sich Amhal und Adhara für diese Halle entschieden: Die Prinzessin im Kreis der anderen Soldaten fechten zu lassen, hätte nur Aufsehen erregt und ihr vielleicht den Spaß verdorben.
Amina hörte sich Amhals Belehrungen alle schweigend an, bis es plötzlich, als sie gerade wieder einmal erfolgreich gegen die bereits schwitzende und erschöpfte Adhara angestürmt war, aus ihr herausplatzte: »Mit dem Mundwerk bist du gut. Aber ich möchte mal sehen, ob du auch kämpfen kannst.«
Amhal sprang von der Bank auf und löste die Riemen, mit denen er sein Schwert auf dem Rücken befestigt hatte. »Ich bin bereit!«, rief er übermütig.
Adhara dachte, dass er sich wirklich fantastisch verhielt: Er musste sich mit Aminas unterschwelliger Ablehnung auseinandersetzen und traf doch immer wieder genau den richtigen Ton, um das Herz der kleinen Prinzessin nach und nach zu erobern.
Amina ließ ihre Waffe sinken. »Ich will ja nicht kleinlich sein, aber ich bin nur halb so groß wie du und nur mit einem kurzen Degen ausgerüstet. So habe ich doch keine Chance gegen dich mit deinem langen Zweihänderschwert.«
Amhal zuckte mit den Achseln. »Adhara, reich mir bitte deinen Dolch.«
Sie trat zu ihm, zog die Waffe aus dem Futteral und gab sie ihm. Dann legte sie eine Hand auf das Heft seines Schwertes, ein eigenartiges Gefühl, das ihr durch und durch ging, so als würde sie einen Teil von ihm berühren.
Schließlich hockte sie sich in eine Ecke und sah zu, wie Amhal den Dolch von einer Hand in die andere wandern ließ, um sich mit dem Griff vertraut zu machen. »So besser?«
Amina lächelte herausfordernd: »Ich denke schon«, und damit stürmte sie wie eine Furie auf Amhal los.
Der fand auf Anhieb die vollkommene Linie, focht elegant
und ohne offensichtliche Zurückhaltung. Doch Adhara war klar, dass er sich mit seinem Können ganz auf Aminas Fähigkeiten einstellte. Er beließ es dabei, ihre Angriffe zu parieren und nur so zu attackieren, dass das Mädchen nicht in Verlegenheit geriet. Hingerissen beobachtete Adhara ihn, und alles an ihm entflammte sie: Wie geschmeidig er sich bewegte, seine Muskeln sich spannten, wie umsichtig er sich mit Amina maß, ja selbst dieser Schatten, der immer über ihm zu liegen schien, dieser dunkle Fluch, der ihn manchmal überkam und seiner
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