Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
Zofen ihr ausrichtete, dass jemand auf sie warte, wusste Adhara sofort, dass er es war.
In der Furcht, sich doch zu täuschen, hastete sie aufgeregt durch die Gänge, doch als sie ihn dann sah, in seinen Umhang gehüllt und mit einem schüchternen Lächeln im Gesicht, löste sich die Anspannung, und Tränen traten ihr in die Augen. Sie flog in seine Arme und erstickte ihr Weinen an seiner Schulter, ungeachtet alles anderen, dass sich sein Körper in ihrer Umarmung versteifte und dass er sie immer wieder versetzt hatte. »Du hast mir so entsetzlich gefehlt«, flüsterte sie nur.
Im Schatten eines Baumes setzten sie sich auf den Rasen, und Adhara begann zu erzählen, von ihren Begegnungen mit Theana und von den Erweckten.
Amhal hörte aufmerksam zu. »Das heißt, du warst vielleicht ihre Gefangene …«, sagte er, als sie geendet hatte.
»Oder ich war selbst eine von ihnen. Letztendlich weiß ich nicht sehr viel mehr als zuvor.«
»Und was ist mit den Kräutern, die du von der Hohepriesterin erhalten hast? Wirken die?«
Adhara schüttelte den Kopf.
»Vielleicht nimmst du nicht die richtige Dosis.«
Sie zuckte mit den Achseln. »So wichtig ist das gar nicht«, murmelte sie und fügte hinzu: »Meine Vergangenheit zählt heute nicht mehr.«
Amhal versuchte, etwas zu entgegnen. »Aber das ist doch der Ausgangspunkt, und …«
»Die Gegenwart ist viel wichtiger«, unterbrach sie ihn, wobei sie allen Mut zusammennahm.
Lange schaute sie ihn an und senkte dann doch den Blick, als sie sagte:
»Was ist los, Amhal? Du hattest versprochen, mich regelmäßig zu besuchen, aber du bist dann einfach nicht mehr gekommen. Du hast dich von mir abgewandt, berührst mich noch nicht einmal mehr, so als hättest du Angst vor mir.«
»Das hab ich auch!« Es war fast ein Schrei, ein Schrei voller Verzweiflung.
Adhara erstarrte, während Amhal verlegen Grashalme aus dem Rasen zu zupfen begann. »Beim letzten Mal … Ach, Adhara, diese innere Wut lässt mich nicht mehr los, sie ist immer da wie ein fester Teil von mir.«
»Aber du kämpfst doch dagegen an. Und zudem wüsste ich nicht …«
»Ich war kurz davor, dir wehzutun«, raunte er, seine grünen Augen erfüllt von einer tiefen Furcht, die Adhara mit der Gewalt eines Faustschlags traf. »Und das will ich nicht. Ich kann mich nicht um dich kümmern, weil ich mit mir selbst nicht klarkomme … zudem … ach, es ist ganz seltsam … Etwas geht mit mir vor, ich verändere mich, so vieles ändert sich, und ich beginne zu begreifen … Aber …«
Sie nahm sein Gesicht in die Hände, zwang ihn, nicht auszuweichen, und blickte ihm fest in die Augen. »Du würdest mir niemals wehtun. Das weiß ich!«
Sie näherte die Lippen seinem Mund und küsste ihn voller Leidenschaft. Aber nur kurz.
Verwirrt und mit gerötetem Gesicht löste sich Amhal von ihr. »Ich kann nicht, Adhara, ich kann nicht.«
»Das glaubst du nur, in Wahrheit aber …«
»Nicht jetzt«, unterbrach er sie. »Ich muss zuerst mich selbst finden. Danach kann ich mich auch dir widmen. Denn ich will dich nicht als Halt benutzen, sondern dich beschützen, ich will …« Er seufzte.
»Das verstehe ich nicht«, murmelte Adhara. »Ich will bei dir sein. Ich weiß nicht, wie man das nennt, ob das Liebe ist, ich weiß nur, dass ich mit dir zusammen sein will. Und du?«
Amhal schaffte es nicht, ihrem Blick standzuhalten. »Nicht
jetzt«, wiederholte er noch einmal, und Adhara war, als zerberste die Welt um sie herum. Er streckte die Hand aus, um die ihre zu berühren, doch sie stieß sie brüsk zurück. »Lass mir Zeit.«
»Ich brauche keine Zeit.«
»Ich aber schon.« Amhal gelang es, ihre Hand zu ergreifen. Er drückte sie fest. »Glaub nicht, dass ich dich nicht liebhabe«, raunte er.
Adhara spürte neue Hoffnung aufkeimen, doch wollte sie sich ihr nicht hingeben. »Und was heißt das?«
»Das heißt: Ich muss erst sicher sein, dass ich keine Gefahr für dich bin. Denn nie im Leben könnte ich es mir verzeihen, wenn ich dir etwas zuleide täte.«
Adhara blickte zu Boden. Das war alles so verworren, so schwer zu begreifen, und sie fragte sich, wieso sie nicht zu der Einfachheit der ersten Zeit zurückkehren konnten, als noch keinerlei Hindernisse zwischen ihnen gestanden hatten. Doch diese beiden Personen, die sie damals waren, gab es nicht mehr.
»Ich lass dich nicht mehr allein.«
»Das sagst du immer …«
»Ich schwöre es dir.« Immer noch hielt er ihre Hand. »Du bedeutest mir viel.«
Sie umarmten sich,
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