Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
Welt ausgebreitet, aber die Sterblichkeitsrate war nie sonderlich hoch. Bei dieser neuen Krankheit aber sieht das anders aus: Wie die Heilpriester berichten, führt sie zu einem grausamen Tod, mit einem Fieber, das die Betroffenen in zwei, drei Tagen erbarmungslos hinwegrafft.«
»Wie gesagt, vielleicht war es mit dem Roten Fieber anfangs ganz ähnlich.«
»Wie auch immer, jedenfalls dürfen wir nicht den Mut verlieren«, warf Amhal ein. »Es ist wie eine Naturkatastrophe, die ihre Opfer fordert, aber sie wird vorübergehen. Und dafür müssen wir alles in unserer Macht Stehende tun.«
Doch Miras Miene wollte sich nicht aufhellen. »Du hast leicht reden, dir kann die Seuche nichts anhaben … Aber erzähl das mal den Priestern der Ordensgemeinschaft, die ungeschützt mit den Kranken arbeiten müssen, um ein Heilmittel
zu entwickeln … Die Hohepriesterin hat alle Tempel für die Erkrankten öffnen lassen und schont sich auch selbst nicht. Wie ich höre, hat sie selbst schon mit der Suche nach einem Mittel begonnen. Und ganz zu schweigen von den Soldaten, die in den verseuchten Gebieten ihren Dienst tun. Weit weg von ihren Familien, allein, den tückischen Gefahren schutzlos ausgeliefert …«
»Dessen sind wir uns doch bewusst, wenn wir ins Heer eintreten«, antwortete Amhal, »dass unser Leben nicht mehr uns selbst gehört, sondern von nun an im Dienst einer höheren Sache steht.«
Mira lächelte bitter. »Welch fester Glaube, von keinen Zweifeln getrübt … Doch zum Wirken eines Drachenritters gehört auch Mitgefühl, Verständnis für die Lage anderer, und nicht die Leugnung von Zweifeln, sondern die tagtägliche Bekräftigung unserer Entscheidung durch das Zulassen von Unsicherheiten.«
Amhal errötete.
»Nun seid Ihr aber zu streng«, warf San ein und griff zu seinem Bierglas. »Zur Jugend gehören auch unerschütterliche Überzeugungen und große Ideale.«
»Nur wer einfältig ist, folgt schnurstracks einem Weg, ohne innezuhalten und nachzudenken, ohne an seinen Gewissheiten zu zweifeln.«
San verzichtete auf eine Erwiderung, und ein eisiges Schweigen legte sich über den Tisch.
»Und was ist mit uns? Ich meine, wohin werden wir abkommandiert?«, wechselte Amhal endlich das Thema.
San sah aus den Augenwinkeln zu Mira hinüber, doch dieser schien es nicht zu bemerken. »Wir patrouillieren in der Stadt«, antwortete er knapp. »Makrat zu schützen, ist unsere dringlichste Aufgabe.«
An diesem Abend zog San sich allein zurück, während Mira und Amhal gemeinsam den Weg zu ihren Unterkünften einschlugen.
Der angehende Ritter verspürte ein leichtes Unbehagen. Er konnte es selbst nicht so genau erklären, doch während der Abwesenheit seines Meisters war etwas geschehen, das wie eine Barriere zwischen ihnen stand. Vielleicht lag es an den langen Stunden gemeinsamen Trainings mit San, an der Tatsache, dass er das Gefühl hatte, ein anderer geworden zu sein, so als sei in den Tagen der Trennung etwas in ihm abgestorben und an dessen Stelle etwas Neues getreten. Mira sprach ihn an auf dies und das, doch mehr als einsilbige Antworten fielen ihm nicht ein.
»Was ist los mit dir? Du bist so seltsam«, sagte sein Meister irgendwann.
»Ich bin nur müde.«
»Und was ist mit Adhara?«
Adhara. Dieser Name zerriss ihm fast die Brust. Wo steckte sie? Was tat sie? Wie ging es ihr?
»Ich hatte so viel zu tun, dass ich sie schon eine Weile nicht mehr gesehen habe«, antwortete er verlegen.
Mira blickte ihm fest in die Augen. »Freundschaften müssen gepflegt werden.«
Amhal verspürte einen Kloß im Hals, und sein Magen verkrampfte sich. »Ich …«
Mira blieb stehen. »Du musst achtsamer mit dir umgehen. Du wirkst sehr mitgenommen. Nimm dir mal einen Morgen frei und geh zu ihr. Makrat wird deswegen schon nicht untergehen. Ich bin sicher, dass sie auf dich wartet.«
Er lächelt ihn an, und plötzlich hatte Amhal das Bild vor Augen, als er Adhara zum letzten Mal gesehen hatte, wie sie dort im Park des Palastes stand, und der Stich, den er im Herzen verspürte, war schmerzhaft und doch voller Lust.
»Und jetzt leg dich schlafen. Du brauchst Ruhe«, fügte Mira hinzu, wobei er ihm eine Hand auf die Schulter legte.
Amhal spürte, wie ihm Tränen in die Augen traten, Tränen, die er sich selbst nicht erklären konnte, während ihm gleichzeitig Wehmut die Eingeweide zusammenschnürte.
So ging er weiter zu seinem Zimmer, mit dem entsetzlichen Gefühl, etwas Wertvolles verloren zu haben.
Als eine der
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