Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
Leben. Dinge, die schön sind und durch die ich mich gut fühle.«
Jetzt atmete Mira noch einmal tief durch.
»Verzeiht die Störung«, sagte er trocken zu San, als er bei
der Gruppe stand, woraufhin dieser sich mit einem freundlichen Lächeln und vom Bier geröteten Wangen sofort zu ihm umdrehte, »aber dürfte ich Euch unter vier Augen sprechen?«
»Ist es dringend?«
»Ja.«
»Meine Herren, die Pflicht ruft«, erklärte da San an die Runde gewandt. »Ihr werdet es mir nicht verübeln, wenn ich das Ende der Geschichte auf morgen verschiebe.« Dann leerte er sein Bier in einem Zug und erhob sich. »Ich stehe ganz zu Eurer Verfügung«, fügte er gut gelaunt hinzu.
Sie begaben sich zu seiner Unterkunft, einem schlicht eingerichteten, aber großen Zimmer – schön und geräumig wie sonst nur wenige in der Akademie, wie Mira sofort dachte.
San nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und bot ihm einen Stuhl vor der Wand an. Dann faltete er die Hände vor der Brust und wartete. »Nun, was kann ich für Euch tun?«
»Offenbar habt Ihr mit meinem Schüler Amhal Freundschaft geschlossen …«, begann Mira.
San verzog keine Miene. »Ein hervorragender Bursche«, antwortete er mit der gleichen Freundlichkeit wie zuvor, »meiner Einschätzung nach der begabteste aller Schüler seines Jahrgangs. Stark, wagemutig, und zudem noch mit magischen Fähigkeiten gesegnet …«
»Tja, das denke ich auch. Ein starker junger Mann, aufrecht und feinfühlig. Ein junger Mann, der gestern allerdings kaltblütig einen Jungen getötet hat, der in die Stadt einzudringen versuchte.«
Das Lächeln wich aus Sans Miene. »Ja, eine traurige Geschichte. Aber es ist die traurige Lage, die dafür verantwortlich ist.«
Mira schwieg eine Weile und blickte den Mann vor ihm aufmerksam an.
»Ich glaube nicht, dass Ihr Amhal kennt. Sicher wisst Ihr nicht, dass er seit Jahren gegen Kräfte in sich ankämpft, die
er wie eine Strafe empfindet. Ihr wisst nicht, dass seine Geißel diese Raserei ist, die ihn im Kampf überkommt, eine Mordlust, die er schon seit Kindertagen niederzuhalten versucht. Und Ihr wisst vor allem nichts von seinen Fortschritten in diesem Kampf, von den Strategien, die er entwickelt hat, um diesen Blutdurst zu unterdrücken, oder von den Strafen, die er sich stets auferlegt, wenn er gefehlt hat.«
»Und warum erzählt Ihr mir das?« Sans Fröhlichkeit war nun vollkommen verflogen.
»Nun, ich kenne Euch ja nicht und weiß nicht, welche Schüler Ihr bislang unterwiesen habt und ob Ihr mit den Grundsätzen der Drachenritter vertraut seid. Aber Ihr solltet Euch darüber im Klaren sein: Das, was Amhal gestern getan und wofür er sich heute schon wieder bestraft hat – eine neue Wunde neben den bereits unzähligen Narben auf seinem Körper zeugt davon -, bedeutet einen schlimmen Rückfall für ihn.«
San blickte Mira herausfordernd an. »Wir sind beide erwachsene Männer. Hören wir auf mit diesen Spielchen. Was wollt Ihr von mir?«
»Dass Ihr Euch von Amhal fernhaltet!«, rief Mira, wobei er den Zeigefinger gegen San ausstreckte. »Ich weiß, was Ihr ihm erzählt, aber das hat nichts mit den Werten zu tun, die wir unseren Schülern hier auf der Akademie nahezubringen versuchen.«
Einen Moment blickte San ihn nur reglos an und lachte dann plötzlich auf.
»Da gibt es nichts zu lachen! Mir ist nicht nach Scherzen zumute!«
»Nicht anders als Ihr gehöre ich zu dieser Akademie. Ich bin ein Drachenritter. Das wisst Ihr sehr gut. Ihr wart bei meiner Ernennung selbst zugegen …« Und mit jetzt todernster Miene fügte er hinzu: »Ihr seid es, der dem Jungen schwer schadet. Ihr wisst nichts von ihm und habt ihn dazu verleitet, sein Wesen zu unterdrücken und seine magischen
Kräfte verkümmern zu lassen. Deswegen leidet er. Wegen Eurer törichten Lehren, nicht meinetwegen.«
»Was ich lehre, sind die Prinzipien des Ordens der Drachenritter, die seit Jahrhunderten gelten.«
»Manche sind dazu ausersehen, sich über Bestimmungen und Beschränkungen zu erheben, selbst über die Prinzipien der Drachenritter.«
Nun war es an Mira, höhnisch aufzulachen. »Und Ihr glaubt, so jemand zu sein?«
»Vielleicht. Amhal aber mit Sicherheit.«
Das Schweigen, das folgte, lastete schwer im Raum.
»Der König schätzt und liebt Euch«, hob Mira nach einer Weile wieder an, »und nur aus diesem Grund unterhalte ich mich hier drinnen mit Euch und nicht draußen in der Arena, um Euch mit Schwerthieben zu verdeutlichen, was mir auf den Nägeln
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