Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
brennt. Aber ich sage es Euch zum letzten Mal: Amhal ist mein Schüler, er wurde mir anvertraut, und ich möchte nicht mehr sehen, dass Ihr ihn umschwirrt.«
Sans Miene zeigte keine Regung. »Dann haltet ihn eben von mir fern, wenn Ihr meint, dass Euch das gelingt.«
»Mir reicht es, wenn Ihr Euch von ihm fernhaltet.«
Mit einem Lächeln hob San die Arme. »Ich werde Eurem Schützling nicht mehr zu nahe kommen. Aber glaubt mir, er wird es sein, der mich sehen will. Denn anders als Ihr weiß ich genau, wer er ist und was er braucht.«
Mira stand auf. »Der Weg, den Ihr ihm aufzeigt, mag leicht und verlockend scheinen, aber ich weiß, wohin er führt. Und Amhal weiß das auch. Ihr unterschätzt ihn, wenn Ihr glaubt, er wolle diesem Weg tatsächlich folgen.«
»Seltsam … Wenn Ihr davon überzeugt seid, könnt Ihr ihm doch die Entscheidung überlassen, anstatt zu mir zu kommen und mich aufzufordern, mich von ihm fernzuhalten.«
Mira ballte die Fäuste angesichts Sans unerschütterlichen Lächelns. »Vergesst nicht, was ich Euch gesagt habe«, zischte er dann nur.
»Darauf könnt Ihr Euch verlassen«, antwortete San, vollkommen ruhig.
Einige Abende war Amhal vom Wachdienst an der Stadtmauer entbunden. So lag er auf seinem Bett in der Akademie und starrte zur Decke hinauf. Er wusste nicht, was er denken sollte. Plötzlich waren alle Sicherheiten verflogen. Auf die gemeinsamen Tage mit San, die ihm so erfüllt vorgekommen waren und ihm ein solches Wohlgefühl beschert hatten, hatte sich ein Schatten gelegt. Wer war dieser Mann wirklich?, fragte er sich. War er es, von dem er geträumt hatte? Wieso hatte er sich von Anfang an so für ihn interessiert? Und was sollte er von den Dingen halten, die er ihm beibrachte?
Er wusste nicht mehr, wem er folgen sollte: San, der ihm Glück und Macht versprach, oder Mira mit seinem Bekenntnis zu Verantwortung und Opferbereitschaft.
Am ersten Tag ließ San sich nicht blicken. Amhal war fast erleichtert, denn er war auch nicht in der Stimmung für eine Unterhaltung.
Doch am zweiten Tag klopfte jemand mitten in der Nacht an der Tür, und Amhal war sicher, dass nur er es sein konnte.
»Hast du auf mich gewartet?«, fragte San ohne lange Vorrede.
Amhal bat ihn herein.
»Ich habe gehört, was vorgefallen ist. Ich stehe voll und ganz auf deiner Seite.«
Der angehende Drachenritter war nicht überrascht. Mittlerweile kannte er diesen Mann, wusste, was er von ihm erwarten konnte und wie dieser seine Tat einschätzen würde. »Keine schöne Sache«, sagte Amhal nur.
»Aber notwendig. Wozu wäre sonst die Sperre gut? Wie viele Bewohner Makrats wären einer großen Gefahr ausgesetzt gewesen?«
Amhal wandte ihm das Gesicht zu. »Warum nehmt Ihr solchen Anteil an meinem Geschick?«
»Weil du etwas Besonderes bist.«
Amhal blickte kurz zu Boden und gab sich dann einen Ruck: Er erzählte San von seinen Träumen.
»Wir beide, du und ich, gehören zusammen«, sagte San, als Amhal geendet hatte.
»Ich verstehe gar nichts mehr und sehe nur, dass mich Eure Unterweisungen von meinem Meister und von Adhara entfernt haben.«
»Weil du ganz anders bist als sie, weil du nicht zu ihrer Welt gehörst. Das ist unser Schicksal. Wir stehen auf einer anderen Seite. Wir sind anders.«
»Das sagt Ihr mir so oft. Aber Ihr erklärt mir nie, was damit eigentlich gemeint ist. Und ich … ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt anders sein will.«
»Das kannst du dir nicht aussuchen. Du bist es, ob du es nun willst oder nicht. Viel mehr kann ich dir im Moment nicht sagt, denn alles hat seine Zeit. Jetzt ist die Zeit der Unterweisung, danach wird die Zeit der Enthüllungen anbrechen.«
Amhal blickte ihn an und dachte an die vielen Stunden, die sie zusammen verbracht hatten, Sans Lehren … Er musste eine Entscheidung treffen.
»Ich weiß nicht, ob ich diesen Weg weitergehen möchte. Mir graust vor dem, was ich getan habe.«
»Was willst du damit sagen?«
»Dass wir vielleicht nicht mehr miteinander trainieren sollten.«
Ein Schweigen so schwer wie Blei folgte seinen Worten.
»Habe ich dich jemals dazu gezwungen?«
»Nein, aber darum geht es auch nicht …«
»Habe ich dich jemals zu Dingen genötigt, die du nicht wolltest, die du nicht auch ohne mich immer schon gern getan hättest?«
»Nein, aber …«
»Ging es dir nicht gut in diesen Tagen, fühltest du dich nicht im Frieden mit dir selbst?«
»Es ist eben dieser Frieden, der mir Angst macht.«
San starrte ihn an, und Amhal
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