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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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hatte.
    »Auf alle Fälle solltest du dich jetzt noch etwas ausruhen. Und danach suchst du den Heilpriester auf. Er hat sein Zelt am anderen Ende des Lagers, dicht beim Bach. Du kannst es nicht verfehlen; es ist als einziges dunkelrot.«
    Als sie das große Schlafzelt betraten, zeigte er ihr das Bett für sie und Amina. Einige Dutzend Feldbetten standen dort, aber offenbar reichten sie nicht für alle Gäste des Lagers.
    »Dort kannst du es dir bequem machen, aber leider musst du dir den Platz mit deiner Schwester teilen«, erklärte Kairin.
    »Macht nichts, das sind wir gewöhnt. Auf der langen Wanderung hierher haben wir auch nachts eng beieinander gelegen, um uns gegenseitig zu trösten.«
    Kairin lächelte und verharrte dann auf der Stelle, so als habe er noch etwas auf dem Herzen.
    »Danke für alles«, sagte Adhara, um ihm aus der Verlegenheit zu helfen.
    Der Jüngling blickte sie traurig an. »Tut mir leid, wenn ich vorhin zu weit gegangen bin. Das wollte ich nicht, aber … aber ich denke immer an sie. Der Gedanke lässt mich nicht mehr los. Die Zeit, die seither vergangen ist, ändert nichts daran. Sie … sie ist immer bei mir, wenn ich morgens aufwache, bis abends, wenn ich die Augen schließe«, erklärte er mit stockender Stimme. »Sie fehlt mir so unglaublich.«
    Adhara legte ihm tröstend eine Hand auf seine Schulter.

    »Von wem sprichst du?«
    »Von Elyna …«, murmelte er.
     
    Er erzählte ihr die Geschichte. Sie brannte ihm auf der Zunge, das war mehr als deutlich, und Adhara lauschte ihm, während sie seine Hand hielt. Vielleicht war es nur die Trauer, die sie verband, doch sie fühlte sich ihm nahe.
    »Elyna war meine Verlobte. Obwohl wir noch sehr jung waren, wollten wir bald heiraten. So sehr haben wir uns geliebt. Doch die Welt kann schrecklich sein, und ein böses Schicksal findet immer einen Weg, Ahnungslose hinterrücks zu überfallen.«
    Er schniefte und kam Adhara dabei wie ein kleiner Junge vor.
    »Noch nicht einmal einen Monat vor der Hochzeit starb sie. Sie war Beeren sammeln in einem Wald. Noch heute frage ich mich, wie sie die Früchte verwechseln konnte. Sie kannte sie ja, ich weiß es, denn wir waren oft gemeinsam losgezogen. Als sie dann am Abend noch nicht zurück war, machten wir uns auf die Suche nach ihr. Wir fanden sie unter einem Baum: Sie schien zu schlafen. Dabei war sie schon tot, und wir konnten nichts mehr für sie tun.«
    Er konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte jetzt leise wie jemand, der andere nicht behelligen oder seinen Schmerz nicht teilen möchte.
    »Es tut mir so leid für dich«, murmelte Adhara.
    Mit dem Handrücken wischte sich Kairin über die nassen Wangen. »Ich hab mich nie damit abfinden können. Alles, was danach kam, war für mich geprägt von dieser Tragödie. Als gehörte ich gar nicht hierher, so
gehe ich durch die Welt und lasse mein Leben achtlos verrinnen, weil ich einfach keinen Grund finde, nicht ebenfalls zu sterben.«
    Es war eigenartig, wie gut sie durch ihre Erfahrungen mit Amhal diese Gefühle nachempfinden konnte.
    Kairin hob den Blick. »Willst du sie mal sehen, meine Elyna?«, fragte er.
    Adhara starrte ihn sprachlos an, und er deutete ein Lächeln an.
    »Ich habe immer gern gezeichnet. Und so hatte ich einen ganzen Berg von Porträts von ihr angefertigt. Aber die sind verbrannt, weil ich sie nicht alle mitnehmen konnte, als wir unser Dorf verließen. Nur von einem einzigen habe ich mich nie getrennt.«
    Er holte es aus einer Tasche hervor, ein vergilbtes, abgegriffenes Blatt Papier, das er so behutsam wie eine kostbare Reliquie anfasste. Das Papier knisterte, als er es langsam entrollte. Adhara wartete gespannt.
    »Hier sieh … das ist meine Elyna …, aber in Wirklichkeit war sie sogar noch schöner … Alles würde ich geben, könnte ich sie wieder hier bei mir haben.«
    Das Porträt zeigte ein junges Mädchen mit dunklen Haaren, die lang und glatt auf die Schultern fielen und ein schönes Gesicht mit einer hohen Stirn einrahmten, schmal, aber mit doch vollen Wangen. Unter einer geraden dünnen Nase öffnete sich ein anmutiger Mund mit kleinen, hübsch geschwungenen Lippen. Schüchtern lächelte Elyna sie von dem alten Blatt aus an. Adhara aber erstarrte, während Eiseskälte ihren Körper durchfuhr. Denn dieses lächelnde, schüchterne Mädchen kannte sie. Es war sie selbst.

9
    Im Körper einer anderen
    A ls sie vom Bad im Bach zurückkehrte, schien Amina guter Stimmung. Sauber und erholt sah sie aus, und

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