Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
mich nicht über dich lustig machen, aber manchmal wünsche ich mir eben, dass das Unumkehrbare weniger endgültig sein möge.«
»Das wünschen wir uns wohl alle«, antwortete Kairin, während seine Züge sich wieder entspannten. »Du solltest schlafen gehen. Es war doch ein langer, anstrengender Tag für dich.«
Adhara nickte nur und verschwand rasch im Dunkel des Lagers.
In der Nacht hatte sie einen Traum. Sie durchstreifte einen märchenhaften Wald und fühlte sich frei und glücklich. Alles erstrahlte in einem klaren, reinen Licht.
Und sie war nicht allein. Kairin war bei ihr. Sie spielten Verstecken und verfolgten sich lachend. Es war alles so einfach, so vollkommen. Und als sie sich küssten, war das so selbstverständlich, dass sie sich ohne Scheu seiner Umarmung hingab. Anders, als sie es mit Amhal erlebt hatte, pressten Kairins Hände nicht ihren Leib, sondern hielten ihn sanft, und seine Küsse waren ein zärtlicher Hauch. Es war alles so wunderbar natürlich, dass Adhara Tränen in den Augen standen, als sie erwachte.
Amina neben ihr schlief ruhig und fest. Das Zelt lag im Halbdunkel, und die Körper, die dort auf den anderen Feldbetten ruhten, wirkten derart friedlich, dass sie sich sofort an den Zauber erinnert fühlte, den sie gerade im Traum erlebt hatte.
In diesem Moment fasste sie einen Entschluss. Aus dem Bauch heraus. So, als sei Amhal nie das einzige Ziel dieser von Grauen begleiteten Wanderung gewesen. So, als sei ihn wiederzufinden nicht der einzige Zweck all der Mühen und Enttäuschungen der zurückliegenden Tage.
Denn angesichts dieses Traumes hatte mit einem Mal nichts mehr Bedeutung von dem, was einmal war.
Früh am nächsten Morgen wachte sie auf. Als auch Amina aufgestanden war, saßen sie draußen vor dem Zelt zusammen und besprachen die Lage. Adhara erzählte ihr noch einmal von dem Heilpriester und dass er sich weiter um ihr Problem kümmern wolle.
»Dann willst du also noch länger bleiben?«, fragte die Jüngere mit skeptischem Blick.
»Nur bis ich genau weiß, was mich da befallen hat.«
Amina schwieg, und in diesem Schweigen schwangen Fragen und Zweifel mit.
»Ist das ein Problem für dich?«
Die Prinzessin schlug die Beine übereinander. »Nein. Nur habe ich hier keine Ruhe. Die Front ist so nahe, und dort zieht es mich hin. Und dich hoffentlich auch.«
»Ja, ich habe nicht vergessen, weswegen ich hier bin, wenn du das meinst«, antwortete Adhara nur.
»Das hoffe ich wirklich. Und deshalb sollten wir uns jetzt einen Plan überlegen. Lange will ich mich jedenfalls nicht mehr ausruhen.«
»Lass uns noch zwei Tage hierbleiben«, schlug Adhara vor, »dann weiß ich vielleicht mehr.« Es hatte keinen Sinn, sie in alles einzuweihen. Amina wusste nichts über ihre Herkunft und würde sicher nicht verstehen, was in ihr vorging.
»Meinetwegen«, antwortete Amina nach einer Weile. »Aber dann brauchen wir jetzt noch etwas von dem Trank.« Es waren zwar noch ein paar Stunden, bis die Wirkung nachlassen würde, aber es war ratsam, den Zauber frühzeitig aufzufrischen, damit ihre Tarnung nicht aufflog.
Adhara holte ihn aus dem Quersack und reichte ihn Amina.
»Und was ist mit dir?«, fragte diese.
»Ich hab schon«, log Adhara und blickte dann in eine andere Richtung. Die Sonne machte sich gerade auf ihren täglichen Weg am Himmelszelt. Nur noch wenige Stunden. Nur noch wenige Stunden, dann würde es geschehen.
Adharas Hände waren schweißnass. Die Wirkung des Trankes würde in Kürze verfliegen. Sie hatte sich zu Kairins Zelt aufgemacht, aber er war noch nicht da.
Als sie ihn, mit einer Axt in der Hand, näher kommen sah, atmete sie erleichtert auf.
»Hast du mal einen Augenblick Zeit, mit mir zu kommen?«, fragte sie, ohne ihn auch nur zu begrüßen. Er schien verwundert, nickte aber und folgte ihr.
Sie ging voraus zum Schlafzelt in der Hoffnung, dass sie dort ungestört sein würden. Jetzt am späten Vormittag waren wahrscheinlich alle Leute mit den verschiedensten Verrichtungen im Lager beschäftigt. Und so war es auch.
Sie nahmen auf ihrer Pritsche Platz, und während sie so dasaßen, machte sich eine immer größere Verlegenheit breit. Adhara wusste einfach nicht, wie sie die Zeit überbrücken sollte.
»Ja, was ist jetzt? Warum wolltest du mich denn sprechen?«, fragte Kairin noch einmal – und erstarrte. Da wusste Adhara, dass es geschehen war. Die Wirkung des Tarntranks war verflogen, und er sah sie nun, wie sie wirklich war. Ihr wahres Gesicht.
Weitere Kostenlose Bücher