Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
Ihre Truppen verloren nicht mehr an Boden, konnten allerdings auch noch keine Geländegewinne verzeichnen. Die wenigen ihnen verbliebenen Vorposten konnten gehalten werden, ohne allerdings dem Feind ernstlich wehzutun oder auch nur einen Schritt vorzurücken.
Die dringendsten militärischen Maßnahmen waren besprochen, als sich Kalth Theana zuwandte und sie unvermittelt fragte: »Gibt es eigentlich etwas Neues bezüglich des Heilmittels?«
Verlegen rutschte die Magierin auf ihrem Stuhl hin und her. Sie hatte gewusst, dass diese Frage kommen
würde, und fühlte sich doch schlecht vorbereitet. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, und es machte sich gespannte Stille im Saal breit.
»Wir arbeiten noch daran«, antwortete sie. Theana erläuterte der Runde, was sie herausgefunden hatten, und zwar, dass die Seuche auf ein äußerst mächtiges Siegel zurückging und dass sich die Krankheit durch die Vermehrung infizierter Sporen ausbreitete, die mit magischen Mitteln geschaffen worden waren.
»Du sagst, Siegel können nur von jenem Magier gebrochen werden, der sie hervorgerufen hat. Aber was, wenn der betreffende Magier tot ist? Heißt das, dass eine grundsätzliche Lösung des Problems nicht mehr möglich ist?«
Die Hohepriesterin wankte innerlich. Kalth hatte die Frage gestellt. Sie hätte nicht gedacht, dass der Junge bereits so viel wusste und so klar zu folgern verstand.
»Theoretisch ja, doch in der Vergangenheit finden sich auch Beispiele für Siegel, die von Dritten gebrochen wurden. Aster etwa zählte zu den Magiern, die dazu fähig waren. Aber auch wenn das Siegel mächtig ist und nicht so leicht gebrochen werden kann, bedeutet das nicht, dass wir keine Behandlung entwickeln könnten, die der Seuche Einhalt gebietet und ihre Symptome lindert.«
Auf den Gesichtern der Anwesenden zeichnete sich Erleichterung ab.
»Dann forscht ihr also auch verstärkt in diese Richtung, oder irre ich mich?«
Theana zögerte einen Moment. Mit seinen Fragen trieb Kalth sie gehörig in die Enge. Was sollte sie antworten? Schließlich hatte sie von Milo noch keinerlei
Bericht bezüglich des angeblichen Wundermittels erhalten, das der Gnom ihr gebracht hatte. Sie durfte sich jetzt nicht angreifbar machen und musste auf Zeit spielen.
»Wir orientieren uns in verschiedene Richtungen. Eine ganze Reihe meiner Mitbrüder arbeitet fieberhaft Tag und Nacht an einer Möglichkeit, die weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Andere haben Arzneien entwickelt, die wir gerade in einigen unter Quarantäne stehenden Gebieten erproben.«
»Liegen bereits Ergebnisse vor?«
Die Magierin schluckte. »Es sind alles kleine Schritte. Der große Durchbruch ist uns leider noch nicht gelungen.«
»Dann könnt Ihr uns folglich noch nicht genauer sagen, wann und ob überhaupt mit einer erfolgreichen Behandlung zu rechnen ist?«
Kalth blickte sie mit geradezu strenger Miene an, und Theana hätte schwören können, dass auch die anderen Teilnehmer im Stillen ihre Künste als Hohepriesterin und Magierin in Zweifel zogen.
»Nein, ich kann da wirklich keine Vorhersage machen«, erklärte sie entmutigt.
Ein missbilligendes Gemurmel erhob sich im Saal. Die Enttäuschung, die die Versammelten ergriff, war für Theana greifbar.
Mit einer Handbewegung brachte Kalth alle zum Schweigen und löste dann die Versammlung auf. Missmutig erhoben sich die Teilnehmer von ihren Sitzen, und Theana schlug die Augen nieder.
Kalth blickte sie weiter aufmerksam an, und dabei
wurde ihr klar, dass nun der Augenblick gekommen war, ihn in alles einzuweihen. »Es gibt da etwas, worüber ich mit Euch sprechen muss«, sagte sie, als alle den Saal verlassen hatten.
Der junge Herrscher schien nicht überrascht. »So sprecht.«
Theana holte tief Luft und erzählte ihm alles von Uro, dem Gnomen.
Die Kranken, denen man das Mittel verabreicht hatte, hatten sich erholt, manche waren sogar ganz gesundet. Wie sie herausgefunden hatten, musste der Trank zu einem möglichst frühen Zeitpunkt gegeben werden, dann waren die Ergebnisse beachtlich. Aber sie selbst war noch nicht ganz von der heilsamen Wirkung dieser Behandlung überzeugt. Sie hatte Uro dazu verpflichtet, die Nachricht noch für sich zu behalten und das Mittel nicht ohne ihre Einwilligung in seiner Umgebung zu verabreichen. Als Gegenleistung hatte sie versprochen, ihm später seinen Wunsch zu erfüllen, das hieß, ihm den ganzen Ruhm zukommen zu lassen. Eben dies war es aber auch, was ihr Misstrauen begründete. Dieses
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